Konkrete Schritte zu Linzer Medizin-Fakultät
Nach Jahren vergeblicher Vorstöße zum Aufbau einer eigenen medizinischen Ausbildung in Linz einigte sich eine Expertenrunde am 12. Februar auf konkrete weitere Schritte. Nun sollen zusätzliche Institutionen in die Beratungen einbezogen werden.
Als Rektor Richard Hagelauer und der Vorsitzende des Universitätsrats, Ludwig Scharinger, am 25. Jänner auf die Entwicklung der Johannes-Kepler-Universität Linz in den vergangenen zehn Jahren zurückblickten, stellte man die Errichtung einer medizinischen Fakultät als eines der großen Projekte für die Zukunft des Hochschulstandorts vor. Der Ruf nach einer eigenen Medizin-Ausbildung in Oberösterreich wird von Seiten des Landes schon seit Jahren erhoben, man stieß aber meist auf zurückhaltende Reaktionen – von Seiten des Wissenschaftsministeriums ebenso wie von Seiten der Universitätenkonferenz „Uniko“. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle willigte aber schließlich ein, eine Expertengruppe, zusammengesetzt aus Vertretern von Land, Stadt Linz, Universität sowie Wissenschafts- und Finanzministerium mit dem Thema zu befassen.
Einigung auf organisatorische Eckpfeiler
Diese einigte sich nach einem Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten bei ihrem jüngsten Treffen am 12. Februar auf organisatorische Eckpfeiler – etwa die Bildung einer Universitäts-Krankenanstalt, bestehend aus AKH Linz, der Landes-Frauen- und Kinderklinik sowie der Wagner-Jauregg-Nervenklinik. Zur Ausarbeitung der Finanzierung des Vorhabens wird gemeinsam mit dem Finanzministerium eine eigene Arbeitsgruppe gebildet. Bestehende Schwerpunkte der anderen österreichischen Medizin-Universitäten sollen bei der Erstellung des Forschungskonzepts Berücksichtigung finden.
Die Expertenrunde selbst soll nun vergrößert werden, wie man bei einer Sitzung des Hochschulrats am 13. Februar festlegte. Beim nächsten Treffen, das für 5. April angesetzt ist, sollen auch Vertreter von Gesundheitsministerium, Hochschülerschaft, Universitätenkonferenz und Wissenschaftsrat dazustoßen – gerade die letzten beiden Institutionen zeigten sich zuletzt skeptisch bezüglich einer eigenen Ärzte-Ausbildung in Oberösterreich, ÖH und Gesundheitsminister befürworten das Projekt. Zuletzt sprachen sich auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Bundeskanzler Werner Faymann für eine medizinische Fakultät in Linz aus.
Zulassung von Pomalidomid gegen multiples Myelom
Pomalidomid, ein struktureller Verwandter des unter dem Namen „Contergan“ zu trauriger Berühmtheit gelangten Thalidomid, ist von der US-Arzneimittelbehörde FDA unter strengen Sicherheitsauflagen zur Behandlung von rezidiviertem multiplem Myelom zugelassen worden.
Seit der Jahrtausendwende hat Thalidomid – jener Wirkstoff aus der Gruppe der Piperidindione, der in den 1950er-Jahren unter dem Markennamen „Contergan“ als Beruhigungsmittel verabreichet wurde und zu tausenden Missbildungen an Ungeborenen führte – eine unauffällige zweite Karriere begonnen. Es wird bei schweren Fällen von Lepra, bestimmten Autoimmunerkrankungen und multiplem Myelom wegen seiner entzündungs- und tumorwachstumshemmenden Wirkung eingesetzt.
Das US-amerikanische Unternehmen Celgene hat von der Struktur des Thalidomid eine neue Klasse von Immunmodulatoren abgeleitet und einen ihrer Vertreter, die Verbindung Lenalidomid, als Orphan Drug in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten zur Behandlung von multiplem Myelom zugelassen bekommen. Ein weiteres Mitglied der Wirkstofffamilie ist die Neuentwicklung Pomalidomid, die von der US-Arzneimittelbehörde FDA nun zur Behandlung von rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom zugelassen wurde. Voraussetzung für die Behandlung ist, dass sich die Patienten mindestens zwei früheren Therapien unterzogen haben, darunter auch Lenalidomid und Bortezomib, und die Krankheit nach bzw. innerhalb von 60 Tagen nach Abschluss der letzten Therapie weiter fortgeschritten ist.
Erhöhtes Ansprechen von Myelom-Patienten
Die Zulassung durch die FDA beruht dabei auf der Ansprechrate – klinische Vorteile wie längere Überlebenszeit oder Verbesserung von Symptomen wurden nicht überprüft. Zur Unterstützung der Zulassungsentscheidung wurden die Ergebnisse einer randomisierten, offenen Phase-II-Studie zur Prüfung von Pomalidomid plus niedrig dosiertem Dexamethason (Studie „MM 02“) herangezogen. Von den 221 Patienten, deren Ansprechen ausgewertet werden konnte, erzielten 29,2 Prozent mindestens ein teilweises Ansprechen im Studienarm Pomalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason im Vergleich zu 7,4 Prozent im Studienarm mit Pomalidomid allein.
Celgene hat den Antrag zur Zulassung der Kombinationstherapie auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA gestellt. Damit verbunden ist die Durchführung einer eigenen Phase III-Studie in Europa (Studie „MM 03“). Zwischenergebnisse der Studie zeigen, dass Pomalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason, im Vergleich zu hoch dosiertem Dexamethason allein, das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben von rezidivierten und refraktären Myelompatienten verlängert.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Die Sicherheitsvorkehrungen des Einsatzes der Wirkstoffgruppe sind mit der Situation in den 1950er-Jahren freilich nicht vergleichbar. Während der Schwangerschaft ist Pomalidomid kontraindiziert. Schwangerschaftsfähige Frauen müssen während und bis vier Wochen nach Abschluss der Therapie zwei verlässliche Empfängnisverhütungsmethoden anwenden oder kontinuierliche heterosexuelle Enthaltsamkeit üben. Das Medikament, das unter dem Markennamen „Pomalyst“ vertrieben wird, ist nur über das eingeschränkte Vertriebsprogramm „Pomalyst Rems“ erhältlich.