Österreichische Lackindustrie: Umweltfreundlichkeit als Exportschlager
Die Berufsgruppe der Lack- und Anstrichmittelindustrie im Fachverband der Chemischen Industrie konnte bei ihrer Jahrespressekonferenz über steigende Umsatzzahlen im vergangenen Jahr berichten. Das Österreichische Umweltzeichen soll als wichtigstes Instrument des Nachweises der Nachhaltigkeit von Produkten etabliert werden.
Die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie konnte den Rückenwind des „Nachkrisenaufschwungs“ gut nutzen. Im Jahr 2011 erreichte die Produktionsmenge wieder jenes Niveau, das man hatte, bevor es 2009 zu massiven Einbrüchen kam. Die Erwartungen für heuer fallen dennoch nur verhalten optimistisch aus. Man gehe zwar insgesamt von einem Umsatzplus aus, dieses sei aber nur von einzelnen Segmenten, beispielsweise den Bautenfarben, getragen, wie Berufsgruppen-Obmann Hubert Culik (GF Rembrandtin) erläuterte.
Nach wie vor habe die Branche mit einer angespannten Rohstoffsituation zu kämpfen. Kam es im vergangenen Jahr vor allem bei bestimmten Harzen und Pigmenten zu Verknappungen und Verteuerungen, so sehe man sich in diesem Jahr exorbitanten Preissteigerungen bei bestimmten Lösungsmitteln wie Aceton oder Xylol gegenüber, die sich nach Ansicht der Lackproduzenten nicht rechtfertigen lassen. Überhaupt sparten die Vertreter der großteils mittelständisch organisierten heimischen Lackwirtschaft nicht mit Kritik an den Rohstoff-Lieferanten. In manchen Fällen seien bürokratische Hürden durch die Chemikalienrichtlinie REACH nur als Vorwand verwendet worden, um bestimmte Produkte, die für die Lackhersteller essentiell, für die Lieferanten aber mit geringeren Deckungsbeiträgen behaftet waren, vom Markt zu nehmen.
Österreichisches Umweltzeichen als Instrument
Deutlich milder als in früheren Jahren vielen die Töne in Richtung Politik und Behörden aus. Man habe in Österreich in Gesetzgebung wie in Industrie eine Vorreiterrolle bei umweltfreundlichen Produkten inne, die sich vor allem im Exportgeschäft als großer Vorteil erweise. Immerhin wurden 2011 74.000 von 150.000 produzierten Tonnen ins Ausland verkauft. Um diesen Vorteil auch transparent und überprüfbar zu machen, setzt man sich nun gemeinsam mit dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) und dem Umweltministerium dafür ein, das Österreichische Umweltzeichen als das Zertifikat für nachhaltige Produkte schlechthin zu etablieren. Angesichts der Vielzahl an Gütesiegeln soll damit dem Konsumenten und der öffentlichen Beschaffung ein geeignetes Instrument zur Verfügung gestellt werden.
Das Österreichische Umweltzeichen orientiere sich dabei ganz stark an den auch im EU-Umweltzeichen festgelegten Kriterien und soll so einen Schritt in Richtung Harmonisierung des Nachhaltigkeits-Nachweises darstellen. Diesem Zweck dienen auch Bemühungen um eine EU-weit einheitliche Vorgehensweise bei der Erstellung von „Umweltprodukterklärungen“ (EPDs), wie sie als Folge der EU-Bauproduktverordnung auf die Lackindustrie zukommen könnten. Manfred Oberreiter, Obmann-Stellvertreter der Berufsgruppe und Geschäftsführer der Adler-Werk Lackfabrik kritisierte in diesem Zusammenhang, dass „verschiedene private Institutionen aufwändige und teure Konzepte für die Gebäudezertifizierung erarbeiten“, bevor die Erstellung der EPDs noch rechtlich verpflichtend sei. „Wenn jedes EU-Land eine solche Datenbank erstellt, gibt es bald 27 verschiedene Datenbanken“, so Oberreiter, was für die exportorientierte österreichische Lackindustrie einen besonderen Nachteil bedeutete.