Archive - Sep 6, 2016

CEFIC unterstützt „Alliance for TTIP“

Der europäische Chemieindustrieverband CEFIC ist der „Alliance for TTIP“ beigetreten. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von europäischen und US-amerikanischen Wirtschaftsverbänden, die für das umstrittene geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA lobbyiert. Als Grund nannte die CEFIC den verstärkten Widerstand gegen TTIP. Dessen Gegner behaupteten, das Abkommen unterminiere die Transparenz des wirtschaftspolitischen Handelns sowie die Rechtssicherheit für die öffentliche Hand und gefährde letztlich auch die Gesundheit der Bevölkerung.

 

René van Sloten, Executive Director der CEFIC für Industriepolitik, verlautete, der Verband habe in der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission zu TTIP darauf bestanden, die Gesetzgebung hinsichtlich Chemikalienmanagement „auf beiden Seiten“ des Atlantiks unverändert beizubehalten. Weder eine Harmonisierung noch eine wechselseitige Anerkennung könnten zur Diskussion stehen, „da die beiden Systeme zu unterschiedlich sind“. Dennoch gebe es Möglichkeiten, den Unternehmen den Umgang mit dieser Situation zu erleichtern und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Diese bestünden nicht zuletzt darin, den Weg für globale Standards, Klassifizierungen und weltweites Labelling freizumachen sowie die Zusammenarbeit der Regulatoren der USA und der EU zu erleichtern. Seiner Ansicht nach werde TTIP den Verbrauchern erweiterte Wahlmöglichkeiten bieten und die Qualitätsstandards sogar erhöhen. Dies sei unter Aufrechterhaltung der unterschiedlichen Herangehensweisen durchaus möglich: „Es ist ein Mythos, dass TTIP die Standards für die Chemikaliensicherheit vermindert“.

 

In einer Erklärung der „Alliance for TTIP“ heißt es unter anderem: „Ein starkes politische Bekenntnis seitens der EU und der Regierung der Vereinigten Staaten ist nötig, um ein Ergebnis zu erzielen, das das Wirtschaftswachstum sowie die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und damit die Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen verbessert“. Überdies rege TTIP Investitionen und den Handel mit Gütern und Dienstleistungen an. Es handle sich um eine Möglichkeit, die „innerhalb der Lebensspanne einer Generation nur einmal besteht und daher nicht versäumt werden darf“. Mitglieder der „Alliance for TTIP“ sind unter anderem die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA), die American Chamber of Commerce to the EU, BusinessEurope, Medicines for Europe sowie das Trans-Atlantic Business Council (TABC). Laut CEFIC beläuft sich das jährliche Handelsvolumen zwischen den USA und der EU auf rund 700 Milliarden Euro. Chemikalien sind unter den wichtigsten Handelsgütern.

 

Umfangreiche Herbstarbeit

 

Bereits am vergangenen Freitag präsentierte die CEFIC die Schwerpunkte ihrer Herbstarbeit. Neben dem Lobbying für TTIP umfasst diese unter anderem die weitere Implementierung des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH. Die letzte Frist für die Registrierung von Chemikalien endet im Mai 2018. Ferner wird sich die CEFIC mit den Kritierien für die Definition endokriner Disruptoren zu befassen haben. Wie berichtet, stieß der seinerzeitige Vorschlag der EU-Kommission auf „endenwollende“ Begeisterung in der Branche. Ein weiteres Thema sind der Brexit und dessen Auswirkungen. Überdies hat die EU-Kommission Vorschläge für eine Reihe energie- und klimapolitischer Themen abgekündigt. Unter anderem geht es um die im Gang befindliche Reform des Emissionshandelssystems (EU ETS), das neue Strommarktdesign und die Überarbeitung der Energieeffizienzrichtlinie.

 

Bayer erhöht Angebot für Monsanto

Die Bayer AG erhöht ihr Angebot für die Akquisition des US-amerikanischen Agrarkonzerns Monsanto von 122 auf 127,50 US-Dollar pro Aktie. Das teilte das deutsche Pharmaunternehmen am Dienstagmorgen mit. Der Kaufpreis würde sich folglich auf etwa 65 Milliarden US-Dollar (58,3 Milliarden Euro) belaufen. Laut Bayer gilt das Angebot „lediglich unter der Voraussetzung einer einvernehmlichen Übernahme“. Die Verhandlungen seien „fortgeschritten“, aber „es ist nicht gewährleistet, dass die Parteien einen Vertragsabschluss erzielen“. Außerdem ist für den Vollzug der Transaktion die Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden sowie des Aufsichtsrats der Bayer AG notwendig. Für den Fall, dass das Geschäft aufgrund verweigerter Kartellfreigaben oder Unbedenklichkeitserklärungen nicht zustandekommt, bietet Bayer Monsanto eine „Aufhebungszahlung“ (Reverse Antitrust Break Fee) von 1,5 Milliarden US-Dollar an. Damit werde die „Zuversicht in einen erfolgreichen Abschluss der Übernahme“ untermauert, verlautete Bayer. Vorstandsvorsitzender Werner Baumann hatte die Absicht zum Erwerb von Monsanto am 23. Mai bekanntgegeben.

 

Bayer plant, etwa 25 Prozent des Kaufpreises mit einer Kapitalerhöhung zu finanzieren, die übrigen 75 Prozent mit Fremdmitteln. Ein Finanzierungsvorbehalt besteht laut Baumann nicht. Durch die Fremdkapitalfinanzierung würde sich der Schuldenstand von Bayer um rund 48,75 Milliarden US-Dollar (43,73 Milliarden Euro) erhöhen. Zum Vergleich: Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 belief sich die Nettoverschuldung des Konzerns auf rund 17,45 Milliarden Euro. Doch sollten „unsere umfangreiche Erfahrung mit konsequentem Schuldenabbau nach großen Übernahmen andererseits zur raschen Verbesserung des Finanz-Ratings beitragen“, verlautete Bayer. Langfristig werde ein „A“-Kreditrating angestrebt.

 

Monsanto bestätigte den Erhalt des neuen Angebots. Dieses werde ebenso geprüft wie andere Offerte sowie alternative Strategien, um eine optimale Entscheidung im Sinne der Aktionäre treffen zu können. 

 

Digitale Landwirtschaft“

 

Bayer beabsichtigt, durch die Fusion eine „Landwirtschaft der nächsten Generation“ möglich zu machen. Diese soll sich nicht zuletzt auf Digitaltechnik stützen. Bayer und Monsanto seien bereits derzeit im Bereich „digitale Landwirtschaft“ tätig und könnten gemeinsam „bahnbrechende Lösungen anbieten“. Als Beispiele nannte Bayer „eine führende digitale Plattform mit direktem Zugriff für Landwirte, erstklassige Datenanalyse und -auswertung, sich ergänzendes agronomisches Wissen und erweiterte Modellierung“ sowie „ein breites Netzwerk mit Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft“.

 

Geplant ist, den Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des fusionierten Konzerns sowie die Nordamerika-Zentrale am derzeitigen Monsanto-Hauptsitz in St. Louis um US-Bundesstaat Missouri zu belassen. Der Geschäftsbereich Pflanzenschutz und die Zentrale der Bayer-Division Crop Science sollen am Bayer-Standort Monheim verbleiben. Den Bereich „Digital Farming“ will Baumann „in der Nähe von San Francisco“ ansiedeln.