Archive - Apr 2010

April 2nd

Wiener Forscher erstellen vollständige Genkarte der Herzfunktion

Unter Federführung von Josef Penninger und Greg Neely vom <a href=http://www.imba.oeaw.ac.at>Institut für Molekulare Biotechnologie</a> (IMBA)in Wien konnte die Gesamtheit der Gene identifiziert werden, die an der Regulation der Herzfunktion beteiligt sind. <% image name="HerzgeneKarte" %> <small>Die Karte zeigt die Interaktion aller Herzgene und ihrer Bindungspartner. Für ihre Erstellung wurden rund 2 Millionen Fliegen untersucht. © IMBA</small> Ein ganzes Netzwerk an Wissenschaftlern war notwendig, um das Netzwerk an Wechselwirkungen von etwa 500 Genen zu beschreiben, die dafür verantwortlich sind, den Herzrhythmus in Balance zu halten: Forscher aus den USA, Kanada, Japan, Indien, Italien und Deutschland waren am Erstellen einer solchen Landkarte beteiligt, darunter ein Fliegenherz-Spezialist aus La Jolla, Kalifornien, und ein Bioinformatik-Team aus Bangalore, Indien. Das Herzstück zur Bewältigung der Aufgabe hatte das Institut aber im eigenen Haus: die Wiener Drosophila-Bibliothek, ein Sammlung von 22.000 verschiedenen transgenen Stämmen der Taufliege, mit deren Hilfe die vollständige Kartierung erst möglich wurde. <b>Wie die Fliege, so der Mensch</b> Von den gefundenen Herz-Genen war bisher nur etwa ein Drittel bekannt, hunderte Kandidaten-Gene können nun auf ihre genaue Rolle bei der Regulation des Herzrhythmus untersucht werden. Einem dieser neu identifizierten Gene, das den Namen NOT-3 trägt, wurde gleich im Zuge des Projekts nachgegangen. Wird es blockiert, so entwickeln die Fliegen schwere Herzrhythmusstörungen und erweiterte Herzkammern, ein Krankheitsbild, das beim Menschen als „dilatative Kardiomyopathie“ bekannt ist und in seltenen Fällen vererbt werden kann. Keiji Kuba von der Akita University in Japan, ein früherer Mitarbeiter Penningers, konnte die an Fliegen gewonnenen Erkenntnisse auch für Wirbeltiere bestätigen. Blockiert man NOT-3 bei Mäusen, so kommt es ebenfalls zu krankhaften Veränderungen des Herzens und zu Herzstillstand bei Stress. Dass ein ähnlicher Mechanismus auch beim Menschen wirksam ist, wurde gemeinsam mit Andrew Hicks und Peter P. Pramstaller vom EURAC-Institut für Genetische Medizin in Bozen und Arne Pfeufer vom Institut für Humangenetik am Helmholtz Zentrum in München, gezeigt: Veränderungen in der NOT-3-Region korrelieren mit einer erhöhten Anfälligkeit für Herzprobleme. Patienten mit dieser Veranlagung weisen im EKG ein verlängertes QT-Intervall auf, das zu tödlichen Arrhythmien führen kann. Obwohl der Kreislauf bei Fliegen anders funktioniert als beim Menschen sind die Gene, die die Herzfunktion steuern, im Lauf der Evolution also kaum verändert worden. Wiener Forscher erstellen vollständige Genkarte der Herzfunktion

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