Archive - Feb 5, 2013

REACH: EU-Kommission zieht positive Bilanz

Eine positive Bilanz über die bisherigen Auswirkungen des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH zieht die EU-Kommission in einem heute veröffentlichten Bericht. REACH ist seit 1. Juni 2007 in Kraft. Seither ließen die betroffenen Unternehmen 30.601 Dossiers über 7.884 chemische Stoffe bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA registrieren. Bereits zur ersten Registrierungsdeadline im Jahr 2010, die sich auf Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen von mindestens 1.000 Tonnen pro Jahr bezog, lagen 24.675 Dossiers über etwa 4.300 Substanzen vor. Am 31. Mai des heurigen Jahres endet die zweite Deadline, bis zu der sämtliche Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen zwischen 100 und 1.000 Tonnen pro Jahr zu registrieren sind. Ab 31. Mai gilt die Registrierungspflicht auch für Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen zwischen einer und 100 Tonnen.

Dem Bericht der Kommission zufolge konnte durch REACH der Zugang zu Informationen über chemische Stoffe sowie Maßnahmen zum Risikomanagement erleichtert werden. Damit seien „die Risiken durch Stoffe, die im Rahmen von REACH erfasst sind, entscheidend gesunken." Gestiegen ist dagegen das Vertrauen der Bevölkerung in die in Europa zum Einsatz gelangenden Chemikalien, betont die Kommission: Sie verweist auf eine Eurobarometer-Umfrage, laut derer rund zwei Drittel der Bevölkerung glauben, „dass Chemikalien heute sicherer sind als noch vor zehn Jahren.“

 

Verbesserungen, nicht umkrempeln

Wie die EU-Kommission in ihrem heute vorgelegten Bericht feststellt, sind aus ihrer Sicht keine umfassenden Änderungen an REACH notwendig. Allerdings kann die Umsetzung weiter verbessert werden. Das betrifft etwa die Qualität der Registrierungsdossiers. Viele davon erfüllen die Anforderungen von REACH nicht, etwa hinsichtlich der Identität der beschriebenen Substanzen. Auch führten die Unternehmen teilweise unzureichende Bewertungen persistenter, bioakkumulativer sowie sehr persistenter und sehr bioakkumulativer Substanzen durch. Probleme gibt es schließlich mit dem Inhalt der Sicherheitsdatenblätter zur Beschreibung der Substanzen.

Den Mitgliedsstaaten empfiehlt die Kommission, die Durchsetzung von REACH besser zu koordinieren. Um den kleinen sowie mittelgroßen Unternehmen (KMU) den Umgang mit REACH zu erleichtern, will die Kommission die Registrierungsgebühren für die Dossiers senken. Ein entsprechender Vorschlag werde in Kürze ergehen. Überdies wird die Kommission in den kommenden Monaten eine Konferenz zur umfassenden Überprüfung von REACH abhalten.

 

Lob für die ECHA

Lob zollt die Kommission der ECHA, die maßgeblich zum reibungslosen Start von REACH beigetragen habe. Lorbeeren sind das nicht zuletzt für den Leiter der Abteilung VI/5 (Stoffbezogener Umweltschutz, Chemiepolitik, Risikobewertung und Risikomanagement) im Umweltministerium, Thomas Jakl: Er war von 2008 bis 2012 Vorsitzender des Management Boards der Agentur.

 

Starke Branche

Ausdrücklich hebt die Kommission in ihrem Bericht die Bedeutung der chemischen Industrie für Europa hervor. Trotz der wachsenden Konkurrenz insbesondere aus Asien habe diese ihre führende Position auf dem Weltmarkt behauptet. Der kumulierte Produktionswert der Branche habe 2011 etwa 491 Milliarden Euro betragen, was gut und gerne sieben Prozent des Produktionswerts der gesamten europäischen Industrie entspriche. Auch sei die EU mit einem Anteil von 21 Prozent am weltweit mit dem Verkauf von Chemikalien erzielten Umsatz der zweitgrößte Markt Europas, übertroffen lediglich von China mit etwa 25 Prozent.

Neugierde zwischen Physik und Theologie

Der Physiker Walter Thirring wird mit dem <a href=http://www.watzlawickehrenring.at>Paul-Watzlawick-Ehrenring</a> 2013 der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet. Thirring sei einer, der die Grenzen seines Fachs ausgelotet habe und nachhaltigen Einfluss auf die Quantenphysik ausübe, so der Vorsitzende der Jury, Hubert Christian Ehalt.

 

Walter Thirring wurde 1927 als Sohn des Physikers Hans Thirring in Wien geboren. Nach der Promotion bei Felix Ehrenhaft arbeitete er unter anderem bei Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli. In den 1950er-Jahren gehörte er zu den Pionieren auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorie, später erweiterte er seinen Wirkungsbereich auf Arbeiten zur Elementarteilchenphysik und zur Stabilität der Materie. Von 1959 bis 1997 war er Professor für Theoretische Physik an der Universität Wien, 1968 bis 1971 zusätzlich Direktor der Abteilung für Theoretische Physik am Kernforschungszentrum CERN.

In populärwissenschaftlichen Werken versuchte er immer wieder, die Grenzen zwischen Physik und Religion zu überwinden. So zeigte er sich in seinem 2004 erschienen Buch „Kosmische Impressionen“ als Anhänger des sogenannten „anthropischen Prinzips“ und vertrat die Ansicht, dass die Feinabstimmung bestimmter Naturkonstanten notwendig für ein Universum, das Leben hervorbringe, und daher ein Hinweis auf die Existenz Gottes sei.

 

Auszeichnung für den Blick über den Tellerrand

Der ehemalige Ärztekammer-Präsident und Kurator des Paul-Watzlawick-Ehrenrings, Walter Dorner, hob denn auch die Tiefe von Thirrings theologischem Ansatz hervor, betonte aber auch die Schärfe seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Thirring sei, so Dorner, ein Diagnostiker, wie er auch für Ärzte ein Vorbild sein könne. Für den Mediziner ist der Ehrenring „Zeichen unseres Engagements für den Dialog zwischen Medizin und Ethik und eine Humanisierung der Medizin“. Die nach dem österreichischen Psychoanalytiker und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick benannte Auszeichnung wird seit 2008 jährlich an Personen vergeben, „die über den Tellerrand der Disziplinen hinaus denken, sich in ihrem Leben für eine humane Gesellschaft einsetzen und Forschung und Wissenschaft einem breiten Publikum vermitteln können.“ Bisherige Preisträger sind der Philosoph und Soziologe Peter L. Berger, die Kulturphilosophin Aleida Assmann, der Autor und Biograph Rüdiger Safranski und der Architekturtheoretiker Friedrich Achleitner. Der Jury unter Vorsitz von Hubert Christian Ehalt gehörten 2013 Karin Gutiérrez-Lobos, Michael Kerbler, Ulrich Körtner, Karin Schaupp, Raoul Schrott, Sabine Seidler, Rudolf Taschner, Albert Wimmer und Paul Zulehner an.