Archive - Jun 27, 2013

Trübe Aussichten bei der Lackindustrie

Die schwache Wirtschaftsentwicklung in Europa macht auch der österreichische Lackindustrie zu schaffen. Produktivitätssteigerungen und Innovationen sowie eine zeitgemäße Ausbildung der Mitarbeiter sollen die Unternehmen krisenfest machen.

 

Die vorwiegend mittelständisch strukturierte heimische Lackindustrie hat sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen Nischen gut positionieren können. Ein Exportanteil von 49,7 Prozent spricht für den internationalen Erfolg von Beschichtungsmitteln, die in Österreich hergestellt werden. Der größte Teil dieser Exportware geht allerdings nach Europa – und hier ist die wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Kalenderjahr gehörig ins Stottern geraten. Vor allem die geringere Nachfrage aus Südeuropa, aber auch eine schwache Entwicklung bei den Exporten nach Deutschland haben insgesamt zu einem Rückgang der 2012 erzielten Umsätze um 1,9 Prozent auf 413 Millionen Euro und der produzierten Menge an Lacken und Anstrichmitteln um 3,5 Prozent auf 145.000 Tonnen geführt.

Auch für 2013 erwartet sich Fachgruppen-Obmannn Hubert Culik keine Umkehr dieses Trends. Zu den nach wie vor schwachen Exportzahlen sei noch eine lange Kälteperiode im Frühjahr gekommen, die die Nachfrage nach Bautenlacken, Korrosionsschutz und Straßenmarkierungsfarben gedrückt habe.  Werksschließungen in der Automobilindustrie würden das Ihrige zur angespannten Lage beitragen.

 

Zukunftsthema Biochemische Lacke

Die Antworten der Lackproduzenten seien Produktivitätssteigerungen und das unausgesetzte Vorantreiben von Innovationen. Neben wasserbasierten Beschichtungen (wo man in Österreich seit Langem zu den Vorreitern zähle) und den Früchten der Nanotechnologie, die man in den vergangenen Jahren zu nutzen gelernt habe, sieht Culik vor allem in Lacken, die sich der vielfältigen Eigenschaften von Enzymen bedienen, enormes Zukunftspotential.

Um solche Innovationen in den Unternehmen umsetzen zu können, benötigt die Lackindustrie aber auch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter. Die Etablierung eines Ausbildungsmoduls zum „Lack- und Anstrichmitteltechniker“, das auf den Lehrberufen des Chemielaboranten und Chemieverfahrenstechniker aufbaut, wird aber in den Sozialpartnergesprächen derzeit noch durch Bedenken der Arbeitnehmerseite verhindert. Die Indsurie-Vertreter möchten hier Druck machen und die Fachausbildung bis 2014 auf Schiene bringen.

 

 

 

 

 

Aus für „Sumsi-Gifte“

 

Der Bundesminister...wird ersucht, die Zulassung von bienenschädigenden Beizmitteln bei Saatgut aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide im Einklang mit der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 485/2013 für Kulturen, die interessant bzw. attraktiv für Bienen sind, umgehend zu verbieten und alternative Methoden zur Reduktiondes Schädlingsdrucks...den Vorzug zu geben.“ So lautet die Formulierung zum geplanten Neonicotiniod-Verbot, die gestern im Landwirtschaftsausschuss des Nationalrates angenommen wurde und die kommende Woche im Plenum beschlossen wird. Für den entsprechenden Antrag stimmten SPÖ, ÖVP, Grüne und BZÖ. Die Freiheitlichen lehnten diesen ab. Sie forderten statt dessen ein „sofortiges und gänzliches Verbot“ von Neonicotinoiden", verlautete Agrarsprecher Harald Jannach. 

Das Verbot der Pflanzenschutzmittel Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam tritt am 1. Oktober in Kraft und gilt für drei Jahre. Diese Bestimmung ist schärfer als jene der EU-Kommission vom 24. Mai, der zufolge der Einsatz der Mittel ab 1. Dezember für zwei Jahre ausgesetzt wird. 

Im Vorfeld der Sitzung des Landwirtschaftsausschusses hatte es heftige Kontroversen gegeben. So argumentierte Bauernbund-Präsident Jakob Auer, es sei rechtswidrig, eine strengere Regelung zu treffen als die EU-Kommission. Ein Schuss ins eigene Knie, wie selbst Parteifreunde in Auers ÖVP anmerkten.  „Er hätte sich schon etwas Viferes einfallen lassen dürfen“, um das bei seiner Klientel umstrittene Verbot zu verzögern, ätzt ein ungenannt bleiben wollender Insider gegenüber dem Chemiereport. Mit seiner offensichtlich falschen Argumentation habe der Bauernbündler die Neonicotioid-Gegner in den anderen Parteien erst recht aufgestachelt und damit seiner eigenen Sache geschadet.