Archive - Mai 2016

May 3rd

Reindustrialisierung nicht gefährden

Die in Ausarbeitung befindliche österreichische Energie- und Klimastrategie muss „den wirtschaftlichen Aufschwung unbedingt unterstützen“ und dazu auf „Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit sowie Forschung und Entwicklung“ fokussieren. Das fordert die Bundessparte Industrie (BSI) der Wirtschaftskammer in einem aktuellen Positionspapier. Diesem zufolge sollte die Strategie „mit einer aktiven nationalen Wirtschafts- und Industriepolitik im Einklang stehen.“ Insbesondere benötige die Industrie weiterhin einen „ausgewogenen Energiemix von erneuerbaren und fossilen Energieträgern“, den die Strategie zu gewährleisten habe. Überdies müsse ein „wirtschafts- bzw. industriefreundliches Ökostromsystem“ eingeführt werden. Statt der derzeitigen Förderungen mittels Einspeisetarifen wünscht sich die BSI Investitionszuschüsse sowie Marktprämien, also Zuschläge zu den Marktpreisen. Letzten Endes müsse die EU das Klimaabkommen von Paris vom vergangenen Dezember „im internationalen Gleichklang“ umsetzen, „um eine Reindustrialisierung nicht zu gefährden“. „Überschießende Belastungen“ im Zuge der Reform des EU-Emissionshandels lehnt die BSI ab.

 

Grüne Fragen

 

Unterdessen fordert die Energiesprecherin der Grünen im Nationalrat, Christiane Brunner, Österreichs völligen Ausstieg aus Investitionen in fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Bei einer Pressekonferenz am 3. Mai in Wien warnte Brunner, wenn das Klimaabkommen von Paris umgesetzt werde wie geplant, ließen sich etwa 80 Prozent der weltweiten Vorkommen an Kohle, Erdöl und Erdgas nicht mehr nutzen. Investitionen in die Erschließung und Förderung dieser Ressourcen wären verloren. Brunner zufolge könnte dies im Euroraum volkswirtschaftliche Schäden von bis zu 400 Milliarden Euro zur Folge haben, in Österreich bis zu 15 Milliarden.

 

Mit einer parlamentarischen Anfrage an Finanzminister Hans Jörg Schelling möchte Brunner daher klären, ob die Bundesregierung bereits an einer Strategie zum Ausstieg aus entsprechenden Investitionen („Carbon Divestment“) arbeitet und falls ja, wann diese veröffentlicht wird. Außerdem will sie wissen, wie hoch die Investitionen der öffentlichen Hand in Unternehmen sind, „die fossile Energien fördern, besitzen oder in großem Ausmaß verbrennen.“ Brunner thematisiert in diesem Zusammenhang die Sicherheit der Pensionen aus öffentlichen Mitteln. Ihrer Ansicht nach könnte diese in Gefahr geraten, falls die Investitionen in die fossilen Energieträger ihren Wert verlieren. Die Anfrage erging Ende April, mit einer Antwort rechnet Brunner in den kommenden Wochen.

 

Den kommunikationspolitischen Hintergrund der Angelegenheit erläuterte bei der Pressekonferenz Alan Rusbridger, vormals Chefredakteur und Herausgeber der britischen Tageszeitung „The Guardian“, der sich der PR in Sachen Klimawandel verschrieben hat. Ihm zufolge gelang es nicht, über das Generalthema „Umwelt“ die Öffentlichkeit für die Verschärfung der Klimapolitik zu gewinnen. Er empfiehlt daher, wirtschaftspolitisch zu argumentieren und mit dem Hinweis auf mögliche finanzielle Risiken auf einen Ausstieg aus Investitionen in fossile Energieträger zu dringen. Langsam beginne dieses Argument in der Finanzindustrie zu wirken, sagte Rusbridger. Nicht zuletzt Pensionsfonds seien bekanntlich an risikolosen Investitionen interessiert und daher grundsätzlich empfänglich für das Thema „Carbon Divestment“.

 

Weiter dominant

 

Skeptiker verweisen allerdings darauf, dass das Klimaabkommen von Paris erst in Kraft tritt, wenn es mindestens 55 der in Paris vertretenen Staaten ratifiziert haben, die mindestens 55 Prozent der globalen CO2-Emissionen repräsentieren müssen. Als unsicherer Kantorist gelten nicht zuletzt die USA, die mit einem Anteil von etwa 15 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß der zweitgrößte Emittent der Welt sind. Auch der mit rund 29 Prozent größte Emittent, China, hat Bedenken angemeldet. Überdies ist laut der Internationalen Energieagentur noch für mehrere Jahrzehnte mit einer Dominanz der fossilen Energieträger zu rechnen. In einer Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern dürfte sich die Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas sogar verstärken.

 

 

 

May 2nd

Dechema legt Status-Papier zu Mikroalgen vor

Die deutsche Verfahrenstechnik- und Biotechnologie-Gesellschaft Dechema hat ein Status-Papier zum technologischen Einsatz von Mikroalgen veröffentlicht. Betrachtet wird die gesamte Wertschöpfungskette – von der Klassifizierung der Algenarten bis zur Investition in Demonstrationsanlagen.

 

Galt die biotechnologischen Nutzung der Stoffwechselleistungen von Algen noch vor wenigen Jahren als die Quelle von Biotreibstoffen der nächsten Generation schlechthin,  so ist es in jüngerer Zeit etwas ruhiger um die einstigen Hoffnungsträger geworden. Die Experten seien sich mittlerweile einig, dass die ausschließliche Nutzung zur Erzeugung von regenerativen Kraftstoffen nicht wirtschaftlich sei, wie das Dechema-Status-Papier konstatiert. Vielmehr konzentriere sich die Forschung heute auf hochwertigere Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel, Inhaltsstoffe für Pharmazeutika und Kosmetika oder Futtermittel für Fischzucht und Landwirtschaft. Erst die Kombination dieser Stoffströme mit der Nutzung der Rest-Algenbiomasse zur Energiegewinnung mache reizvolle Konzepte für „Algenbioraffinerien“ vorstellbar.

 

Optimierungspotenziale zu heben

Die Biologie der Mikrolagen hält nach Ansicht der Dechema noch ein hohes Potenzial an Naturstoffen bereit: Von schätzungsweise mehr als 100.000 Arten sind erst weniger als 10.000 klassifiziert, nur etwa 20 Mikroalgenarten werden bislang wirtschaftlich genutzt. Optimierungspotenzial in der Kultivierung könnte durch die Verwendung neuartiger transparenter Kunststoffe für die Licht-durchlässigen Wandungen von Reaktoren gehoben werden.

Verbessert werden müssten dagegen noch Ernte und Trocknung der Mikroalgen, die heute den Löwenanteil der Energie verbrauchen. Auch seien bisher in Deutschland nur wenige Demonstrationsanlagen vorhanden, die die Prozessentwicklung vom Labor- in den Produktionsmaßstab vorantreiben könnten.

 

 

 

 

Houska-Preis 2016 in zwei Kategorien vergeben

Zum ersten Mal wurde der <a href=http://www.bcholding.at/houskapreis-1 target=“_blank“>Houska-Preis</a>, eine hochdotierte Auszeichnung im Bereich der angewandten Forschung in zwei Kategorien vergeben: Im Bereich der universitären Forschung konnte Stefan Pogatscher (Montanuni Leoben) mit einem neuen Design von Aluminiumlegierungen reüssieren, für anwendungsnahe KMU-Forschung wurde die Firma Marinomed für die Entwicklung einer neuen Therapie gegen virale Atemwegsinfekte ausgezeichnet.

 

Unter den in der Kategorie „Universitäre Forschung“ eingereichten 34 Projekten konnte Stefan Pogatscher die Jury am meisten überzeugen. Das von ihm geleiteten Forschungsteam erarbeitete eine Beschreibung der Frühphase der Aushärtung von Aluminiumlegierungen auf atomarer Ebene und konnte darauf aufbauend ein neues Legierungsdesign entwickeln. Der Ansatz kommt mit einer  erheblich verkürzten Wärmebehandlungszeit aus und erreicht gleichzeitig eine Optimierung der Materialeigenschaften.

Marinomed ist ein Wiener Biotech-Unternehmen, das auf der Basis des aus Rotalgen gewonnenen Polymers Carragelose eine neuartige Therapie gegen respiratorische Viren entwickelt hat. Ein darauf basierender Nasenspray gegen Schnupfen ist in 45 Ländern zugelassen und konnte sich gegen 27 andere Einreichungen durchsetzen.

 

Hochdotierter Forschungspreis

Der Hauptpreis ist in beiden Kategorien mit jeweils 150.000 Euro dotiert. Die Auswahl der Preisträger erfolgte in einem zweistufigen Verfahren durch eine international besetzte Jury und zwei Fachbeiräte. In jeder Kategorie wurden jeweils vier Nominierte mit jeweils 10.000 Euro bedacht, darunter das CD-Labor für Durchflusschemie an der Uni Graz und die Firma Ortner Reinraumtechnik. Der Houska-Preis wird von der B&C Privatstiftung vergeben, die Mehrheitsbeteiligungen an der Amag AG, der Lenzing AG und der Semperit Holding AG hält.

 

 

 

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