Trübe Aussichten bei der Lackindustrie
Die schwache Wirtschaftsentwicklung in Europa macht auch der österreichische Lackindustrie zu schaffen. Produktivitätssteigerungen und Innovationen sowie eine zeitgemäße Ausbildung der Mitarbeiter sollen die Unternehmen krisenfest machen.
Die vorwiegend mittelständisch strukturierte heimische Lackindustrie hat sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen Nischen gut positionieren können. Ein Exportanteil von 49,7 Prozent spricht für den internationalen Erfolg von Beschichtungsmitteln, die in Österreich hergestellt werden. Der größte Teil dieser Exportware geht allerdings nach Europa – und hier ist die wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Kalenderjahr gehörig ins Stottern geraten. Vor allem die geringere Nachfrage aus Südeuropa, aber auch eine schwache Entwicklung bei den Exporten nach Deutschland haben insgesamt zu einem Rückgang der 2012 erzielten Umsätze um 1,9 Prozent auf 413 Millionen Euro und der produzierten Menge an Lacken und Anstrichmitteln um 3,5 Prozent auf 145.000 Tonnen geführt.
Auch für 2013 erwartet sich Fachgruppen-Obmannn Hubert Culik keine Umkehr dieses Trends. Zu den nach wie vor schwachen Exportzahlen sei noch eine lange Kälteperiode im Frühjahr gekommen, die die Nachfrage nach Bautenlacken, Korrosionsschutz und Straßenmarkierungsfarben gedrückt habe. Werksschließungen in der Automobilindustrie würden das Ihrige zur angespannten Lage beitragen.
Zukunftsthema Biochemische Lacke
Die Antworten der Lackproduzenten seien Produktivitätssteigerungen und das unausgesetzte Vorantreiben von Innovationen. Neben wasserbasierten Beschichtungen (wo man in Österreich seit Langem zu den Vorreitern zähle) und den Früchten der Nanotechnologie, die man in den vergangenen Jahren zu nutzen gelernt habe, sieht Culik vor allem in Lacken, die sich der vielfältigen Eigenschaften von Enzymen bedienen, enormes Zukunftspotential.
Um solche Innovationen in den Unternehmen umsetzen zu können, benötigt die Lackindustrie aber auch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter. Die Etablierung eines Ausbildungsmoduls zum „Lack- und Anstrichmitteltechniker“, das auf den Lehrberufen des Chemielaboranten und Chemieverfahrenstechniker aufbaut, wird aber in den Sozialpartnergesprächen derzeit noch durch Bedenken der Arbeitnehmerseite verhindert. Die Indsurie-Vertreter möchten hier Druck machen und die Fachausbildung bis 2014 auf Schiene bringen.