Archive - Jan 12, 2007

Europas Elite-Uni soll nach Österreich

Österreich hat sein Konsultationsverfahren zum geplanten "European Institute of Technology" (<a href=http://ec.europa.eu/education/policies/educ/eit/index_de.html>EIT</a>) abgeschlossen. Und bewirbt sich um den Sitz der 60köpfigen Verwaltung des 2008 geplanten Netzwerks. In der Forschungs-Community überwiegt derzeit aber noch die Skepsis. Europas Elite-Uni soll nach Österreich <% image name="Schultafel" %><p> <small> Europa formt ein Elite-Netzwerk, das in der derzeit präferierten Form nur wenig Zustimmung erhält. Doch die "potenzielle Strahlkraft" eines europäischen MIT-Pendants - wenn schon nicht als Campus, so zumindest als Marke - ist verlockend. </small> Europas Aufholjagd entwickelt sich zum Dauerlauf. Und die Juniorpartnerrolle der Berufs-Europäer gegenüber den USA wird immer unerträglicher. In Sachen Spitzenforschung war die EU-Kommission – im Rahmen der Halbzeitüberprüfung ihrer „Lissabonstrategie“ – zum Übereifer angestachelt. Zunächst träumte EU-Präsident José Manuel Barroso vor etwa einem Jahr von einer schlichten Kopie des amerikanischen Massachusetts Institute of Technology (<a href=http://web.mit.edu>MIT</a>): Ein europäischer Elite-Campus sollte die europäischen Minderwertigkeitskomplexe – so sie nun berechtigt sind oder nicht – kurieren helfen und hochtalentierte Forscher von etablierten Spitzen-Unis wie <a href=http://www.harvard.edu>Harvard</a> oder <a href=http://www.stanford.edu>Stanford</a> abwerben. Von einem „Knowledge Flagship“, einem „Leuchtturm für Forschung, Bildung und Innovation" hat er geträumt. Gekommen ist es anders. Denn – wie Rudolf Lichtmannegger von der Wirtschaftskammer Österreich es formuliert – „ein Herableuchten der wissenschaftlichen Leuchttürme in die Niederungen der Industrie ist schon längst passé“; die Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind längst etabliert. Mehr noch – er erinnert: „Die Vermarktung einer Innovation ist um den Faktor 10 teurer als ihre Erforschung.“ <b>Netz statt Campus.</b> Eingedenk heftiger Kritik seitens der Unis mutierte der angedachte Elite-Campus alsbald zur Netzwerk-Idee – von einer „Wissensgemeinschaft“ war sodann schnell die Rede. Im Herbst 2006 schließlich wurde ein Zwei-Ebenen-Modell im Rahmen der EIT-Verordnung fertig formuliert: Ein „Governing Body“ – der in Wien umworbene Verwaltungsapparat – soll bis 2013 zunächst 6, später bis zu 15 dezentrale „Knowledge and Innovation Communities“ (KICs) auswählen. Eine solche „Wissens- und Innovationsgemeinschaft“ soll im Idealfall ein Cluster, bestehend aus den besten Instituten der einzelnen Unis, gebildet werden, wobei die Institute zwar räumlich in ihrer Stamm-Universität bleiben, aber rechtlich wie wirtschaftlich ausgegliedert werden und dann zum EIT gehören. Die ersten 6 KICs kann man sich auch als eine akademische Manpower von rund 10.000 Wissenschaftlern vorstellen – darunter auch etwa 200 Spitzenforscher aus Österreich. <b>Förderprogramm statt Uni.</b> Die Elite-Uni wird als solche keinen eigenen Forschungs- und Studienbetrieb aufrecht erhalten – ihre Hauptaufgabe wird vielmehr in der Verwaltung ihrer Marke sein, die sie den europäischen Spitzeninstituten verleihen soll. Dass letztere bereits über lange Jahre hin ihre eigenen Marketing-Aktivitäten forciert haben, steht auf einem anderen Blatt. Offen ist auch noch, ob das EIT „Degree Awarding Power“ haben soll, also unabhängig von den Unis auch Diplome verteilen wird dürfen. Und unausgesprochen ist, wie viele Unis denn letztlich eingebunden werden sollen – die sich bisher am besten artikulierten waren vornehmlich in UK, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ansässig – bzw. welche Rolle Hightech-Companies in den zu etablierenden Netzwerken spielen sollen. <b>Exzellenz-Fragmentierung.</b> Jedenfalls droht ein Herauslösen der jeweiligen Exzellenz-Bereiche aus den Unis und degradiert womöglich den Rest zu ,Akademien zweiter Klasse'. Zudem fehle eine klare Abgrenzung zu Artverwandtem wie dem European Research Council (<a href=http://erc.europa.eu>ERC</a>), den Networks of Excellence (NoE) oder den Joint Technology Initiatives (JTI). Diesen Bedenken treten die EU-Kommissare mit dem Argument „Imagegewinn“ entgegen: Eine Uni, die auf eine enge Zusammenarbeit mit dem EIT verweisen könne, werde es künftig leichter haben, Sponsoren zu finden. Für Herbert Wang vom Wissenschaftsrat ist insbesondere die Netzwerk-Struktur ein Dorn im Auge: „Gelungene europäische Forschungseinrichtungen sind das Genfer <a href=http://www.cern.ch>CERN</a> oder das Heidelberger <a href=http://www.embl-heidelberg.de>EMBL</a> – und das sind keine Netzwerke, sondern standortgebunden physische Einrichtungen. Daran sollte sich Europas Elite-Uni orientieren.“ Auch während der Diskussion zur österreichischen Exzellenz-Uni <a href=http://www.bmbwk.gv.at/forschung/oesterreich/ista.xml>ISTA</a> wurde eine Netzwerkstruktur ursprünglich zwar angedacht, in Maria Gugging letztlich aber wieder definitiv lokalisiert. Das ISTA wird übrigens mit rund 570 Mio € in den nächsten 10 Jahren ausgestattet sein. Elite-Netzwerke würde es bereits zur Genüge geben. Und: „Top-down verordnete wissenschaftliche Kooperationen haben sich noch nie als lebensfähig und fruchtbar erwiesen". Also sei das EIT schlicht „überflüssig“. Eine Meinung, der sich auch das Wiener Finanzministerium weitgehend anschließt. <b>Europa-Optimismus.</b> In Österreich listet jedenfalls das Regierungsprogramm der nächsten Jahre – zwischen einer Vielfalt nichtssagender Copy & Paste-Absätze – wortwörtlich die Unterstützung des EIT auf: Bereits der scheidende Regierungschef Wolfgang Schüssel hat versucht, der EU-Kommission eine EIT-Verwaltung in Österreich schmackhaft zu machen. Aber auch in den restlichen 26 EU-Staaten konnte, so berichtet es Österreichs Wissenschaftsattaché bei der EU, Martin Schmid, „von oben her“ eine „positive Grundstimmung erzeugt werden“. Schmid ortet zwar auch kritische Stimmen im EU-Parlament, ist aber zuversichtlich, dass bereits Ende September während der ersten Lesung eine Einigung erzielt werden kann: „Das EIT wird vermutlich in der von der EU vorgeschlagenen Struktur errichtet werden.“ Insgesamt kann man sich dem Eindruck nur schwer erwähren, dass den zusätzlichen Bürokratismus namens EIT eigentlich niemand gut heißt, von der Idee eines gemeinsamen US-Pendants in der Spitzenforschung jedoch alle Beteiligten geeint werden. <b>Umschichtungen.</b> Viel Kritik gab es indessen hinsichtlich der Finanzierung des EIT. Zwischen 2010 und 2013 sind knapp 2,4 Mrd € für das EIT vorgesehen. Diese Mittel sind aber weniger frisches Geld für die Forschung denn vielmehr durch einige „Umbuchungen in der EU-Bilanz“ entstanden: Knapp 1,6 Mrd € stammen aus entsprechenden Umschichtungen aus dem 7. Rahmenprogramm, den Strukturfonds und weiteren internen Töpfen. Von der Industrie ist die Unterstützung dagegen weitgehend ausgeblieben. „Das EIT bringt also kaum zusätzlichen Nutzen, sondern verdrängt Bestehendes“, moniert die heimische Rektorenkonferenz. Zum Vergleich: Dem geplanten Jahresbudget von rund 400 Mio € für das EIT stehen rund 2 Mrd $ des MIT bzw. rund 1 Mrd € der beiden Schweizer ETH gegenüber. <b>Disziplinierte Innovation.</b> Insgesamt – so formuliert es Andreas Schibany von Joanneum Research – seien „die Ziele und Intentionen des EIT umfassend, ambitiös und an unrealistische Erwartungen geknüpft“, also nur „ein weiteres Beispiel für den Wunsch einer eierlegenden Wollmilchsau auf europäischer Ebene“. Für ihn ist insbesondere unklar, was denn „innovation at a EU level“ überhaupt sein soll. Er fragt zurecht, ob denn nicht die von einigen wenigen Verwaltungsbeamten getroffene Auswahl der Forschungsfelder dem Wettbewerbsgedanken der EU radikal widerspreche. Unterm Strich verbleibe so ein der Wissenschaft zuwider laufender Dirigismus, eine Übernormierung durch viel zu viele Administrationen sowie eine nahezu naive Hoffnung der EU-Kommission, dass sich Europas Elite-Uni à la longue „von selbst“ finanzieren werde. Das „K-Zentrum mit Europa-Format“ – nennen wir die geplante Elite-Uni doch beim Namen – wird jedenfalls noch viel an Überzeugungsarbeit leisten und ihr Profil gegenüber dem ohnehin existierenden Forschungsrahmenprogramm klarer abgrenzen müssen. Zweifelhaft bleibt zudem, ob Europas „mangelnde Innovationskraft“ nicht viel eher an asiatischen denn an US-Modellen gemessen werden sollte. Und – auch das sei kurz notiert – ob nicht eher ein Weniger an Bürokratie zu einem Mehr an Ideen führen kann. Die aktuellen Pläne lesen sich jedenfalls wie eine große Verkrampfung, die es schnell gilt, wieder zu lösen.

Intellect entwickelt Alzheimer-Antikörper von IBL

<a href=http://www.intellectns.com>Intellect Neurosciences</a> hat von den japanischen Immuno-Biological Laboratories (<a href=http://www.ibl-japan.co.jp>IBL</a>) die Rechte für zwei Beta-Amyolid-spezifische humanisierte monoklonale Alzheimer-Antikörper erworben. <table> <td> <% image name="Antikoerper" %> </td> <td> "Wir sind beeindruckt von den Bindungseigenschaften der spezifischen monoklonalen Beta-Amyloid-Antikörper von IBL, die keinerlei Kreuzreaktionen mit anderen strukturverwandten Proteinen normaler physiologischer Prozesse aufweisen und dadurch die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen dezimieren sollten", schwärmt Intellect-CEO Daniel Chain. "Ihre Herstellung ist äußerst komplex - unser Produktentwicklungszeitplan erfährt durch diesen Erwerb eine wesentliche Beschleunigung." </td> </table> Die IBL-Antikörper von IBL können dank ihres "freien Endes" zwischen Beta-Amyloid (dem endogenen löslichen Alzheimer-Toxin) und eng verwandten Proteinen wie dem Amyloid-Vorläuferprotein, das für wichtige Funktionen im Körper verantwortlich ist, unterscheiden. Im Rahmen der Alzheimer-Immuntherapie bindet das Antikörpermolekül an das endogene Beta-Amyloid-Toxin und regt so seine Entfernung aus dem Gehirn an. Intellect hat dafür proprietäre Sicherheitselemente entwickelt und sieht darin einen "enormen Wettbewerbsvorteil". Intellect wird entsprechende Meilensteinzahlungen an IBL während der Entwicklung und der Vermarktung der humanisierten Antikörper sowie eine vom Umsatz des resultierenden Arzneimittelproduktes abhängige Lizenzgebühr zahlen. IBL darf die Reagenzien aber weiterhin der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung stellen. <small> <b>Morbus Alzheimer</b>, die am weitesten verbreitete Form von Demenz, zeichnet sich durch progressiven Gedächtnis- und Wahrnehmungsverlust aus, der letztlich zu vollständiger Debilität und Tod führt. Ein Erkennungsmerkmal sind unlösliche Proteinablagerungen auf der Nervenzellenoberfläche, als Beta-Amyloid bekannt. Derzeit erhältliche Arzneimittel wirken zwar vorübergehend auf einige Symptome, es gibt jedoch bis dato kein Arzneimittel, das die Progression verlangsamt bzw. stoppt. </small> Intellect entwickelt Alzheimer-Antikörper von IBL

Neue Algengruppe entdeckt: Picobiliphyta

Forscher haben eine bisher unbekannte Algen-Gruppe identifiziert. Aufgrund ihrer Größe von nur wenigen Tausendstel Millimetern und dem Vorkommen einer Pigmentgruppe, den Phycobiliproteinen, wurde sie Picobiliphyta getauft. <% image name="Picobiliphyta" %><p> <small> Die Abbildung zeigt eine fluoreszenz-mikroskopische Aufnahme einer Picobiliphyta-Zelle. © Fabrice Not/Station Biologique de Roscoff </small> Die Photosynthese in den Meeren macht etwa 50 % der weltweiten Photosynthese aus. Dominiert wird sie von mikroskopisch kleinen Algen, dem Phytoplankton - bis zu 90 % der Arten des Phytoplanktons sind aber noch unbekannt. Jetzt untersuchte ein internationales Forscherteam die kleinsten Vertreter davon - das Picoplankton. Sie nutzen dabei Gensequenzen des in allen Zellen vorkommenden 18S-Genes. Durch den Vergleich unbekannter mit schon bekannten Sequenzen dieses Gens lässt sich die Identität neuer Organismen ableiten. "Die in den Algen gefundenen Gensequenzen ließen sich keiner der bisher bekannten Organismengruppen zuordnen", erläutern Klaus Valentin und Linda Medlin, Mitautoren der Studie am <a href=http://www.awi-bremerhaven.de>Alfred-Wegener-Institut</a> in Bremerhaven. Die untersuchten Algen stammen aus dem Nordatlantik und dem Mittelmeer - sind also weit verbreitet. Neben den unbekannten Gensequenzen identifizierten die Forscher in den Algen auch Phycobiliproteine, die auch in Rotalgen als Farbstoffe vorkommen. Bei der neu entdeckten Algengruppe finden sich diese allerdings in den Plastiden, dem Ort der Photosynthese. Dies war bisher von keiner Algenart bekannt. Neue Algengruppe entdeckt: Picobiliphyta

Greiner Bio-One bringt DNA-Chip für HPV

Eine neuartige Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs mit einer Treffsicherheit von 98 % wird die oberösterreichische <a href=http://www.gbo.com>Greiner Bio-One</a> ab März vermarkten. Entwickelt und produziert wird der "PapilloCheck" vom Freistädter Tochterunternehmen <a href=http://www.lambda.at>Lambda</a>. <% image name="Papillocheck" %><p> Lambda - das Unternehmen ist unter anderem auch auf Vaterschaftstest spezialisiert - verfügt bereits über die EU-Zulassung für die neuen DNA-Chips und will im März das erste Labor in Linz damit ausstatten. In Folge sollen Labors in ganz Europa folgen, auch die Zulassung in den USA wird noch 2007 angestrebt. Kernstück des neuen Tests ist ein DNA-Chip, der bei Lambda entwickelt wurde. Dieser kann im Gegensatz zur bisherigen Methode via Abstrich, wo nach bereits angegriffenen Zellen gesucht wird, erkennen, ob sich gefährliche HPV-Typen im Körper befinden. Fällt der Test negativ aus, könne man mit 98-prozentiger Sicherheit davon ausgehen, in den nächsten 5 Jahren nicht zu erkranken. Beim Abstrich liege die Genauigkeit lediglich bei 50 %. Das erhöhe auch die Untersuchungsintervalle, die beim bisherigen Test bei 1-2 Jahren gelegen seien. Das In-vitro-Diagnostikum erkennt simultan 24 verschiedene HPV-Typen. Die Genotypisierung der 18 high-risk (hr) sowie 6 low-risk (lr) HPV-Typen basiert dabei auf der Hybridisierung der Virus-DNA an DNA-Arrays. Da eine Infektion mit dem HPV als Hauptursache für nahezu alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs gilt, eröffnet der PapilloCheck neue Möglichkeiten für die erfolgreiche Diagnose, Therapie und Erforschung von Gebärmutterhalskrebs. 4 Jahre und an die 700.000 € hat Lambda in die Entwicklung investiert. Kosten wird der Test rund 70 € - Lambda-Geschäftsführer Franz Konrad ist aber zuversichtlich, dass künftig die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen. Im ersten Jahr peilt er 400.000 bis 500.000 verkaufte Tests an, danach soll es "einen sprunghaften Anstieg" beim Absatz geben. <small> <b>Gebärmutterhalskrebs</b> wird durch bestimmte Typen des Humanen Papillomavirus (HPV) ausgelöst. Jährlich sterben allein in Europa 30.000 Frauen daran. Österreich gehört bei Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit zu den Ländern mit den höchsten Raten. Bei einer frühzeitigen Diagnose ist Gebärmutterhalskrebs aber zu nahezu 100 % heilbar. </small> Greiner Bio-One bringt DNA-Chip für HPV