Archive - Sep 2016

September 12th

VCI für CETA

Als „wichtigen Baustein für die Weltwirtschaftsordnung im 21. Jahrhundert“ betrachtet der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) CETA, das umstrittene Freihandelsabkommen der EU mit Kanada. Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann verlautete in einer Aussendung, das Abkommen könne „als Blaupause für moderne Regeln in Freihandelsabkommen dienen“. CETA bringe „Vorteile für Verbraucher, Beschäftigte und Unternehmen in Europa“, vereinfache den Handel und steigere damit die Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere mache das Abkommen den Zugang zu einem interessanten Absatz- und Rohstoffmarkt leichter. Kanada biete „eine Vielzahl natürlicher Ressourcen und mehr als 30 Millionen gut ausgebildeter, kaufkräftiger Einwohner“.

 

Ausdrücklich befürwortet der VCI laut Tillmann die verstärkte und institutionalisierte Zusammenarbeit der europäischen und der kanadischen Regulierungsbehörden. Diese verbessere den „Schutz von Menschen, Gesundheit, Tieren und Pflanzen führen. Die Grundphilosophie beider Seiten ist, die Umwelt insgesamt besser zu schützen“. Tillmann betonte, das Regulatorengremium habe keinerlei Entscheidungsgewalt. Vielmehr liege diese weiterhin bei den Regierungen Kanadas und der europäischen Staaten.

 

Einem vor wenigen Tagen beschlossenen Positionspapier des VCI zufolge sollte das Abkommen daher so rasch wie möglich ratifiziert werden. „Tritt CETA zügig in Kraft, demonstriert die EU der Welt, dass sie ein verlässlicher und handlungsfähiger Handelspartner ist. Scheitert CETA, verspielt die EU unnötig internationales Vertrauen“, resümiert der VCI.

 

 

September 8th

Allergie-Impfstoff gegen Hepatitis B

Der Impfstoff BM32 gegen Gräserpollen-Allergien könnte auch gegen Hepatitis B wirksam sein. Das entdeckte Carolin Cornelius im Rahmen ihrer Dissertation am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien). Der Impfstoff wurde am Christian-Doppler-Labor für Allergieforschung unter der Leitung von Rudolf Valenta an der MedUni Wien gemeinsam mit der Biomay AG entwickelt.

 

Cornelius zeigte, dass die Impfung mit BM32 gegen Gräserpollen-Allergien auch Hepatitis-B-Viren im Durchschnitt bei 80 Prozent der Betroffenen hemmt. Ihr zufolge könnte die dem Impfstoff zugrunde liegende Peptid-Carrier-Technologie somit ein „denkbarer Ansatz zur Weiterentwicklung der Hepatitis-B-Impfung sein“.

 

An Hepatitis B sind weltweit etwa 350 Millionen Menschen erkrankt. Es handelt sich damit um eine der häufigsten Krankheiten. Bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen besteht das Risiko, trotz Impfung mit einem der derzeit verfügbaren Mittel nicht geschützt zu sein.

 

 

 

September 7th

UK-Geldspritze für Wiener Impfstoff-Unternehmen

Das Wiener Impfstoffunternehmen <a href=http://themisbio.com target=“_blank“>Themis Bioscience</a> erhält für die Weiterentwicklung eines Impfstoffkandidaten gegen das Zika-Virus eine Million Britische Pfund von der britischen Innovationsagentur Innovate UK.

 

Das untersuchte Vakzin beruht auf der unternehmenseigenen Plattform „Themaxyn“, die einen Vektor für Masernimpfstoffe nutzt. Die zentrale Technologie dafür wurde vom Institut Pasteur in Paris entwickelt. Auf Basis dieser Plattform konnte bereits ein Impfstoffkandidat gegen Chikungunya-Fieber in klinische Studien der Phase II gebracht werden.

In den vergangenen Monaten wurden bei Themis mehrere validierte Zika-Antigene identifiziert, auf deren Basis Impfstoffkandidaten entwickelt und in Tiermodellen getestet werden konnten. Mittlerweile wurde mit Toxizitätsstudien begonnen und die GMP-Produktion initiiert. Mit dem nun eingeworbenen Geld soll  eine thermostabile Formulierung des Impfstoff entwickelt und  eine klinische Phase I-Studie durchgeführt werden.

 

 


 

Deutsche Chemieindustrie mit Umsatzrückgang

Der saisonbereinigte Umsatz der deutschen Chemieindustrie belief sich im zweiten Quartal 2016 auf rund 45 Milliarden Euro. Er liegt damit um 6,1 Prozent unter dem Vergleichswert von 2015, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Der Inlandsumsatz sank um 5,9 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz um 6,3 Prozent auf 27,9 Milliarden. Das Produktionsvolumen verminderte sich im Jahresvergleich um 0,5 Prozent. Am größten war das Minus mit 5,4 Prozent bei anorganischen Grundchemikalien, gefolgt von Fein- und Spezialchemikalien sowie Wasch- und Körperpflegelmitteln mit jeweils -1,6 Prozent und den Pharmazeutika mit -0,1 Prozent. Dies konnte durch die Zuwächse bei Polymeren (+1,6 Prozent) sowie Petrochemikalien samt Derivaten (+1,1 Prozent) nicht ausgeglichen werden.

 

Als Grund für diese Entwicklung nannte VCI-Präsident Marijn Dekkers in einer Aussendung die schwächere Nachfrage nach Chemikalien in Deutschland sowie im europäischen Ausland. Im Quartalsbericht heißt es, die Kunden seien „vielerorts“ verunsichert gewesen und hätten sich mit Bestellungen zurückgehalten. Folglich sei die Kapazitätsauslastung mit rund 84,1 Prozent nicht überragend gewesen.

 

Für das Gesamtjahr erwartet Dekkers einen Rückgang des Branchenumsatzes um 1,5 Prozent gegenüber 2015 auf 185,9 Milliarden Euro. „Das Chemiegeschäft dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte ohne Dynamik bleiben. Weder im Inland noch im Ausland sind nachhaltige Wachstumsimpulse erkennbar. Unsicherheiten wie der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU kommen hinzu“, verlautete Dekkers. Er beendet bei der Mitgliederversammlung am 23. September seine Funktion als VCI-Präsident. Als Nachfolger ist seit 23. März BASF-Chef Kurt Bock designiert.

 

September 6th

CEFIC unterstützt „Alliance for TTIP“

Der europäische Chemieindustrieverband CEFIC ist der „Alliance for TTIP“ beigetreten. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von europäischen und US-amerikanischen Wirtschaftsverbänden, die für das umstrittene geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA lobbyiert. Als Grund nannte die CEFIC den verstärkten Widerstand gegen TTIP. Dessen Gegner behaupteten, das Abkommen unterminiere die Transparenz des wirtschaftspolitischen Handelns sowie die Rechtssicherheit für die öffentliche Hand und gefährde letztlich auch die Gesundheit der Bevölkerung.

 

René van Sloten, Executive Director der CEFIC für Industriepolitik, verlautete, der Verband habe in der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission zu TTIP darauf bestanden, die Gesetzgebung hinsichtlich Chemikalienmanagement „auf beiden Seiten“ des Atlantiks unverändert beizubehalten. Weder eine Harmonisierung noch eine wechselseitige Anerkennung könnten zur Diskussion stehen, „da die beiden Systeme zu unterschiedlich sind“. Dennoch gebe es Möglichkeiten, den Unternehmen den Umgang mit dieser Situation zu erleichtern und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Diese bestünden nicht zuletzt darin, den Weg für globale Standards, Klassifizierungen und weltweites Labelling freizumachen sowie die Zusammenarbeit der Regulatoren der USA und der EU zu erleichtern. Seiner Ansicht nach werde TTIP den Verbrauchern erweiterte Wahlmöglichkeiten bieten und die Qualitätsstandards sogar erhöhen. Dies sei unter Aufrechterhaltung der unterschiedlichen Herangehensweisen durchaus möglich: „Es ist ein Mythos, dass TTIP die Standards für die Chemikaliensicherheit vermindert“.

 

In einer Erklärung der „Alliance for TTIP“ heißt es unter anderem: „Ein starkes politische Bekenntnis seitens der EU und der Regierung der Vereinigten Staaten ist nötig, um ein Ergebnis zu erzielen, das das Wirtschaftswachstum sowie die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und damit die Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen verbessert“. Überdies rege TTIP Investitionen und den Handel mit Gütern und Dienstleistungen an. Es handle sich um eine Möglichkeit, die „innerhalb der Lebensspanne einer Generation nur einmal besteht und daher nicht versäumt werden darf“. Mitglieder der „Alliance for TTIP“ sind unter anderem die European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA), die American Chamber of Commerce to the EU, BusinessEurope, Medicines for Europe sowie das Trans-Atlantic Business Council (TABC). Laut CEFIC beläuft sich das jährliche Handelsvolumen zwischen den USA und der EU auf rund 700 Milliarden Euro. Chemikalien sind unter den wichtigsten Handelsgütern.

 

Umfangreiche Herbstarbeit

 

Bereits am vergangenen Freitag präsentierte die CEFIC die Schwerpunkte ihrer Herbstarbeit. Neben dem Lobbying für TTIP umfasst diese unter anderem die weitere Implementierung des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH. Die letzte Frist für die Registrierung von Chemikalien endet im Mai 2018. Ferner wird sich die CEFIC mit den Kritierien für die Definition endokriner Disruptoren zu befassen haben. Wie berichtet, stieß der seinerzeitige Vorschlag der EU-Kommission auf „endenwollende“ Begeisterung in der Branche. Ein weiteres Thema sind der Brexit und dessen Auswirkungen. Überdies hat die EU-Kommission Vorschläge für eine Reihe energie- und klimapolitischer Themen abgekündigt. Unter anderem geht es um die im Gang befindliche Reform des Emissionshandelssystems (EU ETS), das neue Strommarktdesign und die Überarbeitung der Energieeffizienzrichtlinie.

 

Bayer erhöht Angebot für Monsanto

Die Bayer AG erhöht ihr Angebot für die Akquisition des US-amerikanischen Agrarkonzerns Monsanto von 122 auf 127,50 US-Dollar pro Aktie. Das teilte das deutsche Pharmaunternehmen am Dienstagmorgen mit. Der Kaufpreis würde sich folglich auf etwa 65 Milliarden US-Dollar (58,3 Milliarden Euro) belaufen. Laut Bayer gilt das Angebot „lediglich unter der Voraussetzung einer einvernehmlichen Übernahme“. Die Verhandlungen seien „fortgeschritten“, aber „es ist nicht gewährleistet, dass die Parteien einen Vertragsabschluss erzielen“. Außerdem ist für den Vollzug der Transaktion die Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden sowie des Aufsichtsrats der Bayer AG notwendig. Für den Fall, dass das Geschäft aufgrund verweigerter Kartellfreigaben oder Unbedenklichkeitserklärungen nicht zustandekommt, bietet Bayer Monsanto eine „Aufhebungszahlung“ (Reverse Antitrust Break Fee) von 1,5 Milliarden US-Dollar an. Damit werde die „Zuversicht in einen erfolgreichen Abschluss der Übernahme“ untermauert, verlautete Bayer. Vorstandsvorsitzender Werner Baumann hatte die Absicht zum Erwerb von Monsanto am 23. Mai bekanntgegeben.

 

Bayer plant, etwa 25 Prozent des Kaufpreises mit einer Kapitalerhöhung zu finanzieren, die übrigen 75 Prozent mit Fremdmitteln. Ein Finanzierungsvorbehalt besteht laut Baumann nicht. Durch die Fremdkapitalfinanzierung würde sich der Schuldenstand von Bayer um rund 48,75 Milliarden US-Dollar (43,73 Milliarden Euro) erhöhen. Zum Vergleich: Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2015 belief sich die Nettoverschuldung des Konzerns auf rund 17,45 Milliarden Euro. Doch sollten „unsere umfangreiche Erfahrung mit konsequentem Schuldenabbau nach großen Übernahmen andererseits zur raschen Verbesserung des Finanz-Ratings beitragen“, verlautete Bayer. Langfristig werde ein „A“-Kreditrating angestrebt.

 

Monsanto bestätigte den Erhalt des neuen Angebots. Dieses werde ebenso geprüft wie andere Offerte sowie alternative Strategien, um eine optimale Entscheidung im Sinne der Aktionäre treffen zu können. 

 

Digitale Landwirtschaft“

 

Bayer beabsichtigt, durch die Fusion eine „Landwirtschaft der nächsten Generation“ möglich zu machen. Diese soll sich nicht zuletzt auf Digitaltechnik stützen. Bayer und Monsanto seien bereits derzeit im Bereich „digitale Landwirtschaft“ tätig und könnten gemeinsam „bahnbrechende Lösungen anbieten“. Als Beispiele nannte Bayer „eine führende digitale Plattform mit direktem Zugriff für Landwirte, erstklassige Datenanalyse und -auswertung, sich ergänzendes agronomisches Wissen und erweiterte Modellierung“ sowie „ein breites Netzwerk mit Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft“.

 

Geplant ist, den Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des fusionierten Konzerns sowie die Nordamerika-Zentrale am derzeitigen Monsanto-Hauptsitz in St. Louis um US-Bundesstaat Missouri zu belassen. Der Geschäftsbereich Pflanzenschutz und die Zentrale der Bayer-Division Crop Science sollen am Bayer-Standort Monheim verbleiben. Den Bereich „Digital Farming“ will Baumann „in der Nähe von San Francisco“ ansiedeln.

 

 

 

September 2nd

Amtsübernahme durch neues FWF-Präsidium

Mit 1. September hat das neue Präsidium des Wissenschaftsfonds FWF sein Amt angetreten. Als nunmehr hauptamtlich tätiger Präsident fungiert Klement Tockner, der bisherige Leiter des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

 

Ihm stehen Gerlinde Mautner (Institut für Englische Wirtschaftskommunikation, WU Wien), Gregor Weihs (Institut für Experimentalphysik, Universität Innsbruck) und Ellen Zechner (Institut für Molekulare Biowissenschaften, Universität Graz) als wissenschaftliche Vizepräsidenten zur Seite. Anstatt eines Geschäftsführers wird künftig Artemis Vakianis als kaufmännische Vizepräsidentin agieren.

Der neue Präsident sieht vor allem im Schaffen innovativer Freiräume für die Forschung Handlungsbedarf. Zudem müsse sich die Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft stärker öffnen, so Tockner in einem ersten Statement. Österreich habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten wissenschaftlich stark aufgeholt. Nun gelte es dieses Niveau zu halten und die erkenntnisgetriebene Grundlagenforschung „sowohl ideell als auch finanziell massiv“ zu stärken.  

 

 

 

September 1st

REACH besser bewerten

Die EU-Kommission hat in einer umfangreichen Studie Indikatoren festgelegt, um die Auswirkungen der Gesetzgebung im Bereich Chemikaliensicherheit auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu messen. Einerseits soll die Häufigkeit von Fällen je Indikation und die Sterblichkeitsquote ermittelt werden. Der zweite Indikator sind die Auswirkungen auf die Umwelt, die sich durch eine gesunkene Exposition infolge der Chemikaliengesetzgebung ergeben. So betrachtet, zeigt sich bei Krankheiten, die durch die Aufnahme von Chrom oder Chromverbindungen ausgelöst werden, in Deutschland für die Jahre 1995 bis 2014 ein Rückgang um 47 Prozent. Bei Krankheiten aufgrund halogenierter Kohlenwasserstoffe ist eine Verminderung um 84 Prozent zu verzeichnen. Überdies hat sich die Zahl der auf Chemikalienexposition zurückzuführenden Hauterkrankungen von 2004 bis inklusive 2013 europaweit von 120.000 auf 54.000 Fälle verringert, die Zahl der Asthmafälle ist von 25.000 auf 7.000 gesunken.

 

Der Chemieindustrieverband CEFIC begrüßte die Studie der Kommission. Sie werde nicht zuletzt dazu beitragen, die Auswirkungen des Chemikalienmanagementsystems REACH und der CLP-Verordnung zu bewerten. Im kommenden Jahr steht der zweite „Review“ dieser Bestimmungen an. Erwin Annys, der bei CEFIC für REACH zuständig ist, verlautete, die Chemieunternehmen müssten bei Verfahren über die Weiterzulassung einer Substanz im Rahmen von REACH darlegen, dass deren Einsatz klare Vorteile für die Gesellschaft mit sich bringe. Dies werde durch die Indikatoren erleichtert. Die Industrie bekenne sich weiterhin zu strengen Bestimmungen hinsichtlich Gesundheits- und Umweltschutz. Wie Annys hinzufügte, verweist die EU-Kommission selbst darauf, dass es schwierig ist, positive Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt durch gesetzliche Bestimmungen nachzuweisen. Überdies seien Vorschriften nun einmal mit Kostenbelastungen verbunden. Sie hätten indessen auch begrüßenswerte Effekte. 

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