Archive - Jan 20, 2007

ISAAA: Transgener Anbau nimmt weiter zu

Die globale Akzeptanz biotechnologisch veränderter Nutzpflanzen hat sich 2006 weiter erhöht: Laut <a href=http://www.isaaa.org>ISAAA</a> (International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications) wurden sie auf 102 Mio ha in 22 Ländern angebaut - eine Zunahme von 13 % gegenüber 2005. <table> <td><% image name="DNA2" %></td> <td align="right"> Unter den 22 Ländern finden sich auch 6 EU-Staaten. Mit einer Anbaufläche von 60.000 ha wird in Europa die Grüne Biotechnologie am intensivsten in Spanien eingesetzt. In Frankreich, Tschechien, Portugal, Deutschland und - neuerdings auch in der Slowakei - hat sich die Anbaufläche gegenüber 2005 auf 8.500 ha verfünffacht. In Rumänien wurde dagegen der Anbau von Gen-Soja verboten. </td> </table> Insgesamt ist die Zahl der Bauern, die Gentechnik verwenden, von 8,5 auf 10,3 Mio gestiegen. Das größte Plus gab es in Indien, den USA, Brasilien, Argentinien und Südafrika. In Europa hat 2006 die EFSA sowohl gentechnisch veränderte Tomaten als auch einige gentechnisch veränderte Getreidesorten als "sicher für Mensch und Umwelt" eingestuft. Die Gentechnologie hat aber auch an anderen Fronten Fortschritte erzielt: So hat die EU-Kommission im Vorjahr mit ATryn von <a href=http://www.gtc-bio.com>GTC Biotherapeutics</a> auch das erste Medikament mit Wirkstoffen aus einem transgenen Tier - nämlich transgener Ziegenmilch - zugelassen: Es soll bei Störungen der Blutgerinnung eingesetzt werden und noch heuer auf den Markt kommen. Auch die Entwicklung biotechnologisch veränderter Steinfrüchte, die gegen Pflaumenpocken resistent sind, ist fortgeschritten. Zudem wurden Studien an Schweinen mit gentechnisch veränderten Omega-3-Fettsäuren sowie an Kühen vorgenommen, um BSE-Immunität zu erreichen. Sequenzierungs-Projekte wurden am Genom von Weizen, Maniok und Tomaten begonnen. Freigelegt wurde 2006 das Genom von Äpfeln, der Honigbiene, der Pappel sowie vom Citrus Tristeza Virus (CTV). ISAAA: Transgener Anbau nimmt weiter zu

Vom Fingerabdruck der Keime

Martin Wagner konnte im Vorjahr bereits die Leitung des mit 11 Mio € dotierten EU-Projekts zur <a href=http://chemiereport.at/chemiereport/stories/3534>Biotracer-Forschung</a> an die Veterinärmedizinische Uni Wien holen. Jetzt startet er mit der AGES ein mit rund 1 Mio € dotiertes CD-Labor, um einen schnellen Biochip für Lebensmittelkeime zu entwickeln. Vom Fingerabdruck der Keime <% image name="VUW" %><p> <small> Rund ein Dutzend Wissenschaftler werden in den nächsten Jahren am CD-Labor für molekularbiologische Lebensmittelanalytik forschen. </small> Lebensmittel und ihre Feinde: Weniger als 100 Keime das Gramm. Ansetzen, wachsen lassen, Zellen zu Kolonien vermehren. Warten, fünf Tage lang – Fadentypisierung, Serotypisierung, Isolierung, Bioanalyse à la Robert Koch – den sechsten Tag die Gewissheit: Weder Salmonellen, noch Campylobacter. Martin Wagner, Analytikprofi am Institut für Milchhygiene der Veterinärmedizinischen Uni Wien meint: „Das dauert entschieden zu lange!“ Eine nahezu ausschließlich industriell geprägte Lebensmittelproduktion braucht dringend schnellere Analysemethoden. Und: „Die Vernetzung der Lebensmittelkette wird wichtiger.“ <% image name="VUW_Wagner" %><p> <small> Martin Wagner will die Lebensmittelanalytik beschleunigen. </small> Wie in allen anderen Risikobereichen wandert auch im Lebensmittelsektor die Verantwortung weg von der Hoheitsverwaltung hin zur Produktion: Künftig müssen Betriebe selbst gewährleisten, dass es sichere Lebensmittel sind, die sie in Umlauf bringen. Ein entsprechendes Risikomanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Bauer über den Verarbeiter hin zum Handel – ist dafür gerade im Entstehen. AGES-Chef Bernhard Url erklärt: „In der allgemeinen Risikowahrnehmung stehen meist Gentechnik oder Pflanzenschutzmittel an oberster Stelle – tatsächlich sind es Keime, Lebensmittelviren, die uns am meisten zu schaffen machen. Farbzusätze oder Verdickungsmittel – diese Dinge rangieren dagegen erst weit dahinter.“ Rund 5.000 Salmonellenerkrankungen verzeichnet die AGES jährlich in Österreich, im Aufholen ist die Zahl der Infektionen mit Campylobacter sowie Listerien. „Ohne effektive Notfallspläne geht der volkswirtschaftliche Schaden durch diese Keime sehr schnell in die Hundert von Mio. Euro“, so Url. <b>Nukleinsäure-Tests.</b> Was Martin Wagner im Rahmen des CD-Labors für molekularbiologische Lebensmittelanalytik (CD-MOFA) nun weiter entwickeln will, das sind auf die Nukleinsäure der Keime abzielende Biochips: „Künftig ermöglicht uns die Reaktion auf jedem Dot des Chips – idealerweise – die sichere Bestimmung der exakten Anzahl von Keimen in unterschiedlichsten Lebensmittel.“ Die simple Ja/Nein-Analytik wird bereits heute auf diese Art etwa in der dänischen Schweineindustrie praktiziert. Wagners Vision geht aber weiter: Hier soll nicht nur die bloße Existenz der Keime nachgewiesen werden, sondern anhand einer ,Landkarte der Basensequenzen’ gewissermaßen die ,Ökologie eines Keims’ dargestellt werden. Anspruchslose Keime finden sich mitunter auch in Lüftungsschächten, Fliesenritzen oder Förderbändern – wie und wann diese in Folge den Weg in die Darmflora von Menschen finden, das soll mit dieser Genotypisierung erkundet werden. Biochips sind aber nicht nur weitaus akkurater, sie sind auch umfassender: Während sich mit den momentan routinemäßig eingesetzten mikrobiologischen Methoden zahlreiche Mikroorganismen nicht kultivieren lassen, werden diese mit den neuen Biochips sehr wohl erfassen. „Wir machen uns quasi auf die Suche nach Bestandteilen der infektiösen Keime und nicht mehr nach den gesamten vermehrungsfähigen Keime.“ Die hohe Kunst geht dabei der DNA-Analyse voraus: „Die Probenvorbereitung ist die eigentliche Herausforderung, also die Aufextraktion der Lebensmittel zu sehr kleinen Probegrößen.“ Meistern will Wagner diesen Job gemeinsam mit einigen heimischen Biotechs wie etwa der Freistädter Lambda, einer Tochter von Greiner Bio-One, sowie den Austrian Research Centers.

MS: BioMS Medical startet Phase-III-Studie

Das Biotech <a href=http://www.biomsmedical.com>BioMS Medical</a> hat die Prüferlaubnis der FDA für die Einleitung einer klinischen Phase III-Studie zur Untersuchung von MBP8298 als Behandlung für Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose erhalten. MS: BioMS Medical startet Phase-III-Studie <% image name="Impfung" %><p> Die doppelblinde Phase III-Studie namens MAESTRO-03 wird MBP8298 an 510 Patienten untersuchen, denen 2 Jahre lang alle 6 Monate intravenös entweder MBP8298 oder ein Placebo verabreicht wird. Der primäre Endpunkt ist definiert als ein statistisch und klinisch bedeutender Anstieg der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung entsprechend der Messung durch die EDSS-Skala bei Patienten mit HLA-DR2 und/oder HLA-DR4 Immune-response-Genen (bis zu 75 % aller MS-Patienten sind HLA-DR2- und/oder HLA-DR4-positiv). <b>Neuer Aktionsmechanismus.</b> Bei MS-Patienten greift das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise die Myelinschicht um die Nerven im Gehirn und in der Wirbelsäule an, während gesunde Menschen diese gewöhnlichen Körperkomponenten "tolerieren". MBP8298 versucht das zu ändern, indem ein solches "Toleranz"-Stadium für einen kritischen Bereich des Myelin-Basisprotein des Nervs erneut eingeführt wird. Dies wird mithilfe von intravenösen MBP8298-Injektionen alle 6 Monate erzielt. Phase II und Langzeitnachbehandlungen mit MBP8298 zeigten, dass MBP8298 auf sichere Weise die mediane Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung bei progredienten MS-Patienten mit HLA-DR2- oder HLA-DR4-Immune-response-Genen um 5 Jahre verzögerte.

Sichere Blutkonserven dank RFID-Chips

Zur lückenlosen Überwachung von Spenderblut hat <a href=http://www.siemens.de>Siemens</a> mit Partnern eine RFID-Lösung entwickelt, die Transfusionen künftig noch sicherer macht: Mit der Identifizierung über die Funkchips ist ein Verwechseln von Blutkonserven nahezu ausgeschlossen. <table> <td><% image name="Siemens_Blutspende" %></td> <td align="right"> Blutspenden werden unmittelbar nach der Entnahme weiter verarbeitet - zu Konzentraten aus roten Blutkörperchen, Blutplättchen sowie Plasma. Sowohl bei Spende, Verarbeitung, Testung, Verteilung, Lagerung als auch Transfusion müssen unterschiedliche Temperaturprofile eingehalten werden. <br> Das neue RFID-System enthält dafür einen Temperatursensor, mit dem die Kontrolle der Kühlkette möglich ist. Heute werden Blutkonserven noch oft vernichtet, weil die Temperatur mangelhaft überwacht wurde. </td></table> Die RFID-Chips werden am Blutbeutel aufgeklebt - mit funkbasierten Lesegeräten ist die Temperatur jederzeit abrufbar. Die RFID-Chips müssen dabei extremen Bedingungen standhalten: Bei der Herstellung einen Sterilisations- und Pasteurisierungsprozess; bei der Verarbeitung das Zentrifugieren mit bis zu 5000-facher Erdbeschleunigung. 2008 soll das von den Siemens-Spezialisten in Nürnberg und Wien entwickelte System einsetzbar sein. Beteiligt waren an der Entwicklung auch <a href=http://www.seag.de>Schweizer Electronic</a>, die Blutbank der <a href=http://www.meduni-graz.at>Uniklinik Graz</a> und der Blutbeutelhersteller <a href=http://www.macopharma.de>MacoPharma</a>. <small> Bei 20 &deg;C können Blutplättchen 8 Tage gelagert werden. Bei 4 &deg;C sind rote Blutzellen 4-7 Wochen verwendbar – je nach Nährlösung. Blutplasma kann auch eingefroren werden. Es ist nach einer vorgeschriebenen Quarantänelagerung von mindestens einem halben Jahr auch noch längere Zeit einsetzbar. </small> Sichere Blutkonserven dank RFID-Chips