Archive - Apr 10, 2015

Messerli-Institut: Enzym Papain kann Allergien auslösen

Das in kosmetischen Produkten verwendete Enzym Papain kann allergische Reaktionen der Haut auslösen. Dies geht aus Arbeiten hervor, die am <a href=http://www.vetmeduni.ac.at/messerli target=“_blank“>Messerli Forschungsinstitut</a> an der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt wurden.

 

Papain, das natürlicherweise in Schalen und Kernen der Papaya vorkommt und zur Gruppe der Cysteinproteasen gehört, wird wegen seiner Protein-spaltenden Wirkung auch industriell eingesetzt. So kommt es etwa als Zartmacher für Fleisch und zur Verhinderung der Eintrübung von Bier zum Einsatz. Die Kosmetikindustrie nutzt Papain beispielsweise in Peelings, um Hautschuppen zu entfernen oder in enzymhaltigen Shampoos zur Fellreinigung von Haustieren. Ein Forschungsteam um Erika Jensen-Jarolim, die am Messerli-Institut die Abteilung für komparative Medizin (also der vergleichenden Erforschung von Krankheiten bei Tier und Mensch) leitet, untersuchte nun die Wirkung des Enzyms auf die Haut von Mäusen und auf Hautzellen in der Petrischale.

Dabei zeigte sich, dass bereits nach kurzer Einwirkzeit die Barrierewirkung der Haut verloren ging, Blutgefäße durchlässiger wurden und Entzündungszellen einwandern konnten.  Etwa zwei Wochen nach der Behandlung hatten die Mäuse Antikörper gegen Papain gebildet, die Auslöser einer spezifischen Allergisierung gegen das Enzym sind. Auffällig war dabei, dass die Öffnung der Hautbarriere nicht die Voraussetzung für die Allergisierung ist, da diese auch eintritt, wenn die enzymatische Funktion von Papain blockiert ist. Der Verlust der Barrierefunktion steht dagegen mit dem Eindringen anderer Allergene und Bakterien in Zusammenhang, wie das auch für Hauterkrankungen wie Neurodermitis typisch ist. Da Papain eine große strukturelle Ähnlichkeit mit einem der wichtigsten Allergene der Hausstaubmilbe hat, schließen die Autoren, dass diese sehr häufige Allergisierung nach demselben Prinzip abläuft.

 

Das Messerli Forschungsinstitut

Das Messerli Forschungsinstitut wurde 2010 mit Unterstützung der Schweizer Messerli-Stiftung gegründet. Es wird von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien betrieben und widmet sich der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung sowie der vergleichenden Medizin.

 

 

EASAC: Neonicotinoid-Einsatz neu bewerten

In Stöcken lebende Honigbienen sind möglicherweise keine taugliche Spezies, um die Auswirkungen von Neonicotinoiden zu untersuchen. Zu diesem Schluss kommt eine 70 Seiten umfassende Studie des European Academies Science Advisory Council (EASAC), in dem die Akademien der Wissenschaften der EU-Mitgliedsstaaten zusammenarbeiten. Wie es in der Studie heißt, führte die Ausbreitung der Honigbienen zu einem Rückgang anderer Insektenarten, darunter Hummeln, Wildbienen (solitary bees), Schwebfliegen und Schmetterlingen, die für die Bestäubung von Pflanzen ebenso wichtig seien. Allerdings könnten die Honigbienen die Neonicotinoide möglicherweise leichter verkraften, weil sie in Stöcken leben und damit über eine wirksame Kapazität zum „Abpuffern“ für die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln verfügen. Einzeln lebende Insekten wie Hummeln und Wildbienen hätten diese Kapazität dagegen nicht. Jedenfalls reiche das Schützen von Honigbienen alleine nicht aus, um eine „nachhaltige Landwirtschaft“ sicherzustellen. Ausdrücklich wird in der Studie einmal mehr betont, dass es keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Absterben von Bienenvölkern und dem Einsatz von Neonicotinoiden gibt.

 

Den Experten zufolge stellt sich indessen die Frage, ob der routinemäßige Einsatz von Neonicotinoiden gegen „nur gelegentlich auftretende Schädlinge“ sinnvoll ist. In manchen Fällen könne der Einsatz der Substanzen sogar Probleme verschärfen, weil diese auch natürliche Fressfeinde der Schädlinge beeinträchtigten, etwa Schlupfwespen und Marienkäfer. Laut der Studie wurde diese Problematik beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bislang generell zu wenig berücksichtigt. Die Diskussionen über die Neonicotinoide hätten aber gezeigt, dass es notwendig sei, die derzeit gängigen Pflanzenschutzverfahren neu zu bewerten. Jedenfalls widerspreche der prophylaktische Einsatz von Neonicotinoiden den Prinzipien des integrierten Pflanzenschutzes, wie er unter anderem in der Richtlinie „über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für den nachhaltigen Einsatz von Pestiziden“ (2009/128/EU) der Europäischen Union vom 21.Oktober 2009 gefordert werde.

 

Die Studie wurde im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt. Eine ihrer Aufgaben besteht darin, eine Analyse der European Food Safety Authority (EFSA) zum Thema Neonicotinoide vom Jänner 2013 zu evaluieren. Zu diesem Zweck werteten die EASAC-Experten unter anderem mehr als 100 Studien aus, die seit der EFSA-Analyse erschienen. Primärdaten erhoben sie allerdings nicht. Ein PdF der Studie ist unter www.easac.eu kostenlos verfügbar.