Archive - Mai 12, 2016

Deutsche Chemiebranche wächst kaum

Die Produktion der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie war im ersten Quartal 2016 nur um 0,6 Prozent höher als im ersten Quartal 2015. Das teilte der Branchenverband VCI mit. Ohne Berücksichtigung des Pharmabereichs war sogar nur ein Plus von 0,2 Prozent und damit nahezu eine Stagnation zu verzeichnen. Der Branchenumsatz fiel um 3,5 Prozent auf 45,2 Milliarden Euro, die Erzeugerpreise sanken um 1,4 Prozent. Laut VCI war das Preisniveau damit auf einem „Rekordtief“.

 

Mit durchschnittlich 83,6 Prozent lag die Kapazitätsauslastung laut VCI „im unteren Bereich der Normalauslastung“. Erstmals seit 2009 verringerte sich auch die Zahl der Mitarbeiter. Sie ging um 0,5 Prozent auf 444.000 Personen zurück. Für den Umsatzrückgang war dem Verband zufolge der gesunkene Ölpreis verantwortlich. Dieser war um etwa 36 Prozent niedriger als im ersten Quartal 2015. Unter Druck geriet die Branche auch, weil die Importe von Chemikalien nach Deutschland und nach Europa insgesamt zunahmen.

 

Laut VCI-Präsident Marijn Dekkers bleibt die Lage der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie auch heuer schwierig: „Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa kommt bislang nur eingeschränkt bei unseren Unternehmen an. Die Exporte in wichtige Märkte wie die USA, China, Russland oder Brasilien laufen schwächer als im Vorjahr. Außerdem setzt sich der Preisrückgang fort. Das alles spricht gegen eine kurzfristige Belebung.“

 

Für das Gesamtjahr 2016 erwartet der VCI zwar einen Anstieg der Chemieproduktion um etwa ein Prozent. Allerdings rechnet er mit einem Rückgang der Erzeugerpreise um rund zwei Prozent. Damit dürfte der Branchenumsatz um ein Prozent auf etwa 187 Milliarden Euro fallen.

 

 

 

Wenn Grenzen verschwimmen

Auf der <a href=http://www.analytica.de/index.html target=“_blank“>Analytica 2016</a>, die von 10. bis 13. Mai in München stattfand, herrschte reger Andrang von Laborexperten aller Art. Viele der präsentierten Innovationen zeigen die wechselseitige Befruchtung unterschiedlicher Anwendungsfelder der Analytik.

 

Die disziplinären Grenzen verschwimmen in der Analytik zusehends: In der Untersuchung von Lebensmitteln werden Genanalysen durchgeführt, Mediziner verwenden massenspektrometrische Methoden, in Biologie und Materialwissenschaften sind dieselben Imaging-Techniken von Nutzen, wie im „Visitor Guide“ zur diesjährigen Analytica treffend festgehalten wird. Die im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Fachmesse hat schon früh auf diese Entwicklungen reagiert und sich in den vergangenen Jahren molekularbiologischen, biotechnologischen und medizinisch-diagnostischen Anwendungen geöffnet.

Viele der großen Geräte- und Equipmentanbieter sind längst in all diesen Feldern zuhause. So hat etwa Bruker mit der molekularen biowissenschaftlichen Forschung, mit Nanoanalyse & Materialforschung, anwendungsbezogenen Märkten (zu denen vor allem auch die Pharma-Branche gerechnet wird) sowie der klinischen Forschung & Mikrobiologie vier strategische Entwicklungsfelder abgesteckt, für die sowohl NMR- und Daltonik-Lösungen als auch Röntgen- und Mikroskopie-Anwendungen entwickelt werden. Shimadzu hat die Anwendbarkeit seiner LC-MS/MS-Technologie im klinischen Bereich durch die Entwicklung eines vorgeschalteten „Clinical Analyzer“ zur vereinfachten Probenaufbereitung verbessert und ein neues Infrarot-Mikroskop für die industrielle Fehleranalyse vorgestellt. Anton Paar beschritt im Rahmen seines Analytica-Auftritts mit der Präsentation eines Geräts zur Partikelcharakterisierung neue Wege, Büchi tut dies mit dem Einstieg in die präparative Chromatographie.   

 

Veränderungen im Life-Sciences-Segment

Merck Life Sciences nutzte die diesjährige Analytica dazu, sein neues Corporate Design und Branding vorzustellen, bei dem der Name Merck angesichts der vielen zugekauften Marken wieder stärker in den Vordergrund gerückt wird. Das Geschäftsfeld des deutschen Merck-Konzerns hat nach der Übernahme des Chemikalien- und Reagenzien-Portfolios von Sigma eine enorme Produktvielfalt anzubieten, die sowohl die Prozesstechnik als auch die verschiedensten Laboranwendung der Chemie und Life Sciences als Zielmarkt adressiert. Eine überraschend einfache Methodik zur Nucleinsäureextraktion hat Analytik Jena vorgestellt: Die Isolierung von DNA oder RNA basiert auf der Wechselwirkung mit den vom Unternehmen patentierten „Smart Surfaces“ der verwendeten Kunststoffspitzen und kommt somit ohne magnetische Beads, Silikat-Suspensionen und spezielle Chemikalien aus.  Das Unternehmen, das vor kurzem von Endress+Hauser akquiriert wurde, wird weiterhin unter eigenem Namen auf den Chemie- und Life-Science-Märkten auftreten.

 

 

 

Lanxess: Preise gesunken, Mengen gestiegen

Gesunkene Verkaufspreise und im Gegenzug erhöhte Verkaufsmengen kennzeichnen das erste Quartalsergebnis 2016 des Kölner Spezialchemikalienkonzerns Lanxess. Die Umsatzerlöse fielen gegenüber dem ersten Quartal 2015 um 5,8 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Jedoch stieg der Konzerngewinn von 22 auf 53 Millionen Euro. Das EBITDA nach Sondereinflüssen liegt bei 251 Millionen Euro, verglichen mit 178 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2015.

 

Im Geschäftsbereich Performance Polymers verzeichnete Lanxess ein Umsatzminus von rund 10,0 Prozent auf 913 Millionen Euro. Die Verkaufspreise sanken um etwa 11,8 Prozent, weil niedrigere Einkaufspreise an die Kunden weitergegeben werden mussten. Der Umsatz im Bereich Advanced Intermediates sank um 3,1 Prozent auf 463 Millionen Euro, die Absatzmenge erhöhte sich um 4,8 Prozent. Im Bereich Performance Materials schließlich blieben die Umsatzerlöse mit 533 Millionen Euro stabil. Leicht gesunkene Verkaufspreise wurden durch leicht erhöhte Verkaufsmengen kompensiert.

 

Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert verlautete, Lanxess sei „mit einem starken ersten Quartal ins laufende Geschäftsjahr gestartet und auch das zweite Quartal hat gut begonnen.“ Aus diesem Grund werde die Prognose für das EBITDA vor Sondereinflüssen für das laufende Geschäftsjahr auf 900 bis 950 Millionen Euro angehoben. Bis dato hatte Lanxess ein Ergebnis von 880 bis 930 Millionen Euro prognostiziert.

 

 

Lenzing mit Gewinnsprung

Der Faserkonzern Lenzig erwirtschaftete im ersten Quartal 2016 einen Gewinn von 44,1 Millionen Euro, fast drei Mal so viel wie im ersten Quartal 2015 (16,6 Millionen Euro). Die Umsatzerlöse beliefen sich auf 512,8 Millionen Euro, um 8,1 Prozent mehr als im ersten Quartal 2015 (474,6 Millionen Euro). Als Gründe dafür wurden der Anstieg der Verkaufsmenge um rund 5,7 Prozent sowie erhöhte Verkaufspreise genannt. Das EBITDA lag mit 92,2 Millionen Euro um 54,7 Prozent über dem des ersten Quartals 2015. Mehr als verdoppelt hat sich das Betriebsergebnis (EBIT): Es stieg auf 59,5 Millionen Euro, verglichen mit 27,0 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2015. Laut Lenzing AG handelt es sich um das beste Ergebnis des ersten Quartals seit 2012.

 

Stefan Doboczky, der Vorstandsvorsitzende der Lenzing AG, sprach von einem „sehr guten Start in das Jahr 2016“. Bei unveränderten Rahmenbedingungen werde sich das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres im Vergleich zu 2015 „deutlich verbessern“. Vor allem bei Spezialfasern wird weiter eine starke Nachfrage erwartet. Wie berichtet, erwirtschaftete die Lenzing 2015 einen Umsatz von 1,98 Milliarden Euro sowie ein EBITDA von 290,1 Millionen Euro.

 

Laut Doboczky geht die Umsetzung der neuen Unternehmensstrategie „sCore TEN“ wie geplant weiter. Zu diesem Zweck wurde die Struktur des Konzerns geändert. Dieser besteht nun aus drei regionalen Geschäftseinheiten, die jeweils für ihren Erfolg verantwortlich sind: „Europe & Americas“, „North Asia“ (zuständig für China, Japan, Korea, Taiwan und Vietnam) sowie „AMEA“ (befasst mit Asien ohne Nordasien, dem Mittleren Osten und Afrika).

 

Vorgesehen ist, die Investitionen zu steigern: Die Lenzing sucht einen Standort für den Ausbau der Produktionskapazitäten für Spezialfasern. „Erste Entscheidungen“ wurden für das dritte Quartal 2016 angekündigt. Im ersten Quartal 2016 investierte die Lenzing rund 15,9 Millionen Euro, verglichen mit 11,2 Millionen im ersten Quartal 2015.