Archive - Jun 25, 2013
A.J.P.-Martin-Medaille für Günther K. Bonn
25.06.13
von
Klaus Fischer
Der Innsbrucker Chemiker Günther K. Bonn hat die A.J.P.-Martin-Medaille erhalten, die höchste Auszeichnung der berühmten britischen Chromatographic Society. Sie ist nach dem britischen Chemiker Archer John Porter Martin benannt, der 1952 gemeinsam mit Richard Synge den Nobelpreis für Chemie erhalten hatte, und wird seit 1978 jährlich vergeben. Die Träger sind Wissenschaftler, die hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Trenntechnologie, vor allem der Chromatographie, erbracht haben. Bonn entwickelt mit seinen Mitarbeitern Trägermaterialien, die in modernen Chromatographie-Verfahren eine zentrale Rolle spielen. Die von Bonn synthetisierten Substanzen eignen sich besonders zur Trennung komplexer Stoffgemische, darunter Eiweißgemische. Überdies befasst sich Bonn mit der Analytik von Pflanzeninhaltsstoffen. Auf diesem Gebiet arbeitet er seit Jahren eng mit der deutschen Bionorica zusammen. Diese Kooperation wird seitens der Universität Innsbruck als „einer der Grundpfeiler des Austrian Drug Screening Institutes“ (ADSI) in Innsbruck. Das ADSI untersucht Pflanzenextrakte, um neue Wirkstoffe für die Medizin zu finden.
Summa cum laude
Günther K. Bonn wurde 1954 in Innsbruck geboren und absolvierte das Studium der Chemie an der dortigen Leopold-Franzens-Universität. Ab 1977 war er Vertragsassistent am Insitut für Radiochemie, zwei Jahre später promovierte er „summa cum laude“. Im Jahr 1985 habilitierte er in Analytischer Chemie und wurde nach einem Aufenthalt als Visiting Professor an der US-amerikanischen Yale-Universität 1991 als Ordentlicher Universitätsprofessor an die Johannes-Kepler-Universität Linz berufen. Drei Jahre später übernahm er den Lehrstuhl für Analytische Chemie und Radiochemie in Innsbruck. Seit 2013 ist Bonn Direktor des Austrian Drug Screening Institute (ADSI) in Innsbruck, das er gemeinsam Prof. Lukas Huber von der Medizinischen Universität Innsbruck gegründet hatte. Das ADSI steht unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Bonn hat über 350 wissenschaftliche Publikationen verfasst und hält eine Reihe von Patenten im Bereich der Trenntechnik.
Zweiter Geehrter
Gemeinsam mit Bonn erhielt auch Frantisek Svec die A.J.P.-Martin-Medaille. Svec promovierte am Institut für Chemische Technologie in Prag und war unter anderem an der dortigen Akademie der Wissenschaften tätig. Seit 1992 arbeitet er in den USA, zunächst an der Cornell University im Staat New York, ab 1997 an der University of California in Berkeley. Im Jahr 2005 wurde Svec zum Direktor der Organic and Macromolecular Synthesis Facility am Lawrence Berkeley National Laboratory berufen. Von 2003 bis 2006 war er zudem Visiting Professor für Analytische Chemie an der Universität Innsbruck. Svec ist Herausgeber des Journal of Separation Science sowie Mitherausgeber mehrerer weiterer Fachzeitschriften. Er verfasste über 400 wissenschaftliche Publikationen und hält 79 Patente.
25.06.13
von
Klaus Fischer
Seit Inkrafttreten der Kinderarzneimittel-Verordnung der EU (Verordnung (EG) 1901/2006) wurden 31 von 152 neuen Arzneimitteln für die pädiatrische Verwendung zugelassen. Das zeigt der erste Fortschrittsbericht der EU-Kommission hinsichtlich der Umsetzung der Verordnung, die seit 2008 gilt. Dem Bericht zufolge wurden bis Ende 2011 insgesamt 72 neue pädiatrische Indikationen für bereits zugelassene Arzneimittel genehmigt sowie 26 neue Darreichungsformen für die pädiatrische Verwendung zugelassen. Im Rahmen der Entwicklung neuer Produkte erstellen die Pharmaunternehmen aufgrund der Richtlinie pädiatrische Prüfkonzepte. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat bisher 600 solcher Prüfkonzepte gebilligt, davon 453 zu bisher noch nicht in der EU zugelassenen Medikamenten. Insgesamt 33 Prüfkonzepte wurden bis Ende 2012 abgeschlossen. Laut dem Bericht „ist davon auszugehen, dass in den nächsten fünf Jahren noch viele weitere hinzukommen werden.“ Seit 2006 stabil geblieben ist die Zahl der klinischen Studien mit durchschnittlich 350 Stück pro Jahr. Als positiv bewertet die EU-Kommission in dem Bericht nicht zuletzt die Einrichtung des European Network for Paediatric Research bei der EMA (Enpr-EMA) im Jahr 2009.
Kinder im Blickfeld
Weiters heißt es in dem Bericht, vor dem Inkrafttreten der Kinderarzneimittel-Verordnung hätten etliche Pharmaunternehmen „die erwachsene Bevölkerung als ihren Hauptabsatzmarkt“ betrachtet und „die Erforschung des potenziellen Nutzens eines Arzneimittels für Erwachsene bei Kindern vernachlässigt oder gar nicht berücksichtigt. Der heutige Bericht zeigt, dass sich dies jetzt ändert.“ Nicht zuletzt seien die Unternehmen verpflichtet, den Behörden „ihre Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von zur Verwendung bei Kindern zugelassenen Arzneimitteln zu übermitteln.“ Seit 2008 seien mehr als 18.000 Studien zu rund 2.200 Arzneimitteln vorgelegt worden. Diese hätten zu Bewertungsberichten über 140 Wirkstoffen zu auf nationalstaatlicher Ebene zugelassenen Medikamenten sowie 55 Wirkstoffen zu zentral zugelassenen Arzneimitteln geführt.
Schwache PUMA
Weitgehend als Fehlschlag erwiesen habe sich indessen der Paediatric Use Marketing Authorisation (PUMA), stellt die EU-Kommission in dem Bericht fest. Die PUMA bezieht sich auf Medikamente für Kinder auf Basis von Produkten für Erwachsene, deren Patentschutz bereits abgelaufen ist. Für solche gilt ein Recht auf Exklusivvermarktung für zehn Jahre. Die Pharmaunternehmen hätten die Möglichkeiten der PUMA bislang kaum genutzt. Offenbar sei der Entwicklungsaufwand im Vergleich mit dem potenziellen wirtschaftlichen Nutzen nicht ausreichend.
Langfristiges Projekt
Zusammenfassend warnt die EU-Kommission vor übereilten Schlussfolgerungen. Es werde sich erst langfristig erweisen, ob die Kinderarzneimittel-Verordnung ein Erfolg gewesen sei. Immerhin zeige Bericht „ermutigende Signale“. Und als Allheilmittel sei die Verordnung ohnehin nie gedacht gewesen. Den nächsten Fortschrittsbericht wird die EU-Kommission 2017 vorlegen.