Archive - Feb 25, 2016

Dekkers‘ letzte Bilanz

Bayer weist in seiner Bilanz für 2015 Umsatz- und Ergebniswachstum aus. Nach der Umformung in einen Life-Sciences-Konzern übergibt Marijn Dekkers den Vorstandsvorsitz an Werner Baumann.

 

Bayer konnte im vergangenen Jahr den währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz um 2,7 Prozent auf 46,3 Milliarden Euro, das EBIT um 15,8 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro steigern. In letzterem sind laut Aussagen von Vorstandsvorsitzendem Marijn Dekkers Sonderaufwendungen von 819 Millionen Euro enthalten, die sich im Wesentlichen aus der Konsolidierung von Produktionsstätten, der Integration erworbener Geschäfte und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Börsengang der Kunststoffsparte unter dem Namen Covestro zusammensetzen. In der Bilanz ist der ehemalige Teilkonzern aufgrund einer nach wie vor bestehenden Mehrheitsbeteiligung noch voll konsolidiert.

Zum Wachstum beigetragen hat vor allem das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, dessen Umsatz um 9,9 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro gestiegen ist. Neue Medikamente wie der Blutgerinnungshemmer Xarelto, das Augenpräparat Eylea, die Krebsmittel Stivarga und Xofigo sowie Adempas gegen Lungenhochdruck erzielten davon bereits 4,2 Milliarden Euro.

 

Unternehmen und Vorstand umgebaut

Dekkers hat den Aufsichtsrat um die vorzeitige Beendigung seines Vertrags, der noch bis Ende 2016 gelaufen wäre, gebeten. Er verlässt mit Ende April ein Unternehmen, dem er in den vergangenen Jahren seinen Stempel aufgedrückt hat. Dekkers hat Bayer in ein auf Life Sciences fokussiertes Unternehmen umgeformt. Dem diente auch die Etablierung eines erweiterten Vorstands mit  operativer Verantwortung für die drei Divisionen Pharmaceuticals, Consumer Health und Crop Science. Die Akquisition und Integration des Consumer-Care-Geschäfts von Merck & Co hat diesem Bereich erst eine Größe verliehen, mit der das Unternehmen auf dem Weltmarkt mitspielen kann. 2015 wurden darüber hinaus des Diabetes-Geschäft an Panasonic Healthcare verkauft und das indische Gemüsesaatgut-Unternehmen Seedworks übernommen.

Dekkers wird ab Mitte April als Aufsichtsratsvorsitzender des Verbrauchsgüterkonzerns Unilever fungieren. Nachfolger Dekkers‘ als Vorstandsvorsitzender von Bayer wird Werner Baumann, der dem Vorstand bereits seit 2010 angehört. Baumann wurde 1962 in Krefeld geboren und trat nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften 1988 in die Bayer AG ein.

In seinen Ausführungen im Rahmen der Bilanzpressekonferenz kam Dekkers auch auf die Technologie-skeptische Stimmung in Europa zu sprechen. Der Manager rief dazu auf, Debatten um neue Technologien auf der Basis wissenschaftlicher Fakten zu führen. Erneut plädierte Dekkers für ein Überprüfen neuer regulatorischer Vorschriften auf ihre Folgen für die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft.

 

 

Kernkraft: Kein Grund zu Panik

Selbst bei den schwersten möglichen Unfällen in den Kernkraftwerken im benachbarten Ausland sind akute gesundheitliche Auswirkungen auf Österreichs Bevölkerung auszuschließen. Auch sind in solchen Fällen keine Evakuierungen notwendig. Im Gegenteil wären diese sogar kontraproduktiv, weil sie unnötige Panik hervorrufen könnten. Das betonte Viktor Karg, der Leiter der Abteilung Strahlenschutz im Umweltministerium, heute bei einer Pressekonferenz in Wien. Wie Karg erläuterte, ist Österreich für Nuklearunfälle im Ausland und deren mögliche großräumige Auswirkungen gut gerüstet. Bereits in den 1980er Jahren wurde ein automatisches Strahlenmessnetz mit 300 Stationen im gesamten Bundesgebiet aufgebaut, das schon zum Zeitpunkt des Reaktorunfalls in Tschernobyl am 26. April 1986 in Betrieb war und laufend modernisiert wurde. Heute ist das Netz, seinerzeit das erste der Welt, mit ähnlichen Systemen in ganz Europa verbunden. Die erhobenen Daten stehen online zur Verfügung und sind öffentlich zugänglich. In der Bundesstrahlenwarnzentrale am Wiener Donaukanal ist permanent ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst im Einsatz, der notfalls binnen Minuten auf einen Alarm reagieren kann. Um allenfalls nötige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu setzen, haben die Behörden mindestens mehrere Stunden, mit höchster Wahrscheinlichkeit aber sogar mehrere Tage, Zeit.

 

Karg zufolge könnten Sofortmaßnahmen indessen nur bei sehr schweren Unfällen in einem grenznah gelegenen Kernkraftwerk erforderlich werden. Denkbar ist in diesem Zusammenhang etwa die Ausgabe von Iodtabletten sowie die Anweisung an die Bevölkerung, kurzfristig unnötigen Aufenthalt im Freien zu vermeiden. Iodtabletten dienen dazu, die Anreicherung radioaktiver Iod-Isotope, die bei sehr schweren Nuklearunfällen in die Atmosphäre gelangen können, in der Schilddrüse zu verhindern und damit das Entstehen von Schilddrüsenkrebs zu verhindern. Ausreichende Vorräte an Iodtabletten sind in Österreich verfügbar.

 

Bei geringer Betroffenheit Österreichs, wie diese etwa anlässlich des Unfalls von Tschernobyl gegeben war, können Maßnahmen zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit sinnvoll sein. Dies könnte etwa ein zeitweiliges Weideverbot für Milchkühe bedeuten.

 

Besserer Informationsaustausch

 

Infolge des Unfalls von Tschernobyl wurde auch der internationale Informationsaustausch über potenziell gefährliche Ereignisse in Kernkraftwerken maßgeblich verbessert. So gilt seit 1986 das Übereinkommen der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) über die frühzeitige Benachrichtigung bei Störfällen. Ein Jahr später erfolgte die Entscheidung des Rates der damaligen Europäischen Gemeinschaften (EG), der heutigen EU, über den beschleunigten Informationsaustausch in Krisenfällen. Überdies schloss Österreich bilaterale Abkommen mit den die Kernenergie nutzenden Nachbarstaaten über den frühzeigigen Austausch von Informationen aus dem Bereich der nuklearen Sicherheit und des Strahlenschutzes. Wie Andreas Molin, der Leiter der AbteilungI/6 „Allgemeine Koordination von Nuklearangelegenheiten“ im Umweltministerium dem Chemiereport erläuterte, stehen Österreich damit wesentliche Informationen erheblich rascher zur Verfügung, als dies sonst der Fall wäre. Somit können allfällige Schutzmaßnahmen schneller eingeleitet werden, was die Sicherheit der Bevölkerung weiter verbessert.

 

Karg ergänzte, das Umweltministerium sei im Zusammenhang mit eventuellen Nuklearunfällen auch für die Information der Bevölkerung zuständig - sowohl zur Vorinformation, um die Menschen auf einen Notfall vorzubereiten, als auch zur Information im Zuge der Bewältigung des Notfalls. Grund zur Aufregung gibt es laut Karg aber auch im schlimmsten denkbaren Fall nicht.

 

Keine Belastung durch Fukushima

 

Unterdessen legte das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) den Bericht „Fukushima - Auswirkungen des Kernkraftwerksunfalls“ vor. Wie es darin heißt, waren in Österreich keine wie immer gearteten Auswirkungen durch den von einem Seebeben und eine nachfolgende Flutwelle ausgelösten Unfall im Kraftwerk Fukushima Daiichi am 11. März 2011 nachweisbar. Ein noch so geringer Anstieg der Strahlung war nicht messbar. Die berechnete zusätzliche Strahlenbelastung der österreichischen Bevölkerung belief sich auf rund 100 Nanosievert. Das ist weniger als ein Zehntausendstel der natürlichen Belastung.

 

Weitere Informationen zum Strahlenschutz in Österreich sind unter www.strahlenschutz.gv.at verfügbar.