Archive - Apr 5, 2016
Antikörper gegen Junin-Virus
Einem internationalen Forscherteam gelang die Herstellung von Antikörpern gegen das Junin-Virus, die im Tierversuch einen guten Schutz gegen die Erkrankung bieten. Herta Steinkellner von der BOKU Wien steuerte das Produktionssystem zur Herstellung der Antikörper bei.
Das Junin-Virus wird durch Nagetiere übertragen und löst das argentinische hämorrhagische Fieber aus. Der Krankheitserreger wurde vom U.S. Department of Homeland Security als „high-priority agent” eingestuft.
In der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) wurde nun eine Arbeit veröffentlicht, die über die effiziente Behandlung von mit Junin-Viren infizierten Meerschweinchen berichtet. Dazu wurden gegen das Virus gerichtete Antikörper hergestellt, die selbst dann noch vollen Schutz boten, wenn die Behandlung sechs Tage nach der Virusinfektion begonnen wurde und die Tiere bereits Anzeichen der Krankheit zeigten.
Pflanze als Antikörper-Produzent
Das in der Gruppe von Herta Steinkellner entwickelte Produktionssystem zur Herstellung der Antikörper kann deren Wirksamkeit dabei signifikant erhöhen. Es besteht aus genetisch modifizierten Tabakpflanzen und wurde bereits erfolgreich bei der Herstellung von Antikörper gegen Ebola und HIV angewandt.
Pharmig gründet „Biotech-Plattform“
05.04.16
von
Klaus Fischer
Start-ups mit Großunterunternehmen im Pharmabereich („Big Pharma“) auf kurzem Weg zu vernetzen und ihnen den Weg in den Markt erleichtern - diesem Zweck dient die „Pharmig Biotech Plattform“ des Pharmaindustrieverbands Pharmig, die am 4. April in Wien offiziell vorgestellt wurde. Harald Mahrer, Staatssekreträr im Wirtschaftsministerium, konstatierte, Österreich habe als Standort für Biotech-Unternehmen international einen hervorragenden Ruf. Letzten Endes müsse die Forschung dem Technologietransfer und der Entwicklung verwertbarer Produkte dienen. Im internationalen Standortwettbewerb bleibe Österreich nur eine Chance: „Wir müssen wieder zum Innovation-Leader werden. Dem ist alles unterzuordnen.“ Aus diesem Grund begrüße er die neue Biotech-Plattform.
Wolfram Schmidt, Chef von Roche in Österreich, betonte, auch die großen Pharmaunternehmen wollten im Forschungsbereich „nicht mehr alles selber erledigen. Die Forschung ist ja sehr schnelllebig geworden. Daher sind wir für Kooperationen offen.“ Wichtig sei dabei, zwischen „Big Pharma“ und den neuen Biotech-Unternehmen eine „gemeinsame Sprache“ zu finden. Nicht zuletzt dem solle auch die Plattform dienen.
Wie Helga Tieben, Director Regulatory, Compliance & Innovation der Pharmig, dem Chemiereport erläuterte, müssen Start-ups, die die Biotech-Plattform nutzen wollen, außerordentliche Mitglieder des Pharmaindustrieverbands werden. Damit steht ihnen dessen „voller Leistungsumfang“ zur Verfügung. Insbesondere werden sie in sämtliche Informationskanäle eingebunden und erhalten unter anderem alle Neuigkeiten hinsichtlich regulatorischer sowie gesetzgeberischer Entwicklungen. Überdies unterstützt sie die Pharmig bei Behördenkontakten sowie verwaltungstechnischen und rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der Unternehmensgründung. „Wir agieren wie eine Art Consultant für die Start-ups“, sagte Tieben. Laut Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber ist die Plattform nicht zuletzt als „Ort der Begegung“ zwischen „Big Pharma“ und den Start-ups zu verstehen. Etwa zwei- bis drei Mal pro Jahr sind „Plattformtreffen“ größeren Umfangs geplant. Das erste davon findet am 22. September in Wien statt. Daneben gibt es kleinere Veranstaltungen. Auch werden den Start-ups Trainings im Rahmen der Pharmig Academy angeboten.
Wesentlich beteiligt an der Etablierung der Plattform war laut Pharmig Karl Altenhuber, der geschäftsführende Gesellschafter der Epsilon 3. Das Unternehmen mit Sitz in Wien befasst sich mit neuen Wegen der Medikamentenentwicklung (Drug Repositioning). Laut Altenhuber wurde die Biotech-Plattform in der Pharmig eingerichtet, weil diese „die pharmazeutische Industrie in Österreich repräsentiert. So bekommen Jungunternehmener aus der Biotech-Szene eine Interessenvertretung und werden auch auf operativer Ebene beraten.“
Stimmung verbessern
Stichwort Interessenvertretung: Grundsätzlich ist es laut Huber notwendig, in der Bevölkerung eine positive Stimmung gegenüber Wissenschaft und Wirtschaft zu erzeugen. Diesbezüglich sei noch „viel Nachhilfe“ erforderlich. Dem stimmte auch Mahrer zu: „Wir müssen für das Unternehmertum mehr tun.“ Unter Hinweis auf die dieser Tage veröffentlichten „Panama Papers“ bedauerte Mahrer, die Wirtschaft als Ganze werde einmal mehr „wegen einiger Spekulanten geprügelt. Aber wir brauchen die Unternehmen, damit die Menschen dort arbeiten können.“