Archive - Apr 19, 2016

Papierindustrie: „Gutes Jahr 2015“

Österreichs Papierindustrie erzeugte 2015 rund fünf Millionen Tonnen Papier, um 2,0 Prozent mehr als 2014. Der Umsatz erhöhte sich um 0,8 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Das verlauteten der Präsident des Branchenverbandes Austropapier, Alfred Heinzel, sowie seine Vizepräsidenten Christian Skilich und Max Oberhuber, bei der Jahresbilanzpressekonferenz in Wien. Heinzel sprach von einem „guten Jahr. Wir sind eine gesunde, erfolgreiche Branche. Das ist nicht selbstverständlich.“ Rund 210 Millionen Euro investierte die Papierindustrie 2015 in die Modernisierung ihrer Anlagen. Laut Heinzel sind auch für heuer mehrere Projekte in ähnlicher Größenordnung geplant: „Wir haben aus dem operativen Cashflow genug Geld dafür.“ Zwar gingen die Erlöse pro Tonne Papier um zehn Euro auf 680 Euro zurück. Im Gegenzug sanken allerdings die Rohstoff- und Energiekosten, sodass sich die Gewinnmarge erhöhte.

 

Wie Skilich erläuterte, sank die Holznachfrage der Branche wegen Reparatur- und Ausbaumaßnahmen an zwei steirischen Standorten erheblich. Hinzu kam ein erhöhtes Holzangebot im Inland, ausgelöst durch eine Borkenkäferplage infolge des heißen Sommers. Nur mehr 28 Prozent des Bedarfs mussten daher durch Importe gedeckt werden, verglichen mit rund 40 Prozent in den Jahren zuvor. Allerdings werde sich dies „bei normaler Auslastung“ heuer wieder ändern, warnte Skilich.

 

Ökostromförderung ändern

 

Einmal mehr schossen sich Heinzel und seine Stellvertreter auf das Ökostromgesetz ein. Laut Skilich belaufen sich die daraus resultierenden Kosten für einen durchschnittlichen Haushalt auf rund 150 Euro pro Jahr: „Das heißt, die letzte Steuerreform wird vom Ökostromgesetz aufgefressen.“ Mittlerweile würden rund zwei Drittel der pro Jahr frei verfügbaren 40 Millionen Festmeter Holz verstromt, nur ein Drittel dagegen werde stofflich und damit auch für die Papiererzeugung verwertet. „Die Ökostromförderung führt also zu dramatischen Verzerrungen auf dem Holzmarkt“, betonte Skilich. Daher werde die Branche massiv gegen die Förderung mittels Einspeisetarifen sowie gegen die geplanten Biomassekraftwerke in Klagenfurt auftreten.

 

Oberhumer erläuterte, die Ökostromförderung habe sich 2015 auf rund 544 Millionen Euro belaufen. Bis 2017 werde dieser Betrag voraussichtlich auf etwa eine Milliarde Euro ansteigen. Folglich sei es höchste Zeit, das Ökostromgesetz zu novellieren. Die Einspeisetarife müssten durch Investitionsförderungen ersetzt werden. Für geförderte Biomasseanlagen seien Effizienzkriterien einzuführen. Überdies sollte für die Energieerzeugung primär Holz verwendet werden, „das stofflich nicht verwertbar ist.“

Sorgen bereiten der Branche die klima- und energiepolitischen Ziele der Europäischen Union für die Jahre ab 2020, fügte Oberhumer hinzu. Die Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber den Werten von 1990 lasse sich nur mit „Durchbruchstechnologien“ erzielen, und ob diese rechtzeitig zur Verfügung stünden, sei offen.

 

Zielrichtung Bioraffinerie

 

Heinzel kündigte an, die Papierindustrie in Richtung „Bioraffinerie“ weiterentwickeln zu wollen. Dem werde auch die Neuausrichtung eines von der Branche (mit-)finanzierten Lehrstuhls an der Technischen Universität Graz dienen. Dieser werde künftig die Bezeichnung „Paper & Biorefinery“ tragen. Wesentliche Bestandteile von Holz seien Zellstoff und Zucker: „Daraus kann man sehr viel herstellen, von Ersatzprodukten für Kohlenwasserstoffe bis zu Fertigerzeugnissen und im Sinne kaskadischer Nutzung letzten Endes auch Energie.“ Näheres zur Neuausrichtung werde auf der Konferenz „Paper&Biorefinery“ in Graz am 11. und 12. Mai vorgestellt, kündigte Heinzel an.

 

Heftige Kritik übte der Austropapier-Präsident an der Bundesregierung sowie an den Landeshauptleuten: Es gebe „keine Energiepolitik“, und speziell in der Ökostromförderung hätten die Bundesländer ihre Interessen in aller Deutlichkeit geltend gemacht: „Es ist eine Schande, dass wir uns solche Verfehlungen leisten.“ Der „Kuhhandel“ müsse endlich aufhören. Für unsinnig hält Heinzel auch die Ausweisung weiterer Natura-2000-Schutzgebiete in Unterkärnten: „Ich frage mich, wo dann die Biomasse für die beiden Klagenfurter Kraftwerke herkommen soll.“

 

 

 

Boehringer Ingelheim meldet „erfolgreiches Geschäftsjahr“

Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro. Um Währungseffekte bereinigt, ist dies gegenüber 2014 ein Plus von 4,1 Prozent, teilte das Unternehmen mit. Ebenfalls um Währungseffekte bereinigt, erhöhte sich das Betriebsergebnis (EBIT) um sechs Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Von 1,0 auf 1,5 Milliarden Euro gestiegen ist der Jahresüberschuss. 

 

Umsatzwachstum erreichte Boehringer Ingelheim in allen Geschäftsbereichen. So stieg der Umsatz im weitaus wichtigsten Bereich, den verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Generika, währungsbereinigt um 4,1 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Dieser Bereich macht rund 72 Prozent des Gesamtumsatzes von Boehringer Ingelheim aus. Bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln (Anteil am Gesamtumsatz zehn Prozent) war ein Zuwachs von 7,1 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro zu verzeichnen. In der Tiermedizin (Umsatzanteil 10,5 Prozent) erwirtschaftete Boehringer Ingelheim knapp 1,4 Milliarden Euro, um 10,5 Prozent mehr als 2014. Den höchsten Umsatzanstieg erzielte das Unternehmen mit rund 15 Prozent im Biopharmageschäft (Umsatzanteil vier Prozent), in dem 576 Millionen Euro in die Kassen flossen.

 

Weichen gestellt 

 

Andreas Barner, der Vorsitzende der Unternehmensleitung, konstatierte, Boehringer Ingelheim habe 2015 „viele bedeutende medizinische Fortschritte erzielt. Gleichzeitig haben wir wichtige strategische Weichen für den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit und eine auch in Zukunft nachhaltige Geschäftsentwicklung gestellt.“ Anfang des heurigen Jahres verkaufte Boehringer Ingelheim seine US-amerikanische Tochter Roxane und stieg damit aus dem Generikageschäft aus. Noch heuer soll der Bereich Selbstmedikation/freiverkäufliche Arzneimittel an Sanofi verkauft werden. Im Gegenzug will Boehringer Ingelheim das Tiergesundheitsgeschäft von Sanofi übernehmen. Ein weiterer strategischer Schritt ist der Ausbau der Biopharma-Produktion in Wien, die Barner als „größte Einzelsachinvestition in der Geschichte des Unternehmensverbandes“ bezeichnete. Wie berichtet, soll der Bau der neuen Produktionsstätte Mitte 2016 beginnen. Rund 500 Millionen Euro werden investiert und damit 400 neue Arbeitsplätze geschaffen.

 

Für Barner war die heutige Bilanzpressekonferenz die letzte in dieser Funktion. Er wechselt mit Juli in den Gesellschafterausschuss von Boehringer Ingelheim. Sein Nachfolger wird der derzeitige Finanzchef des Unternehmens, Hubertus von Baumbach. Baumbach sagte, er übernehme seine neue Funktion „nicht ohne den nötigen Respekt“ und in hoher „Anerkennung vor dem Geleisteten.“