Archive - Apr 11, 2016
Technologieförderung weiterenwickeln
11.04.16
von
Klaus Fischer
Ein Förderkonzept für die Entwicklung neuer Technologien kündigten Technologieminister Gerald Klug, Hannes Androsch, der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, FFG-Geschäftsführer Klaus Pseiner und AIT-Geschäftsführer Anton Plimon am 11. April an. Es gehe allerdings nicht um etwas grundlegend Neues, sondern um die laufende Weiterentwicklung bestehender Pläne, erläuterte Androsch auf Anfrage des Chemiereport. Auch die 25 Milliarden Euro, mit denen Klug mittels Infrastrukturausbau (Schienen-, Straßen- und Breitbandnetz) die Industrie unterstützen will, sind bereits budgetiert.
Pseiner ergänzte, die FFG wolle „eine Benchmark in Europa“ sein. Sie verfolge mit ihrer Förderpolitik zwei Stoßrichtungen, erstens die Verbreiterung der Forschungs- und Entwicklungbasis, zweitens „zusätzliche Dynamik für die Leitbetriebe.“ Dazu solle die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft weiter verbessert werden. Im Fokus stünden insbesondere Klein- und Mittelbetriebe. Erst kürzlich habe die FFG zur Interessensbekundung hinsichtlich der Einrichtung drei neuer Pilotfabriken im Zusammenhang mit der „Industrie 4.0“ aufgerufen: „Vor allem KMUs können und sollen hier mitmachen.“
Plimon zufolge ist gerade auch das das AIT bezüglich der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft schon jetzt ein „wesentlicher Knotenpunkt. Wir haben uns zu einem Player in der europäischen Liga entwickelt.“
Branchenbericht: Kein Grund für Optimismus
11.04.16
von
Klaus Fischer
Er zeichnet ein ebenso umfassendes wie eindrucksvolles Bild der europäischen Chemieindustrie: der kürzlich erschienene Bericht „The European Chemical Industry - Facts and Figures 2016“ des Branchenverbandes CEFIC. Zu übertriebenem Optimismus bietet der Bericht indessen nur sehr wenig Anlass.
Wie die CEFIC feststellt, belief sich der weltweite Umsatz der Chemienbranche im Jahrt 2014 auf rund 3,2 Billionen Euro, gegenüber 2013 ein Plus von immerhin 2,6 Prozent. Der größte Markt war China mit 1,1 Billionen, gefolgt von Europa (einschließlich der Nichtmitglieder der EU) mit 649 Milliarden Euro und der NAFTA-Zone (USA, Kanada und Mexiko) mit 528 Milliarden. In China generierte die Chemieindustrie somit ebenso viel Umsatz wie in Europa und der NAFTA zusammen. Zu beachten ist dabei laut CEFIC, dass das Umsatzwachstum in Asien etwa doppelt so hoch ausfiel wie jenes in der Europäischen Union. Seit 2004 fiel der Anteil der europäischen Chemieindustrie am Weltmarkt von 30,4 Prozent auf nur mehr 17,0 Prozent, womit Europa seine bisherige Spitzenstellung einbüßte. Diese nimmt nun China mit 34,4 Prozent ein. An dritter Stelle liegt die NAFTA, deren Anteil von 2004 bis 2014 von 24,5 auf 16,3 Prozent zurückging. Warnend fügt die CEFIC hinzu, dass mit einer Fortsetzung dieser Trends zu rechnen ist. Als Gründe nennt sie, gestützt auf eine Studie der Universität Oxford, die in Europa vergleichsweise hohen Energiepreise, Währungseffekte, die hohen Arbeitskosten sowie regulatorische und steuerliche Belastungen.
Bedrohliche Bürokratie
Dringend geboten ist nach Auffassung der CEFIC deshalb die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie. Dies bedeutet insbesondere, unnötige Belastungen zu vermeiden. Als „Achillesferse“ müssen laut CEFIC die Energiekosten betrachtet werden, sowohl im Vergleich zum öl- und erdgasreichen Nahen Osten als auch in Relation zu den USA, die von ihrer Schieferöl- und Schiefergasförderung profitieren. Der Verfall der weltweiten Ölpreise habe diese Situation zwar leicht verbessert, aber keineswegs substanziell entschärft, geschweige denn grundlegend geändert, warnt die CEFIC. Immerhin gibt es ihr zufolge einen Hoffnungsschimmer: Die Rückkehr des Irans auf den globalen Ölmarkt könnte die Angebotssituation weiter verbessern „und damit hoffentlich zu langfristig niedrigen Preisen führen.“
Dennoch ist es für die europäische Wirtschaftspolitik unabdingbar, die Industrie nicht noch stärker unter Druck zu setzen, fügt die CEFIC hinzu. So machen die regulatorischen Belastungen für die Chemieindustrie der EU im langjährigen Durchschnitt nicht weniger als zehn Milliarden Euro pro Jahr aus. Diese Summe entspricht einem Anteil von etwa 30 Prozent an den Unternehmensgewinnen. Hinzu kommt, dass sich die Kosten durch regulatorische Vorgaben im Zeitraum 2004 bis 2014 mehr als verdoppelt haben. Als besondere Belastungen erwiesen sich Vorschriften hinsichtlich der Emissionen von Industriebetrieben sowie spezifisch auf die Chemiebranche zugeschnittene Bestimmungen wie etwa das Chemikalienmanagementsystem REACH.
Eine ausführlichere Fassung dieses Berichts erscheint in der Printausgabe des Chemiereport am 27. April.