Archive - Mär 7, 2016

Klimapolitik: Allein auf weiter Flur

Das Klimaabkommen von Paris vom vergangenen Dezember verbessert die Wettbewerbslage der europäischen Chemieindustrie nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des niederländischen Beratungsunternehmen ECOFYS im Auftrag des Chemieindustrieverbandes CEFIC mit dem Titel „Alone under an absolute cap“. Laut ECOFYS ist die Europäische Union auch nach Paris weiterhin die einzige Wirtschaftsmacht mit verbindlichen CO2-Senkungs-Zielen. Auszugehen ist davon, dass die CO2-Preise steigen werden und die Gratiszuteilung von Emissionszertifikaten im Rahmen des Emissionshandelssystems ETS abnehmen wird. Selbst die energieeffizientesten europäischen Chemieunternehmen müssen daher erhebliche zusätzliche Kosten befürchten. ECOFYS schätzt die Kosten für die gesamte Branche auf etwa 1.900 Milliarden Euro allein im Jahr 2030.

 

China erwägt dem Beratungsunternehmen zufolge zwar, einen Emissionshandel nach Art des ETS einzuführen. Doch haben chinesische Unternehmen, für die CO2-Verminderungen bis dato das sprichwörtliche „spanische Dorf“ waren, erheblich mehr Möglichkeiten, solche Reduktionen billig darzustellen als ihre europäischen Konkurrenten. Hinzu kommt, dass Chinas „Pflichten“ im Zusammenhang mit dem Pariser Abkommen darauf hinauslaufen, dass das Land seine CO2-Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 300 Prozent steigern und im Zieljahr somit etwa 14 Milliarden Tonnen CO2 emittieren darf. Indien ist ein Anstieg um 327 Prozent auf sechs Milliarden Tonnen erlaubt.

 

Inkrafttreten fraglich

 

Die EU dagegen muss ihre Emissionen von rund sechs Milliarden Tonnen im Jahr 1990 auf knapp vier Milliarden Tonnen im Jahr 2030 senken. Dem gegenüber nimmt sich die Zusage der USA, ihre Emissionen von sechs auf fünf Milliarden Tonnen zu senken, nicht eben ambitioniert aus. Zu berücksichtigen ist dabei, dass diese Zusage bis dato nicht rechtsverbindlich ist und abzuwarten bleibt, ob die USA das Pariser Abkommen überhaupt ratifizieren. Die Ratifizierungsfrist beginnt am 22. April und dauert ein Jahr. Damit das Abkommen in Kraft tritt, müssen es mindestens 55 der 187 Unterzeichnerstaaten ratifizieren, die insgesamt mindestens 55 Prozent der auf ihrem Gebiet anfallenden CO2-Emissionen repräsentieren.

 

Laut ECOFYS ist es daher dringend notwendig, die Abwanderung der Chemieindustrie aufgrund der Klimapolitik zu vermeiden (Carbon Leakage). Die EU müsse danach trachten, ihre klimapolitischen Ziele mittels innovativer Technologien zu erreichen, wie sie gerade die Chemiebranche zu bieten habe. Nur so könne die angestrebte „Dekarbonisierung“ der europäischen Wirtschaft funktionieren, betont ECOFYS.