Archive - 2020

August 26th

CD-Labor erzeugt CAR-T-Zellen mit neuartigen Rezeptoren

Kaum eröffnet, gibt es schon die ersten vielversprechenden Ergebnisse: Forscher des „CD-Labors für CAR-T-Zellen der nächsten Generation“ publizierten in der Fachzeitschrift Nature Communications die Entwicklung einer Plattform neuartiger CAR-T-Zellen mit Aviditäts-kontrollierten Rezeptoren, deren Zusammentreten aus zwei Untereinheiten sich überdies von außen kontrollieren lässt.

Ziel des im April eröffneten CD-Labors ist es, die im Bereich von Leukämien und Lymphomen schon erfolgreich angewandte CAR-T-Zelltherapie auch auf solide Tumoren anzuwenden. Dazu sollen die extrakorporal modifizierten patienteneigenen T-Zellen so weiterentwickelt werden, dass sie Krebszellen mit höherer Spezifität angreifen und die Toxizität gegenüber gesunden Körperzellen herabgesetzt ist.

Die nun publizierte Plattform lässt die Erzeugung von CAR-T-Zellen zu, deren Rezeptoren (CARs) eine von zwei Eigenschaften zeigen, die dem Ziel höherer Tumorspezifität dienen: Zum einen wird die sogenannte Avidität genutzt, also das Phänomen, dass bei Bindung eines T-Zell-Rezeptors an zwei (in diesem Fall unterschiedliche) Antigene die Bindungsstärke um ein Vielfaches gestärkt wird. Zum anderen hat das Team um Manfred Lehner (St. Anna Kinderkrebsforschung) und Michael Traxlmayr (Universität für Bodenkultur) CARs mit steuerbaren Schaltern realisiert, bei denen die Zusammenlagerung zweier Untereinheiten zum fertigen CAR durch die Gabe eines Arzneimittels ausgelöst werden kann.

 

 

Zuckerfabrik Leopoldsdorf: Bauern machen mobil

Die seitens der Agrana angekündige Schließung der Anlage soll verhindert werden. Dafür machen sich mittlerweile auch Regional-, Landes- und Bundespolitiker stark.

 

Die Zuckerfabrik der Agrana in Leopoldsdorf im Marchfelde muss erhalten bleiben, betonen Bauervertreter und Lokalpolitiker. Nach wochenlangen Gerüchten hatte der Stärke- und Zuckerkonzern am 25. August bekannt gegeben, die Fabrik nach Verarbeitung der heurigen Ernte schließen zu wollen. Dies sei aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich. Allerdings gebe es einen Ausweg: Die Agrana brauche bis spätestens November die Zusicherung, dass künftig auf zumindest 38.000 Hektar Zuckerrüben angebaut werden. Zuletzt lag die Anbaufläche laut Agrana bei 26.000 Hektar. Die Kosten der Schließung von Leopoldsdorf bezifferte der Konzern mit „bis zu 35 Millionen Euro, wovon bis zu 15 Millionen Euro liquiditätswirksam wären“. Der Hintergrund: Nach dem Auslaufen der Zuckermarktordnung der EU per Ende September 2017 erweiterte eine Reihe von Ländern ihre Zuckerproduktion. In der Folge fielen die Zuckerpreise auf etwa die Hälfte. Dies schlug sich auch in den letzten Bilanzen der Agrana nieder, wenngleich im Lauf des vergangenen Jahres eine gewisse Erholung zu verzeichnen war.

 

Der Präsident des Verbands „Die Rübenbauern“, Ernst Karpfinger, forderte dringlich einen „letzten Anlauf zur Rettung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf“. Die Mitglieder seines Verbands seien bereit, die von der Agrana verlangten Flächen zu kontrahieren. Sie bräuchten dafür aber „unbedingt begleitende Maßnahmen von der Politik“. Konkret forderte Karpfinger „verlässliche Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz sowie finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Rüsselkäfer“. Gemeint ist damit unter anderem die (Wieder-)Zulassung bestimmter Neonicotinoide, die als besonders wirksam gegen den Rübenderbrüssler gelten. Dieser Käfer sorgt immer wieder für erhebliche Ernteausfälle. Karpfinger zufolge fehlt nicht zuletzt mit den „Neonics“, die unter dem seinerzeitigen Landwirtschaftsminister und nunmehrigen burgenländischen Landwirtschaftskammerpräsidenten Nikolaus Berlakovic verboten wurden, das „notwendige Werkzeug zum Arbeiten. Bei uns alles zu verbieten und dann Importe aus Ländern außerhalb der EU zuzulassen, die Pflanzenschutzmittel verwenden, die bei uns längst verboten sind, ist der falsche Weg, vernichtet heimische Wertschöpfung und Arbeitsplätze und ist unfair“.

Ähnlich äußerte sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Ihm zufolge ist die Zuckerrübe „ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge, Böden profitieren vom Anbau dieser Kultur. Zudem ist sie ein wichtiger Einkommensfaktor im Ackerbau. Wir müssen alles tun, um diese wertvolle Pflanze und somit die gesamte Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten“. Zuckerimporte aus Südamerika, wo Zucker aus Zuckerrohr wesentlich billiger erzeugt werden kann als Rübenzucker in Österreich, will Strasser „ nicht zulassen“.

 

„Katastrophe für Leopoldsdorf“

 

Der Bürgermeister von Leopoldsdorf, Clemens Nagel (SPÖ), sprach von einer „Katastrophe für die Marktgemeinde Leopoldsdorf im Marchfelde und die gesamte Region“. Ihm zufolge gingen mit der Schließung 150 Voll- sowie 100 Kampagnenarbeitsplätze verloren. Außerdem würde seine Kommune jährlich bis zu 300.000 Euro an Kommunalsteuer verlieren. Im Verein mit weiteren niederösterreichischen SPÖ-Politikern forderte Nagel Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sowie den zuständigen niederösterreichischen Landesrat Stephan Pernkopf (beide ÖVP) zum „Tätigwerden“ auf.

 

Köstinger hatte bereits zuvor angekündigt, einen „Runden Tisch“ einzuberufen, bei dem die Angelegenheit geklärt werden soll.

 

Komplexe Strukturen

 

Detail am Rande: Die österreichischen Rübenbauern sind über die „Zucker und Stärke Holding AG“ (Z&S) nicht unmaßgeblich an der Agrana beteiligt. Der Z&S gehören 78,34 Prozent des Grundkapitals des Konzerns. Sie selbst steht zu 100 Prozent im Eigentum der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG mit Sitz in Wien. An ihr hält die Zucker-Beteiligungsgesellschaft mbH (ZBG) 50 Prozent minus 1 Aktie, die ihrerseits der Agrana Zucker GmbH, einer Tochter der Agrana-Beteiligungs-AG gehört. Die übrigen 50 Prozent der Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG sind Eigentum der deutschen Südzucker AG.

Die ZBG wiederum gehört der Raiffeisen-Tochter Almara, der Marchfelder Zuckerfabriken GmbH, der Estezet-Beteiligungsgesellschaft, der Rübenproduzenten-Beteiligungs-GesmbH und der Leipnik-Lundenburger-Invest-Beteiligungs-AG, deren Generaldirektor der ehemalige Landwirtschaftsminister, Vizekanzler und ÖVP-Obmann Josef Pröll ist. Zwischen der Südzucker und der ZBG besteht ein Syndikatsvertrag, mit dem die beiden Gesellschaften ihre Stimmrechte gebündelt haben. Außerdem gibt es Übertragungsbeschränkungen für die Aktien sowie Nominierungsrechte für die Organe der Agrana und der Südzucker. Agrana-Generaldirektor Johann Marihart, der Anfang kommenden Jahres in Pension geht, ist Vorstand der Südzucker. Im Gegenzug ist Thomas Kölbl von der Südzucker im Vorstand der Agrana-Beteiligungs-AG tätig.

 

 

 

 

August 24th

Takeda verkauft TCHC

Der japanische Pharmakonzern stößt sein Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Medikamenten in Japan ab. Käufer ist der US-Investmenthaus Blackstone.

 

Der japanische Pharmakonzern Takeda verkauft seine Takeda Consumer Healthcare Company Limited (TCHC) um rund 242 Milliarden Yen (1,93 Milliarden Euro) an die US-amerikanische Investmentfirma Blackstone. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Behörden ist geplant, die Transaktion bis 31. März kommenden Jahres abzuschließen, teilte Takeda mit. Die erst 2017 gegründete TCHC ist auf den Vertrieb von nicht rezeptpflichtigen Medikamenten in Japan spezialisiert. Im Jahr 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 60 Milliarden Yen (479 Millionen Euro). Eines der wichtigsten Produkte ist das Vitamin-B1-Präparat Alinamin. Der Verkauf gehört zu einem Divesitionsprogramm, in dessen Rahmen Takeda seit März nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte von insgesamt rund 973 Milliarden US-Dollar (822 Milliarden Euro) abstieß. Takeda-Chef Christophe Weber sagte, TCHC passe nicht mehr zum abgeschlankten Portfolio, mit dem sich Takeda auf Gastroenterologie, Seltene Erkrankungen, plasmabasierte Therapien, Krebserkrankungen und Nervenkrankheiten konzentrieren wolle. Er gab sich jeodch zuversichtlich, dass Blackstone das Unternehmen wachstumsorientiert weiterführen werde.

 

Atsuhiko Sakamoto, der Leiter des Private-Equity-Geschäfts von Blackstone Japan, konstatierte, sein Unternehmen wolle Marktführer für nicht rezeptpflichtige Medikamente in Japan werden. TCHC habe „ungeheures“ Potenzial in Japan und ganz Asien. Aussagen von Takeda, dass Blackstone plant, TCHC mit dem bisherigen Management weiterzuführen und die Belegschaft unverändert belassen will, bestätigte Sakamoto nicht.

 

 

August 20th

Technologie-Jahrbuch zum Thema „Komplexe Systeme“ vorgestellt

Ein Stück Alpbach war diese Woche in der Wiener Bankgasse zu finden. Für gewöhnlich wird das Jahrbuch zu den Alpbacher Technologiegesprächen im Rahmen von deren Eröffnung im Konferenzzentrum des Tiroler Bergdorfs vorgestellt. Doch heuer sind die Gespräche - wie das gesamte Forum Alpbach - auf die virtuelle Plattform „Hopin“ gewandert, nur einige Vorträge und Podien werden in Alpbach selbst stattfinden, und auch die ohne Publikum. Dementsprechend präsentierte das AIT (Austrian Institute of Technology) – seit vielen Jahren Mitveranstalter der Technologiegespräche – das zugehörige Jahrbuch vor Medienvertretern im Wiener Pressclub Concordia.

Hannes Androsch, Industrieller, AIT-Aufsichtsratsvorsitzender und scheidender Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, versprühte nicht gerade Optimismus, was die Situation Europas und im Speziellen Österreichs angesichts eines tobenden Innovationwettstreits zwischen den USA und China betrifft. Dass man beim Budget der Europäische Union ausgerechnet bei Forschung und Entwicklung gesparte hat, stieß den Ex-Politiker sauer auf. Und auch hierzulande habe man die Empfehlungen des von ihm geleiteten Rats nur zu oft mit Interesse angehört, aber nicht in die Praxis umgesetzt. Dabei könne man, wenn man wolle: Das AIT und die Christian-Doppler-Labore sind internationale Vorzeigebeispiele für Modelle der anwendungsorientierten Forschung, die Androsch explizit nannte.

 

Fast alles ist komplex – und schwer zu beherrschen

Dass auch angewandte Forschung ein Verständnis der behandelten Fragen auf höchstem wissenschaftlichem Niveau erfordere, betonte AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll. Beim Thema Komplexität, dem das diesjährige Jahrbuch gewidmet ist, gelte das in besonderer Weise, habe man es bei doch so gut wie allen der gesellschaftlichen Aufgaben, zu denen das AIT Lösungen erarbeite, mit komplexen Systemen zu tun. Der Wissenschaftsjournalist Martin Kugler hat für das Jahrbuch eine Reihe von Kapiteln zusammengestellt, die die verschiedenen Anwendungsfelder dieses noch jungen wissenschaftlichen Ansatzes behandeln: Biologie und Gesundheit, Klima und Decarbonisierung, Urbanisierung, soziale Systeme - sogar die Kunst kommt zu Wort.

Doch was sind überhaupt komplexe Systeme und wie unterscheiden sich diese von lediglich komplizierten? Darauf konnte Stefan Thurner, Professor an der Medizinischen Universität Wien und Präsident des Complexity Science Hub Vienna Antworten geben: Die Elemente komplexer Systeme weisen bestimmte Eigenschaften auf, die sie zur Teilnahme an einem ganzen Netzwerk von Wechselwirkungen mit anderem Elementen befähigen. Das Komplexe daran: Die Eigenschaften verändern die Wechselwirkungen, diese aber wiederum die Eigenschaften – das mache sie so schwierig zu beherrschen, so Thurner. Doch es gebe gute Beispiele, wo ein vertieftes Verständnis des Wechselwirkungs-Netzwerks zu erfreulichen Ergebnissen geführt habe: So konnten epidemiologische Simulationen als Grundlage dafür herangezogen werden, Infektionsketten zu durchbrechen – eine allzu aktuelle Thematik.

 

 

August 4th

Bayer: Milliardenverlust nach Sondereffekten

Die Rechtsstreitigkeiten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat rissen ein Loch in die Halbjahresbilanz. Operativ war das Geschäft durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Aber gerade der Crop-Sciences-Bereich verzeichnete vor Sondereffekten zweistellige Wachstumsraten.

 

 

Einen Verlust von 8,06 Milliarden Euro meldet der deutsche Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer für das erste Halbjahr 2020. Bedingt war dieser durch negative Sondereinflüsse von 13,10 Milliarden Euro, insbesondere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten von 12,45 Milliarden Euro. Wie berichtet, hatte Bayer versucht, einen Vergleich mit der US-amerikanischen Justiz über die Klagen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu schließen. Der zuständige Richter, Vince Chhabria vom U.S. District Court for the Northern District of California, äußerte indessen Bedenken gegen die geplante Sammelklägervereinbarung, weshalb Bayer diese zurückzog. „Bayer setzt sich weiterhin nachdrücklich für eine Lösung ein, die gleichzeitig sowohl die gegenwärtigen Rechtsstreitigkeiten zu vernünftigen Bedingungen beilegt als auch Führung und Beilegung möglicher künftiger Rechtsstreitigkeiten in tragfähiger Weise regelt“, betonte der Konzern anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. An den Sondereffekten änderte das freilich nichts.

 

Operativ gesehen, war Bayer ebenso wie andere Unternehmen von der COVID-19-Pandemie betroffen. Deshalb liefen die Geschäfte einigermaßen durchwachsen, allerdings keineswegs katastrophal. Im größten Geschäftsbereich etwa, Crop Sciences, war ein leichtes Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 11,36 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs um 18,2 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro, das EBIT vor Sondereinflüssen um 20,3 Prozent auf 2,93 Milliarden. Nach den Sondereffekten waren die beiden Kennzahlen indessen deutlich im Minus, das EBITDA mit -6,41 Milliarden Euro, das EBIT mit -8,10 Milliarden Euro.

 

Der Bereich Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Medikamente) verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent auf 8,54 Milliarden Euro. Bayer führt dies nicht zuletzt darauf zurück, dass bedingt durch die COVID-19-Pandemie andere, nicht dringend notwendige Behandlungen zurückgestellt wurden. Dennoch blieb das EBITDA vor Sondereffekten mit 2,96 Milliarden Euro (- 0,1 Prozent) stabil, das EBIT vor Sondereffekten erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Auch hier sorgten die Sondereinflüsse jedoch für ein kräftiges Minus: Das EBITDA belief sich auf 1,41 Milliarden Euro (- 52,3 Prozent), das EBIT auf 924 Millionen Euro (- 61,5 Prozent)

 

Im Geschäft mit nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Consumer Health) schließlich erwirtschaftete Bayer im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 2,59 Milliarden Euro, um 8,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 555 Millionen Euro um 3,5 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2019, das EBIT vor Sondereinflüssen verringerte sich um 3,0 Prozent auf 393 Millionen Euro. In diesem Geschäftsbereich verbesserten die Sondereffekte die Resultate allerdings: Das EBITDA wuchs um 7,2 Prozent auf 533 Millionen Euro. Das EBIT belief sich auf 425 Millionen Euro, nachdem es im ersten Halbjahr 2019 mit -90 Millionen Euro deutlich negativ gewesen war.

 

 

Vorstandschef Werner Baumann stellte in seinem Kommentar zum Halbjahresergebnis die positiven Seiten der Bilanz heraus: „Dank der Zuwächse im Agrargeschäft haben wir das EBITDA vor Sondereinflüssen gesteigert – und das unter schwierigen Rahmenbedingungen.“ Nur schwer einzuschätzen ist dem Bayer-Management zufolge, wie sich die COVID-19-Pandemie auf das Ergebnis des Gesamtjahr auswirken wird. Bis auf Weiteres rechnet die Konzernleitung mit einem Umsatz von 42 bis 43 Milliarden Euro (2019: 43,54 Milliarden Euro) und einem bereinigten Ergebnis je Aktie zwischen 6,40 und 6,60 Euro (2019: 6,38 Euro).

 

 

 

 

Forschungsförderung: Pharmaindustrie begrüßt IHI

Die von der EU-Kommission geplante „Innovative Health Initiative“ stößt auf grundsätzliche Zustimmung. Positiv beurteilt wird nicht zuletzt die verstärkte Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Erwartungsgemäß positiv beurteilen der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA, der Impfstoffproduzentenverband Vaccines Europe sowie weitere Interessenvertretungen im Gesundheitssektor den Vorschlag der EU-Kommission für eine sogenannte „Innovative Health Initiative“ (IHI). Auf Einladung der Kommission hatten sie zu den Inhalten des Vorschlags Beiträge geliefert. In einer gemeinsamen Aussendung erklärten die Interessenverbände am 3. August, die Förderinitiative IHI werde Forschern, Patienten und Bürgern zeigen, „dass die Europäische Union bestrebt ist, eine weltweite Führungsrolle bei der Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung zu spielen“.

Und eben die Zusammenarbeit in F&E könne dazu beitragen, die öffentlichen Gesundheitssysteme widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen, deren Nutzen für die Patienten zu verbessern und die Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie zu beschleunigen, betonen die Verbände in einer gemeinsamen Aussendung: „Die Pandemie hat ferner verdeutlicht, wie wichtig es ist, über eine umfassende Partnerschaft für Innovationen im Gesundheitswesen zu verfügen.“ Eine solche Partnerschaft könne dazu betragen, öffentliche und private Forschung im Hiblick auf globale Gesundheitsgefahren zu forcieren und zu koordinieren.

Wie die Verbände festhalten, beschreibt der Vorschlag der EU-Kommission die Ziele der Partnerschaft und den Weg, um diese zu erreichen. Freilich werde es noch Diskussionen geben. Aber die wesentlichsten Inhalte des Entwurfs für einen Rechtsakt zeichneten sich bereits ab. Den Verbänden zufolge ist dieser im Herbst zu erwarten.

 

Herausforderungen und Lösungen

 

In ihrem Vorschlag identifiziert die EU-Kommission vor allem folgende Hemmnisse für die Zusammenarbeit in der Forschung im Gesundheitsbereich:
- mangelndes Verständnis von Krankheiten, insbesondere auf molekularer Ebene
- begrenzte Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie
- konkurrenzbedingte mangelnde Kooperation innerhalb der Industrie
- Fehlen von Geschäftsmodellen für Medikamente, nach denen großer Bedarf besteht, bei denen jedoch nur vergleichsweise geringe Profite zu erwarten sind.

 

Unter den Kernpunkten der IHI nennt die Kommission daher eine „multisektorale Inititative“ in den Bereichen der Pharma- und der Medizintechnikindustrie, um „integrierte Lösungen“ bzw. Therapien zu erarbeiten. Ferner sollen im Mittelpunkt der IHI vordringlich die Bedürfnisse der Patienten und die Gesundheitssysteme stehen. Deshalbplant die Kommission die Einrichtung eines „Innovation Panel“, dem Vertreter aller öffentlichen und privaten Interessen im Gesundheitswesen angehören sollen. Die Funktion des „Panel“ sieht die Kommission darin, der Wissenschaft und der Wirtschaft frühzeitig Anregungen für Forschung und Entwicklung zu liefern. Dadurch will die Kommission sicherstellen, dass Projekte im Rahmen der IHI „die Bedürfnisse der Gesundheitssysteme besser berücksichtigen“. Genutzt werden sollen auch Synergien mit anderen Förderprogrammen der EU wie Horizon Europe und Digital Europe.

 

 

 

July 30th

Startup-Labs am Vienna Biocenter eröffnet

Im dritten Wiener Gemeindebezirk stehen Jungunternehmen im Bereich Biotechnologie rund 1.100 Quadratmeter an Labor- und Bürofläche zur Verfügung.

 

Insgesamt 60 Laborplätze und 30 Büroarbeitsplätze mit rund 1.100 Quadratmetern Fläche stellt die Wirtschaftsagentur Wien in den Startup-Labs im Vienna Biocenter bereit. Die Startup-Labs wurden am 30. Juli offiziell eröffnet.

 

Jungunternehmen nutzen die dort vorhandene Laboreinrichtung gemeinsam, ein Konzept, das als „Share-Prinzip“ bezeichnet wird. Unter anderem stehen ihnen sterile Werkbänke, Stickstofftanks, bakterielle Shaker sowie eine Waschküche zur Sterilisation von Labormaterialien zur Verfügung. Neun Firmen sind bereits eingezogen, nämlich Ahead-Bio, ein Spin-off des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA), Ablevia, G.ST Antivirals, Miti Biosystems, MyeloPro, Pregenerate, Proxygen Quantro Therapeutics und THT Biomaterials.

 

Für jeweils ein Jahr finanziert der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim im Rahmen seines „BI Innovation Prize“ für eine der Firmen die Labor- und Büroarbeitsplätze. Zurzeit profitiert davon die Proxygen. Sie hat eine Technologie entwickelt, um „Proteine, die bisher als nicht therapierbar galten, effizient zu entfernen“, hieß es in einer Aussendung. Boehringer Ingelheim ist der Hauptsponsor der Startup-Labs. „Kooperationen mit Startups aus der Life-Science-Community sind ein wichtiges Element in der Forschungsstrategie von Boehringer Ingelheim. Wir erhoffen uns interessante Denkanstöße und Anknüpfungspunkte zu unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf verschiedensten Ebenen“, konstatierte Guido Boehmelt, der Leiter von Research Beyond Borders im Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV), bei der Eröffnung.

 

Laut Harald Isemann, dem Vorsitzenden des Vienna BioCenters, sind dort mittlerweile 35 Biotechnologieunternehmen ansässig: „Mit den Startup-Labs sind wir jetzt bestens aufgestellt, diese erfreuliche Entwicklung noch weiter zu beschleunigen.“ Insgesamt gibt es in Wien derzeit rund 550 Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Bereich Life Sciences. Mit etwa 37.500 Beschäftigten erwirtschaften diese rund 12,2 Milliarden Euro Jahresumsatz.

 

 

July 29th

BASF schreibt rote Zahlen

Im ersten Quartal verzeichnete der deutsche Chemiekonzern einen Verlust von rund sieben Millionen Euro. Begründet wird dieser mit verminderten Absatzmengen in mehreren Geschäftsbereichen, Sondereffekten und einer Wertberichtigung von fast einer Milliarde Euro für die Wintershall-Dea-Beteiligung.

 

Einen Verlust von rund sieben Millionen Euro meldet der deutsche Chemiekonzern BASF für das erste Halbjahr 2020. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 hatte er einen Gewinn von 1,41 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 29,43 Milliarden Euro. Das EBITDA fiel um 19 Prozent auf 3,49 Milliarden Euro, das EBIT um 34 Prozent auf 1,51 Milliarden. Als Gründe nennt BASF im Halbjahresbericht gesunkene Absatzmengen in den Geschäftsbereichen Materials, Surface Technologies, Industrial Solutions und „Sonstige“. Überdies fielen Sondereinflüsse von -351 Millionen Euro an. Sie bezogen sich vor allem auf die Ausgliederung des Pigmentgeschäfts sowie auf die Eingliederung des Polyamidgeschäfts, das BASF von Solvay gekauft hatte. Eine Wertberichtigung von 956 Millionen Euro musste die BASF bei ihren Beteiligungen vornehmen. Dabei ging es vor allem um ihren 67-Prozent-Anteil an der Wintershall Dea, der wegen der eingebrochenen Öl- und Erdgaspreise sowie der „veränderten Einschätzung von Reserven“ um -819 Millionen Euro zu berichtigen war.

 

Das BASF-Management um Vorstandschef Martin Brudermüller geht auch für das zweite Halbjahr 2020 „wegen der anhaltenden Corona-Pandemie von hohen Unsicherheiten aus“, heißt es im Halbjahresbericht. Das dritte Quartal werde kaum besser ausfallen als das zweite: „Das liegt unter anderem an der im August generell niedrigeren Nachfrage und an der Saisonalität des Agricultural-Solutions-Geschäfts.“ Deshalb halten sich Brudermüller und seine Vorstandskollegen auch mit dem Ausblick für das Gesamtjahr zurück: „Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit und Intransparenz der wirtschaftlichen Entwicklung macht BASF weiterhin keine konkreten Aussagen zur Umsatz- und Ergebnisentwicklung.“

 

Bei der Bilanzpressekonferenz sagte Brudermüller, die Corona-Pandemie sei weiterhin „eine große Herausforderung für uns alle“. Sie biete allerdings auch Chancen: „Die Situation ist ein Katalysator für Veränderungen. Eine Gelegenheit, vieles anders zu machen. Wir haben uns bei BASF schnell auf neue Prozesse eingestellt. Die Bereitschaft zur virtuellen Kommunikation ist überall hoch, intern und mit unseren Kunden.“ Außerdem könne sich die BASF auf ihre „flexiblen und motvierten“ Mitarbeiter verlassen. Weitere Stärken seien das „breit aufgestellte Portfolio und die Finanzkraft des Unternehmens“.

 

 

 

July 23rd

Covestro: COVID-19 drückt Ergebnis

Im ersten Halbjahr schrieb der deutsche Spezialchemiekonzern einen Verlust von 32 Millionen Euro. Als Gründe nennt er niedrigere Absatzmengen und -preise infolge der Corona-Pandemie.

 

Glänzend liefen die Geschäfte des deutschen Spezialchemiekonzerns Covestro im ersten Halbjahr 2020 eher nicht. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 sank der Umsatz um 22,7 Prozent auf 4,94 Milliarden Euro, was hauptsächlich geringeren Absatzmengen und -preisen geschuldet war. Das EBITDA verminderte sich um 57,9 Prozent auf rund 379 Millionen Euro. Letzten Endes blieb ein Verlust von 32 Millionen Euro, nachdem Covestro im ersten Halbjahr 2019 einen Gewinn von 368 Millionen Euro dargestellt hatte.

 

Die Konzernführung um Vorstandschef Thomas Steilemann begründet dies mit der COVID-19-Pandemie. Deren Auswirkungen zeigten sich vor allem in zweiten Quartal, konstatierte Steilemann. In diesem Zeitraum brach der Umsatz um 32,9 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro ein, das EBITDA sogar um 72,8 Prozent auf 125 Millionen Euro. Allerdings gab sich Steilemann kämpferisch: „Wir haben rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen, um unsere Belegschaft zu schützen, Produktion und Lieferketten aufrechtzuerhalten und unsere Kunden kontinuierlich zu beliefern. Das ist uns bislang sehr erfolgreich gelungen und wir steuern Covestro weiterhin entschieden durch diese Krise.“

 

Das heißt: Die Arbeitszeit wird reduziert, die Entgelte werden - vorerst bis Ende November - entsprechend gekürzt, und das nicht nur in Deutschland, hieß es seitens des Konzerns: „Alle Konzerngesellschaften von Covestro außerhalb Deutschlands setzen vergleichbare landesspezifische Maßnahmen zur Kostenreduktion um.“ Der Vorstand und der Aufsichtsrat verringern ihre Vergütungen um jeweils 15 Prozent. Insgesamt will Covestro heuer rund 300 Millionen Euro einsparen, davon 130 Millionen durch Restrukturierungen und 200 Millionen durch Investitionskürzungen. Investiert werden heuer nur etwa 700 Millionen Euro statt, wie ursprünglich geplant, 900 Millionen Euro, heißt es im Halbjahresbericht.

 

Die Covestro-Führung geht davon aus, dass die COVID-19-Pandemie das Geschäft noch längere Zeit negativ beeinflussen wird. Die Pandemie sei „derzeit die größte Herausforderung für Covestro“.

 

 

July 18th

Marinomed: Carragelose wirkt gegen SARS-CoV-2

Das österreichische Life-Sciences-Unternehmen Marinomed hat in Zellkulturtests gezeigt, dass die Polysaccharide seiner Carragelose-Plattform auch gegen das SARS-CoV-2-Virus wirksam sind.

Marinomed ist seit 2019 an der Wiener Börse notiert und hat mehrere Technologieplattformen entwickelt, auf deren Basis man eine ganze Produktpalette auf den Markt gebracht hat und seine Pipeline weiter füllt. Hauptumsatzträger sind Produkte, die auf der Carragelose-Plattform beruhen. Basis dafür sind Carrageene – Polysaccharide aus Rotalgen, die Viruspartikel „umwickeln“ und so das Andocken an die Wirtszelle verhindern können. Dadurch wird die Viruslast gemindert und dem körpereigenen Immunsystem ermöglicht, die Erkrankung effektiver zu bekämpfen. Produkte auf Carragelose-Basis (Nasensprays, Lutschpastillen, Rachensprays) werden bereits erfolgreich gegen virale Infektionen der Atemwege eingesetzt. In klinischen Studien konnte die Wirksamkeit gegenüber unterschiedlichen Arten von Erkältungsviren (beispielswiese Rhinoviren oder bereits länger bekannte Arten aus der Familie der Coronaviren) nachgewiesen werden.

 

Klinische Studien zu Inhalationslösung gegen Lungenentzündung geplant

Nun hat Marinomed in Zellkulturexperimenten gezeigt, dass Carragelose auch beim SARS-CoV-2-Virus eine deutliche, dosisabhängige Reduktion der Infektion von Zellen bewirkt. Auf Basis der klinischen Daten mit anderen Viren könne darauf geschlossen werden, dass auch der die COVID-19-Epidemie verursachende Erreger durch Carragelose neutralisiert werden könne, heißt es von Seiten des Unternehmens. Marinomed plant nun klinische Tests für eine Inhalationslösung auf Basis dieser Technologie. Die Studien sollen Patienten einschließen, die dem Risiko einer viralen Lungenentzündung ausgesetzt sind, einer der vorherrschenden Komplikationen bei COVID-19 und Influenza A. Erste Daten zur Wirksamkeit werden in den nächsten 12 Monaten erwartet. Bei erfolgreichem Ausgang könnte noch 2021 ein Inhalationsprodukt auf Carragelose-Basis zur Verfügung stehen.

 

Seiten