Archive - Okt 20, 2010

Diskussion um „Naturwissenschaft light“

In Deutschland ist eine Diskussion über „Naturwissenschaft light“ an Schulen entbrannt. Der Forderung von Hans-Peter Zenner, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ), nach einem „emotionalen Zugang" zur Wissenschaft wurde vom Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag heftig widersprochen. Diskussion um „Naturwissenschaft light“ <% image name="Zenner_DD_2010" %> <small>Der Tübinger Mediziner Hans-Peter Zenner hat mit seiner Forderung nach „Naturwissenschaft light“ die Diskussion entfacht. © Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte </small> Am 17. September hatte Zenner die Jahresversammlung der GDNÄ in Dresden mit einer Forderung nach „Wissenschaft light" an den Schulen, einem „emotionalen Zugang" zur Wissenschaft und „Ästhetik statt Abstraktion" eröffnet. Wissenschaft light meint dabei, dass die hohen Anforderungen im Bereich der Naturwissenschaften in Schulen gesenkt werden sollen, um so die Lust der Schüler an diesen Fächern weiter aufrecht zu erhalten. Dietrich H. Nies hat im Namen des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentags (MNFT) den Forderungen in einem offenen Brief an Zenner widersprochen. Laut Zenner soll die in den geisteswissenschaftlichen Fächern bereits praktizierte Vermittlung von allgemeinen Kompetenzen auch auf die naturwissenschaftlichen Fächer übertragen werden. „Das Verstehen“, so Zenner, „genügt auch in den Naturwissenschaften für eine Allgemeinbildung." Der MNFT stimmt Zenner insofern zu, dass die mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung an den Schulen verbessert werden könnte, widerspricht allerdings vehement, wenn „Wissenschaft light" die bisherige fundierte mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung bis zum Abitur ersetzen soll. <b>Anforderungen zu hoch oder zu niedrig?</b> In seinem offenen Brief verwies Nies auf die erheblichen Probleme, die bisher durch Kürzungen an den Schulen zu Tage getreten seien. So sei bereits eine bedrohliche Entwicklung wahrnehmbar: „Der Fachanteil in der Ausbildung der Gymnasiallehrer wird ständig weiter zu Gunsten erziehungswissenschaftlicher Anteile herabgemindert. Die frisch gebackenen Lehrerinnen und Lehrer verstehen also immer weniger von dem Gebiet, das sie lehren sollen“, so Nies. Weiters sei der Lehrplan an den Gymnasien immer mehr gekürzt und die Ansprüche gesenkt worden. Laut Nies sind aus diesem Grund die Naturwissenschaften an den Gymnasien jetzt bereits „light“. Und genau dies sei das eigentliche Problem. Der MNFT fordert daher die GDNÄ zur Zusammenarbeit auf. Gemeinsam solle man für das Ziel eintreten, „dass der lang anhaltende Trend zur ‚Naturwissenschaft light’ gestoppt wird“, betont Nies in seinem Schreiben. Ziel solle es sein, die Ausbildung an den Schulen so auszurichten, dass ein vernünftig qualifizierter Nachwuchs für die Hochschulen erzeugt sowie gleichzeitig den Abitur-Jahrgängen das grundlegende Verständnis der Welt im aufgeklärten Sinne ermöglicht wird.

Quantenkryptographie aus Wien

Vor genau zwei Jahren, am 20. Oktober 2008, präsentierte das AIT (Austrian Institute of Technology) weltweit zum ersten Mal ein quantenkryptographisches Netzwerk, bei dem mehrere führende europäische Gruppen auf dem Gebiet kooperieren. Nun erfolgte in Tokio unter dem Titel <a href=http://www.uqcc2010.org> „Updating quantum cyryptography and communications"</a> die Präsentatiuon der mittlerweile erzielten Ergebnisse. <% image name="Quantenkryptografie" %> <small>Die AIT-Gruppe für optische Quantentechnologien möchte Quantenphänomene wirtschaftlich nutzbar machen.</small> Wien ist dabei durch Anton Zeilinger (Universität Wien und IQOQI) sowie durch Forscher des AIT-Departments Safety & Security vertreten. Sie präsentieren die Weiterentwicklung des Prototyps des Wiener Quanten-Schlüsselverteilsystems, der Vienna Quantum Key Distribution QKD. Anton Zeilinger betreibt Grundlagenforschung im Bereich der Quantenphysik. Einer der Schwerpunkte zielt dabei auf neue Wege der Informationsübertragung und Informationsverarbeitung ab. Die Forscher am AIT entwickeln Technologien, um derartige Quanten-Phänomene beherrschbar und für die Industrie nutzbar zu machen. <b>Durchbruch für die Quantenschlüsselverteilung</b> Verbesserungen in der Schlüsselrate und bei der Distanz sind entscheidend, um den Durchbruch der Quantenschlüsselverteilung technisch zu schaffen. Wie weit man dabei schon ist, wurde in Tokio anhand des Systems des AIT, dreier japanischer sowie zwei weiterer Systeme vorgestellt. Vor zwei Jahren lagen die Erzeugungsraten für sichere Schlüssel bei 1000 Bit pro Sekunde. Nun sollen tausendmal höhere Schlüsselraten von bis zu 1 Mb/s erreicht werden. Eine japanische Gruppe setzt eine völlig neue Detektortechnologie ein. Damit will sie mit Hilfe von supraleitenden Detektoren neue Distanzrekorde erzielen. <b>Tokio-Prototyp mit österreichischer Hilfe</b> Das AIT arbeitet in enger Kooperation mit der japanischen Nihon-University. Der AIT-Forscher Andreas Poppe half bei seinem einmonatigen Forschungsaufenthalt in Tokio mit, den "Tokio-Prototyp" für die Präsentation im Oktober vorzubereiten. Er arbeitet dort außerdem an Experimenten mit verschränkten Photonen. Die Quantentechnologie-Gruppe des AIT widmet ihre Aufmerksamkeit einer Erfolg versprechenden Hardware. Darüber hinaus arbeitet sie intensiv an der Entwicklung der quantenkryptographischen Software. Diese stellt die durch Quantenmethoden erzeugten, kryptographischen Schlüssel zur Verfügung und ermöglicht die Schlüsselverteilung innerhalb eines sicheren Kommunikationsnetzwerkes. Quantenkryptographie aus Wien