Archive - Mär 23, 2016

Die Politik der Impfung

In einem FWF-geförderten Projekt hat die Politikwissenschaftlerin Katharina Paul gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse in Österreich untersucht. Als Beispiel diente ihr die Diskussion um die Einführung eines Impfprogramms gegen humane Papillomviren (HPV).

 

Katharina Paul hat sich nach dem Studium der Politikwissenschaften auf Fragen der Gesundheits- und Biopolitik konzentriert. Bis 2013 forschte sie an der Erasmus-Universität von Rotterdam vor allem über europäische Lebensmittelsicherheitspolitik. Mithilfe eines Lise-Meitner-Stipendiums des Wissenschaftsfonds FWF kehrt sie danach an die Universität Wien zurück und begann, sich mit der österreichischen Gesundheitspolitik zu beschäftigen

Nun wurden die Ergebnisse eines Projekts zu den politischen Entscheidungen rund um die Einführung des HPV-Impfprogramms in der Zeitschrift „Social Science and Medicine“ veröffentlicht. Paul rekonstruierte den Prozess, der zu einer breitflächigen Maßnahme  gegen die Ausbreitung von Gebärmutterhalskrebs führte, anhand von Gesprächen mit Verantwortlichen aus Medizin, Politik, Industrie, Zivilgesellschaft und Behörden und stellte die dabei wirksamen Mechanismen den Vorgängen in den Niederlanden gegenüber.

 

Desexualisierung einer Impfdebatte

Dabei zeigte sich, dass erst die Desexualisierung der Debatte zu einer  Akzeptanz der zunächst umstrittenen breitflächigen Impfung gegen eine sexuell übertragbare Erkrankung führte. Dies sei Paul zufolge gelungen, weil man den Impfzeitpunkt vor das Eintreten der Adoleszenz verlegte. Zudem hätten durch die Aufnahme in das Kinderimpfprogramm Diskussionen mit den Eltern leichter umgangen werden können. Auch dass die Impfung von drei auf zwei Dosen reduziert und so die Umsetzung innerhalb eines Schuljahres ermöglicht wurde, habe die Einführung des Impfprogramms erleichtert.

Paul konstatiert in ihrer Arbeit, dass gesundheitspolitische Entscheidungen wie die der Einführung eines Impfprogramms Ergebnis von vielen, auch informellen und zum Teil intransparenten Diskussionen sind. Neben medizinischer Evidenz kämen dabei auch zahlreiche andere Faktoren wie medizinische Versorgungspraktiken und „Selbstverständlichkeiten“ zum Tragen.

 

 

 

Lenzing mit „sehr gutem Jahr“ 2015

Es war ein sehr gutes Jahr“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Lenzing AG, Stefan Doboczky, heute in Wien die Bilanz für 2015. Der Umsatz des Faserkonzerns erhöhte sich gegenüber 2014 um rund sechs Prozent auf 1,98 Milliarden Euro. Das EBITDA wuchs um etwa 20,7 Prozent auf 290,1 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss schließlich belief sich auf 124 Millionen Euro, nachdem 2014 ein Minus von 14,2 Millionen ausgewiesen worden war. Laut Doboczky sind die Umsatzsteigerungen vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: „höhere Faserverkaufspreise, einen gesteigerten Anteil der Spezialfasern und positive Fremdwährungseffekte“. Welchen Anteil die einzelnen Komponenten am Umsatzplus aufweisen, wollte Doboczky auf Anfrage des Chemiereport nicht bekanntgeben: „Ein Gutteil ist auf die Währungseffekte zurückzuführen. Details zu nennen, würde aber nur der Konkurrenz nützen.“ In Summe falle die Jahresbilanz sehr gut aus: „Das Unternehmen ist hoch liquide und gut gerüstet für die Umsetzung der Strategie.“ Überdies sei die „strategische Neuausrichtung abgeschlossen.“ Oberste Priorität habe profitables organisches Wachstum.

 

Die neue Unternehmensstrategie wurde im Herbst 2015 präsentiert und sieht vor, bis 2020 das EBITDA jährlich um zehn Prozent zu erhöhen, die Kapitalrentabilität (Return on Capital Employed, ROCE) um mindestens zehn Prozent zu verbessern, das Verhältnis der Nettofinanzverschuldung zum EBITDA bei weniger als 2,5 zu stabilisieren und den Anteil der Spezialfasern am Gesamtumsatz auf 50 Prozent zu steigern. Von 2014 auf 2015 verbesserte die Lenzing den ROCE um rund 8,0 Prozent, der Spezialfaseranteil belief sich 2015 auf 40,5 Prozent.

 

Guter Jahresbeginn

 

Für heuer zeigte sich Doboczky optimistisch. Änderten sich die Rahmenbedingungen nicht erheblich, werde die Lenzing auch 2016 „eine deutliche Ergebnisverbesserung“ verzeichnen. Der für das Unternehmen wichtige Markt für holzbasierte Cellulosefasern entwickle sich besser als der Gesamtmarkt für Fasern. Neue Kapazitäten in relevantem Ausmaß seien nicht zu erwarten. Ein möglicher Risikofaktor sind laut Doboczky Währungsschwankungen, insbesondere im Verhältnis zwischen Euro und US-Dollar, aber auch zwischen dem Euro und dem chinesischen Yuan Renminbi sowie zwischen dem Euro und der indonesischen Rupiah. Wie Doboczky dem Chemiereport mitteilte, verlief das erste Quartal durchaus zufriedenstellend: „Die Gesamttonalität ist: Das Jahr fängt sehr gut an.“

 

Noch keine Auswirkungen spürt die Lenzing laut Doboczky durch die Kontrollen an den Schengen-Grenzen. Die Frage, wie es diesbezüglich weitergeht, biete allerdings Anlass zur Sorge: „Der Lastwagenverkehr hat für uns große Bedeutung.“ Aus dem Werk in Lenzing würden Produkte mit einem Gesamtgewicht von etwa 300.000 Tonnen ausgeliefert. Teilweise erfolge dies bereits per Bahn, weitere Verlagerungen von Transporten von der Straße auf die Schiene schloss Doboczky nicht aus.