Archive - Apr 19, 2010

Cognis: Braut mit Gewinnen geschmückt

Der vor wenigen Tagen präsentierte Jahresbericht des Spezialchemie-Anbieters <a href=http://www.cognis.com>Cognis</a> weist für 2009 einen Absatzrückgang von 7,8 % auf 2,58 Mrd. Euro, aber einen Anstieg des operativen Ergebnisses um 3,6 % auf 356 Mio. Euro aus. Den stärksten Umsatzrückgang verzeichnete dabei die Geschäftseinheit Functional Products. <% image name="CognisJahresbericht" %> <small> Cognis konnte 2009 trotz Umsatzrückgängen das EBITDA steigern © Cognis </small> Diese Sparte war nach Angaben des Unternehmens durch Nachfragerückgänge aus der Automobil- und Bauindustrie besonders stark betroffen. Recht unterschiedlich entwickelten sich die zur Einheit Nutrition & Health zusammengefassten Geschäftsbereiche. Vom Abschwung stark betroffen war das Geschäft mit der Lebensmittel- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie, während der Geschäftsbereich Pharma & Health Umsatzwachstum erzielen konnte. <b>Eigentümer wollen verkaufen</b> Die Einheit Care Chemicals verzeichnete einen Umsatzrückgang von 13,4 Prozent, von der Konjunkturentwicklung betroffen waren insbesondere Geschäftsbereiche, die Lösungen für industrielle Anwendungen bieten. Die Marktsegmente für Körperpflege- und Reinigungsmittel zeigten sich mit stabilen Volumen robuster. Die Cognis-Eigentümer Permira und Goldman Sachs, die das Unternehmen 2001 von Henkel gekauft haben, sind derzeit auf Suche nach einem Käufer. Gespräche soll es mit BASF und dem US-Unternehmen Lubrizol gegeben haben. Cognis: Braut mit Gewinnen geschmückt

Die Eroberung des Komplexen

Bei einem Science Talk der <a href=http://www.meduniwien.ac.at>Medizinischen Universität Wien</a> stellte Stefan Thurner, seit Oktober ordentlicher Professor für die Wissenschaft komplexer Systeme, seine Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Lebens-, Sozial- und Computerwissenschaften vor. <% image name="StefanThurner" %> <small>Stefan Thurner modelliert das Verhalten komplexer Systeme am Computer. © Med-Uni Wien/Zita Koever</small> Was haben lebende Zellen, die Ausbreitung einer Epidemie und die globalen Finanzmärkte miteinander zu tun? Alle drei lassen sich aus der Sicht von Stefan Thurner als komplexe Systeme modellieren. Komplexe Systeme, so erläuterte er bei seinem Vortrag vor Journalisten am 19. April einleitend, sind solche, die aus vielen Bestandteilen bestehen, die sich wechselseitig beeinflussen, die aus diesem Grund oft überraschende Eigenschaften zeigen können und die beim Versuch einer Regulation meist anders reagieren, als man gedacht hat. Sie zeigen insgesamt also ein Verhalten, das sich eigentlich einer naturwissenschaftlichen Beschreibung im herkömmlichen Sinne entzieht – wenn nicht Computer heutzutage imstande wären, derartige Dinge artifiziell durchzuspielen und wenn nicht die Mathematik in den letzten 30 Jahren Methoden entwickelt hätte, die Aussagen über derartige Systeme möglich machen. <b>Die Medizin ist interessiert</b> Nicht ohne Grund ist Stefan Thurner gerade an eine medizinische Uni berufen worden. Ja, er beschäftige sich auch mit den globalen Finanzsystemen, und habe auch schon einschlägige Beratungstätigkeit auf diesem Gebiet gemacht, erzählte Thurner. Aber diese seien mit der relativ geringen Anzahl zu berücksichtigender Parameter und der ausgezeichnet verfügbaren Menge an Daten eher die einfacheren unter seinen Untersuchungsobjekten, an denen er seine Methoden austesten könne. Wesentlich komplexer sei da schon das Zusammenspiel der Gene und Transkriptionsfaktoren im artifiziellen Computermodell einer lebenden Zelle. Und gerade hier sind die Erwartungen der Mediziner hoch: man könne, erläuterte der Genetiker Markus Hengstschläger, der durch das Programm führte, bei der Erforschung der genetischen Ursachen von Erkrankungen heute nur mehr oder weniger zufällig Gene durchprobieren, sie ausschalten oder überexprimieren und sehen was passiert. Von einem systembiologischen Ansatz, wie ihn Thurner verfolge, erwarte sich die medizinische Grundlagenforschung Anhaltspunkte, bei welchem der vielen möglichen Kandidaten man denn die größte Chance hätte, ein Ergebnis zu erzielen. <b>Das Verständnis der Genregulation</b> Auch Thurner selbst hat eine ähnliche Vision, was seinen Beitrag zur Medizin betrifft: man könne heute bereits Genome einzelner Personen vollständig sequenzieren. Füttere man ein Computermodell mit diesen Daten, müsste es im Prinzip möglich sein, tausende von Medikamentenkandidaten an dieser konkreten genetischen Ausstattung durchzuspielen und so die individuell am besten geeignete Medikation zusammenstellen - möglicherweise ein Ansatz für die personalisierte Medizin der übernächsten Generation. Zuvor gilt es, das Muster der wechselseitigen Regulation der Gene einmal zu verstehen – auch das ist ein Feld, zu dem Thurner mit seinen Arbeiten beitragen möchte. Die Eroberung des Komplexen