Archive - Mär 6, 2013

Schülerprojekt HannoverGEN soll beendet werden

Durch deutsche Wissenschafts-Blogs geht derzeit ein Aufschrei: Die neue Regierung aus SPD und Grünen will das Projekt <a href=http://www.hannovergen.de>„HannoverGEN“</a> beenden – ein Schülerlabor, in dem Jugendlichen die Möglichkeit geboten wird, biotechnologische Experimente durchzuführen und sich so mit den Grundlagen der so heiß umstrittenen Gentechnik auseinanderzusetzen.

 

Doch das scheint politisch nun nicht mehr erwünscht zu sein: Im Koalitionsvertrag ist festgelegt worden, Niedersachsen „gentechnikfrei“ zu halten. Dabei soll offensichtlich nicht nur der Anbau gentechnisch veränderter Organsimen verhindert werden, sondern auch, dass Schüler überhaupt Informationen über die Thematik erhalten, um sich selbst eine Meinung zu bilden. Die Politik springt hierbei auf einen schon seit längerem von Greenpeace und dem Bündnis für Gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen erhobenen Vorwurf auf, das Projekt diene lediglich der „Akzeptanzbeschaffung für die Agro-Gentechnik“.

 

Schülererfahrungen widersprechen den Vorwürfen

Dagegen spricht freilich, was Schüler selbst von ihren Erfahrungen mit HannoverGEN erzählen. <a href=http://www.scilogs.de/wblogs/blog/detritus/grune-gentechnik/2013-02-21/sch-lerlabor-hannovergen-soll-sterben-f-r-ein-gentechnikfreies-niedersachsen>Martin Ballaschk</a> und <a href=http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/02/27/aufklarung-uber-gentechnik-verboten-niedersachsen-schafft-schulerlabor-hannovergen-ab/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=aufklarung-uber-gentechnik-verboten-niedersachsen-schafft-schulerlabor-hannovergen-ab>Florian Freistetter</a> haben auf ihren Blogs dazu einige Statements gesammelt. Eine Stellungnahme, die ein Schüler auf der Facebook-Seite der Grünen hinterließ, zeigt das exemplarisch: „Es ist ja nicht so, dass uns gezeigt wird, was man mit Gentechnologie alles tolles machen kann, uns wird lediglich gezeigt, was Gentechnik überhaupt ist - und zwar nicht in langweilig-theoretischem Unterricht, sondern hautnah. Außerdem wird anschließend im Unterricht stets über Gentechnik auf ethnischer Basis debattiert (sic).“Auch wenn der Schüler wohl eher eine ethische Basis meinte, zeigt seine Aussage doch eindrucksvoll, dass er sich nicht gerade durch „Lobbying der Gentech-Industrie“ indoktriniert fühlte.

Amüsant auch, wie <a href=http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/print/0029595>Ludger Weß</a> im Blog „Die Achse des Guten“ mit beißender Ironie die Angelegenheit kommentiert: Nach der gleichen Logik müsse man auch den Physik-Unterricht von den Inhalten der Kernphysik entrümpeln: „Ein Skandal, dass der Atomausstieg an den Schulen noch gar nicht begonnen hat! Schulen sollten kernwaffen- und atomenergiefreie Zonen werden, mit allen Konsequenzen. Es reicht, wenn die Schüler um die entsetzlichen Gefahren von Atom-, Röntgen- und Handystrahlung wissen; physikalische Hintergründe sind hier nur verwirrend.“