Archive - Mai 19, 2016

Glyphosat: EU vertagt Entscheidung

Die Europäische Union hat die Entscheidung über die Neuzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat erneut vertagt. Das teilte die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit. In einer Aussendung meldete die AGES, die EU-Kommission habe „im Ständigen Ausschuss keinen mehrheitsfähigen Vorschlag zur Erneuerung der Genehmigung des Wirkstoffes Glyphosat vorgelegt. Den Fachexpertinnen und Fachexperten der EU-Mitgliedstaaten und insbesondere Österreichs – vertreten durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES - gingen die Risikomanagement-Maßnahmen, also rechtlichen Anwendungsbestimmungen zum Schutz von Anwendern, Konsumenten und Umwelt nicht weit genug“. Für Österreich habe die Gesundheit der Bevölkerung sowie der Schutz von Umwelt und Biodiversität oberste Priorität.

 

Zwar ist laut AGES der „Anwender- und Konsumentenschutz in den wesentlichen Punkten gewährleistet“. Jedoch sei den Anliegen des Umweltschutzes und der Artenvielfalt nicht ausreichend Rechnung getragen worden. Insbesondere habe die Kommission das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes „so wenig wie möglich und so viel wie gerade notwendig“ bei der Verwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft nicht genügend gewürdigt. Laut AGES obliegt es nun der EU-Kommission, über die weitere Vorgangsweise zu entscheiden.

 

Kritik von der IGP

 

 

Heftige Kritik kam von der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). Obmann Christian Stockmar sprach von einer „Entscheidung gegen die Wissenschaft und für eine Verlängerung der absurden Kampagne gegen Glyphosat durch NGOs“. Über 1.000 Studien hätten nachgewiesen, dass Glyphosat „bei sachgemäßer Anwendung für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich“ ist. Dies werde auch durch etliche „unabhängige Behörden“ bestätigt, zuletzt durch das Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR), ein gemeinsames Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Welternährungsorganisation FAO. 

 

Nicht krebserregend 

 

Erst vor wenigen Tagen hatte das JMPR festgestellt, dass Glyphosat in der Dosierung, der Menschen anzunehmender Weise ausgesetzt sein können, höchstwahrscheinlich nicht erbgutschädigend ist. Bei Ratten wirke es nicht krebserregend. Bei Mäusen sei eine krebserregende Wirkung bei sehr hoher Dosierung nicht auszuschließen. In einer für den Menschen relevanten Dosierung ist das Mittel bei Nagetieren aber weder krebserregend noch erbgutschädigend. Daher ist es laut JMPR unwahrscheinlich, dass Glyphosat bei Menschen Krebserkrankungen verursacht. Das gilt auch bei berufsbedingter - also höherer - Glyphosat-Exposition. Das JMPR bestätigte den schon bisher geltenden Richtwert für die akzeptable Tagesdosis (acceptable daily intake, ADI), der bei 0 bis 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht liegt. Wegen der geringen Toxizität von Glyphosat ist es laut JMPR nicht notwendig, einen Grenzwert für die Aufnahme (acute reference dose, ARfD) festzulegen.

 

Kein Widerspruch zur IARC


Wie das JMPR  betonte, stehen seine Schlussfolgerungen nicht im Widerspruch zu den Feststellungen der International Agency for Research on Cancer (IARC), der Krebsschutzagentur der WHO, vom vergangenen Jahr. Die IARC hatte damals festgestellt, dass Glyphosat potenziell krebserregend sein kann. Dieses bezieht sich allerdings auf die grundsätzliche Gefährlichkeit des Mittels. Es sagt nichts über konkrete Risiken aus, denen Menschen im täglichen Umgang mit Glyphosat ausgesetzt sind - eine Tatsache, auf die die IARC übrigens bereits seinerzeit verwiesen hatte. Das JMPR stellt daher fest: „Es ist somit möglich, Expositionsniveaus festzulegen, die sicher sind“, also kein Risiko für den Menschen bedeuten. Genau dies geschieht mit der ADI.

 

 

 

 

 

Bayer bestätigt Interesse an Monsanto

Der deutsche Chemiekonzern Bayer bestätigte heute Gerüchte, denen zufolge er den US-Agrarkonzern Monsanto übernehmen will. Vor kurzem habe es diesbezüglich ein vertrauliches Treffen mit der Monsanto-Geschäftsführung gegeben, hieß es in einer Aussendung: „Ein solcher Zusammenschluss würde Bayer als globales, innovationsgetriebenes Life-Science-Unternehmen mit Spitzenpositionen in seinen Kerngeschäften stärken und ein führendes integriertes Agrargeschäft schaffen.“

 

Seitens Monsanto hieß es, Bayer habe ein „unerbetenes, unverbindliches“ Übernahmeangebot gelegt. Dieses werde nun vom Monsanto-Management gemeinsam mit den Finanzberatern Morgan Stanley & Co. und Ducera Partners und sowie der Rechtsanwaltsfirma Wachtell, Lipton, Rosen & Katz geprüft. Bis zum Abschluss der Prüfung gebe es keinen weiteren Kommentar.

 

Bei einer allfälligen Übernahme entstünde ein Agrobusiness-Gigant mit einem Jahresumsatz von rund 59,7 Milliarden Euro. Monsanto hatte im vergangenen Jahr selbst vergeblich versucht, die Schweizer Syngenta zu übernehmen. Zum Zug kam die China National Chemical Corporation, der größte Chemiekonzern Chinas. Bayer erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von rund 4,1 Milliarden Euro. Seinen Netto-Cashflow bezifferte das Unternehmen mit 6,9 Milliarden Euro. Monsanto meldete für 2015 einen Umsatz von umgerechnet rund 13,4 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,0 Milliarden Euro.

 

 

 

Steirische Aktivitäten im Iran

Am zweiten Tag ihrer Iran-Reise stand für die Delegation des steirischen Humantechnologie-Clusters ein Besuch des Biopharma-Unternehmen Aryogen sowie eine Gastvorlesung über Chronobiologie auf dem Programm. Daneben wurden zahlreiche bilaterale Gespräche geführt.

Aryogen wurde 2009 gegründet und entwickelt biotechnologische Prozesse zur Herstellung von Biosimilars (Biopharmaka, deren Patentschutz abgelaufen ist). 2012 kam mit einem Faktor VII-Biosimilar das erste Produkt auf den Markt. Heute wird das iranische Gesundheitssystem darüber hinaus mit mehreren kostengünstigen monoklonalen Antikörpern versorgt. Derzeit strebt man die Zulassung einiger Biosimilars in Russland, der EU und mehreren lateinamerikanischen Ländern an.

Maximilan Moser, Leiter des Human Research Instituts in Weiz, hielt nachmittags eine Gastvorlesung an der Medizinischen Universität Teheran. Auf Einladung des University Scientific Education and Research Networks (USERN) sprach Moser über das relativ junge Forschungsgebiet der Chronobiologie und führte den interessierten Studenten die auf verschiedenen Zeitskalen ablaufenden Rhythmen vor Augen, durch die physiologische Vorgänge bestimmt sind. Im Anschluss daran wurde ein „Memorandum of Understanding“ zwischen beiden Einrichtungen unterzeichnet. Mehrere Teilnehmer der Delegation führten parallel dazu B2B-Gespräche mit Unternehmen und Einrichtungen aus dem Iran, die sich an Pharma-und Life-Science-bezogenen Technologien der steirischen Anbieter interessiert zeigten.