Archive - Feb 9, 2016

Sanofi: Bilanz durchwachsen

Der französische Pharmakonzern Sanofi steigerte seinen Umsatz im Jahr 2015 bereinigt um Währungseffekte um 2,2 Prozent auf 37,05 Milliarden Euro. Hingegen sank der bereinigte Jahresüberschuss um 0,9 Prozent auf 7,37 Milliarden Euro. Den größten Teil des Umsatzes machten Arzneien mit 29,8 Milliarden Euro (+ 0,8 Prozent) aus, auf Impfstoffe entfielen 4,7 Milliarden (+ 7,3 Prozent), auf den Bereich Tiergesundheit 2,5 Milliarden (+ 10,8 Prozent). Insbesondere in den USA und Westeuropa waren in diesem Bereich im vierten Quartal 2015 starke Zuwächse zu verzeichnen. Wenig Freude dürfte Unternehmenschef Olivier Brandicourt dem gegenüber mit dem Diabetes-Geschäft haben, das im vierten Quartal um 12,6 Prozent zurückging. Der bisher wichtigste Umsatzbringer, Lantus, genießt keinen Patentschutz mehr. Das Nachfolgemedikament verkaufte sich bisher nicht gut genug, um die dadurch entstehenden Ertragsrückgänge auszugleichen.

 

Geographisch betrachtet, blieben die USA mit einem Umsatz von 13,4 Milliarden Euro der wichtigste Markt für Sanofi, gefolgt von den Wachstumsmärkten in Asien, Afrika, Osteuropa und Lateinamerika mit 12,0 Milliarden und Westeuropa mit 8,0 Milliarden Euro. Schwach entwickelte sich der japanische Markt, wo ein Umsatzminus um 6,6 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro zu verzeichnen war.

 

Brandicourt gab sich indessen zufrieden mit dem Jahresergebnis 2015. Neue Produkte, darunter die Diabetesmittel Toujeo und Praluent, seien erfolgreich auf wichtigen Märkten wie den USA und Westeuropa, eingeführt worden. Eine Reihe weiterer Arzneimittel befinde sich in der Pipeline. Auch die Restrukturierung des Konzerns mache Fortschritte. Wie Mitte Dezember berichtet, will Sanofi seinen Tiergesundheitsbereich an Boehringer-Ingelheim abgeben und im Gegenzug das Selbstmedikationsgeschäft des deutschen Pharmaunternehmens außerhalb Chinas übernehmen.

 

 

 

Commerzbank: Wettbewerbsdruck für deutsche Chemieindustrie steigt

Die deutsche Commerzbank rechnet für heuer mit einem Anstieg der Produktion von Spezialchemikalien in Deutschland um knapp drei Prozent. Im Unterschied dazu dürfte sich die Erzeugung chemischer Grundstoffe nur um 0,5 Prozent erhöhen, zeigt der neue „Branchenreport Chemie“ der Commerzbank. Wie es darin heißt, profitieren die Grundstoff-Erzeuger derzeit zwar vom Verfall der Ölpreise. Allerdings sind sie unter zunehmendem Druck aus den USA und aus dem Nahen Osten. Dort werden die Produktionskapazitäten erhöht. Außerdem sind in beiden Wirtschaftsräumen die Energiekosten niedriger als in Europa. Als weiteres Problem betrachtet die Commersbank, dass die „sehr exportorientierte“ deutsche Chemieindustrie rund zwei Drittel ihrer Ausfuhren innerhalb der EU tätigt. Dem gegenüber haben die USA als wichtigster außereuropäischer Handelspartner an den Gesamtexporten der Chemieindustrie einen Anteil von nur 5,5 Prozent.

 

Dazu kommt, dass die Schwellenländer technologisch aufholen und der deutschen Chemiebranche somit verstärkt auch im Spezialchemikaliengeschäft Konkurrenz machen. „Im Ergebnis wird die Wettbewerbsintensität für die deutschen Produzenten auch im Heimatmarkt zunehmen. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als zentrales Mittel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit noch mehr an Bedeutung, wobei die Nähe zum Kunden – gerade auch im Rahmen der Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Produkte – immer wichtiger wird“, stellt die Commerzbank fest. Die immer wieder als Zukunftsperspektive für Europa bezeichnete Digitalisierung wird in der deutschen Chemiebranche derzeit hauptsächlich von Großunternehmen angewandt. Die Klein- und Mittelbetriebe dagegen haben nach wie vor Probleme durch die „die noch nicht bewerkstelligte Standardisierung von Schnittstellen zwischen den einzelnen Wertschöpfungseinheiten.“

 

VCI gelassen

 

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie Deutschlands (VCI), Utz Tillmann, gab sich gelassen. Ihm zufolge hat der Bericht der Commerzbank vor allem eine gravierende Schwäche: Er konzentriert sich „in der Analyse auf die Chemie als solche. Die Verbundstruktur in der chemischen Industrie in Deutschland macht es aber erforderlich, die Pharma-Sparte einzubeziehen. Ohne die Produkte der Basis-Chemie würden Pharma und Spezialchemie in Deutschland schwieriger an Rohstoffe gelangen. Andererseits ist die Basis-Chemie auf die beiden Sparten als verlässliche Kunden angewiesen.“

 

Auch sei die Lage hinsichtlich der Energiekosten weniger dramatisch als von den Bankern dargestellt. Laut Tillmann ist Strom in Deutschland zwar um 50 Prozent teurer als in den USA, Erdgas sogar um 200 Prozent. Dennoch „liegen die Energiestückkosten (Anteil der Energiekosten an der Wertschöpfung) der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie nur rund zehn Prozent über denen der US-Konkurrenz.“ Laut Tillmann ist das vor allem der „hohen Effizienz“ der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie geschuldet.

 

Keinen Zweifel gibt es dem VCI-Spitzenfunktionär zufolge allerdings daran, dass „Industriestandort Deutschland seine Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit weiter verbessern“ muss. Immerhin habe die Politik die Zeichen der Zeit richtig gedeutet, wie das Bündnis „Zukunft der Industrie“ zeige.