Archive - Apr 21, 2015

Kunststoff für Umweltschutz

Kunststoffe können einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Erreichen der ambitionierten klimapolitischen Ziele Deutschands leisten. Das sagte Tina Buchholz, Expertin im Geschäftsbereich „Mensch und Umwelt“ bei PlasticsEurope Deutschland, kürzlich bei einem Fachpressetag in Frankfurt am Main. Wie Buchholz erläuterte, plant die Bundesregierung in Berlin, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Dies würde eine Reduktion um etwa 450 Millionen Tonnen pro Jahr bedeuten. Nach eigenen Einschätzungen der Bundesregierung dürfte dieses Ziel indessen um etwa fünf bis acht Prozentpunkte verfehlt werden. Laut den neuesten verfügbaren Zahlen wurden im Jahr 2013 rund 951 Millionen Tonnen CO2 emittiert, was gegenüber 1990 einer Reduktion von etwa 24 Prozent entspricht.


Einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion erwartet sich die deutsche Regierung von der Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich. Dabei könnte die Kunststoffindustrie laut Buchholz eine erheblich Rolle spielen: Von ihr hergestellte Materialien kommen für Fensterrahmen genauso zur Anwendung wie als Dämm- und Isolierstoffe und sind in der Baubranche seit langem etabliert. „Rund ein Viertel des in Deutschland eingesetzten Kunststoffs geht in den Baubereich“, konstatierte Buchholz. Der „Nationale Aktionsplan Energieeffizienz“ sehe vor, im Gebäudesektor rund 2,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Um dies zu erreichen, ist ein Fördervolumen von einer Milliarde Euro für den Zeitraum 2015 bis 2019 geplant.

 

Buchholz zufolge konnte sich die Koalition aus CDU/CSU und SPD allerdings bisher nicht auf eine Gegenfinanzierung einigen. Das Wirtschaftsministerium, dem SPD-Chef Sigmar Gabriel vorsitzt, hat Vorschläge zum Ausbau bestehender Förderprogramme angekündigt.

 

Fraglicher „Klimabeitrag“

 

Skeptisch ist die Kunststoffindustrie, was Gabriels Idee hinsichtlich eines „Klimabeitrags“ für thermische Kraftwerke angeht, betonte Buchholz. Der Minister will, dass die Betreiber solcher Anlagen zusätzliche Emissionszertifikate kaufen, wenn ihre Kraftwerke ein bestimmtes Emissionsniveau überschreiten. Laut Buchholz würde das die Stromkosten erhöhen. Ob die Industrie eine Kompensation erhalte, sei fraglich. Auch gelte es zu klären, ob mit dem „Klimabetrag“ in den europäischen CO2-Handel (EU-ETS) eingegriffen werde und ob die anderen EU-Mitgliedsstaaten einen solchen Eingriff tolerieren würden. Jedenfalls nehme mit Gabriels Vorstoß das Vertrauen in das ETS weiter ab. Auf diese Probleme habe nicht zuletzt der Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI) warnend hingewiesen, fügte Buchholz hinzu.

 

Gegen „Müll im Meer“

 

Mit der „Herausforderung Müll im Meer“, auch bekannt als „Marine Littering“, befasste sich bei dem Fachpressetag Ingo Sartorius, der bei PlasticsEurope Deutschand den Geschäftsbereich „Mensch und Umwelt“ leitet. Ihm zufolge werden in Deutschland jährlich rund 20 Millionen Tonnen Kunststoff produziert und etwa zwölf Millionen Tonnen verarbeitet. Die Menge der Kunststoffabfälle beläuft sich auf rund 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr, davon etwa eine Million Tonnen bei Herstellern und Verarbeitern und 4,7 Millionen Tonnen bei den privaten sowie gewerblichen Endverbrauchern. Trotz der hochentwickelten Sammelsysteme für Kunststoffabfälle gelange eine gewisse Menge in die Gewässer und damit letztlich in die Weltmeere.

 

Die Branche versuche mit einer breiten Palette von Maßnahmen, dem gegenzusteuern, darunter Aufklärungskampagnen und Abfallmanagementkonzepten. Im Jahr 2013 startete das globale Projekt „Null Pelletverlust“, das den Eintrag von Kunststoffpellets aus der industriellen Produktion in Gewässer verhindern soll. Klar ist laut Sartorius allerdings, dass die Kunststoffindustrie das Problem „Müll im Meer“ nicht alleine bewältigen kann: „Wir brauchen ein Zusammenwirken der weiteren Partner, Verantwortlichen und Unterstützer.“