Archive - Jun 8, 2016

Daten vom Acker

Die Chancen und Herausforderungen der Landwirtschaft durch die Digitalisierung waren das Thema der Wieselburger Sommergespräche am 7. Juni im Technopol Wieselburg der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus. Wie in der vieldiskutierten „Industrie 4.0“ werden auch in der „Landwirtschaft 4.0“ in zunehmendem Maß Maschinen und Geräte vernetzt und wirken zusammen, um die Effizienz der Produktion zu steigern. Dies ermöglicht unter anderem ressourcenschonendes „Feldmanagement“ sowie die Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, erläuterte Heinrich Prankl, der Leiter für Forschung und Entwicklung des Technopols. Auch die Ausfallssicherheit des Maschinenparks lässt sich verbessern. Die notwendige Datengrundlage liefern laut Prankl unter anderem Boden, Pflanzen sowie die landwirtschaftlichen Maschinen selbst, aber auch Wetterdienste und Satelliten, die beispielsweise die Bodenbedeckung sowie die Vegetationsstruktur erfassen. Daten gebe es jede Menge. Daher empfehle sich, sie sinnvoll zu nutzen, betonte Prankl. Bereits auf dem Markt sind ihm zufolge Systeme, mit denen gleichsam „die Kuh dem Bauern ein SMS schickt, wenn sie gemolken werden muss.“

 

Landwirtschaft 4.0 in der Praxis

 

Nicht ganz so tierisch geht es bei der „Farmdok“ zu, einer Applikation, die am Technopol Wieselburg entwickelt wurde. Laut dem Geschäftsführer der Farmdok GmbH, Andreas Prankl, dient dabei das Smartphone während der Feldarbeit zur automatischen Dokumentation der jeweiligen Tätigkeit. Ein Algorithmus analysiert die GPS-Daten, die die Fahrt mit dem Traktor erzeugt. Die Software ist in der Lage, zu erkennen, ob gerade der Weg zum Acker zurückgelegt oder auf dem Acker gearbeitet wird. Ebenso ermittelt sie die Größe der bearbeiteten Fläche. Ferner kann sie zyklische Tätigkeiten identifizieren, etwa das Ausbringen von Gülle. So ist es möglich, den Aufwand an Betriebsmitteln für eine bestimmte Tätigkeit abzuschätzen und zu optimieren. Der Nutzen für den Landwirt: Erstens kann er seine gesetzlichen Dokumentationspflichten leichter erfüllen. Zweitens lässt sich die Datenbasis nutzen, um bessere unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Auf dem Markt erhältlich ist Farmdok seit März des heurigen Jahres. Laut Prankl ist das Interesse bei den Landwirten beträchtlich. Vorerst wird die „App“ in Österreich angeboten. Das Know-how bei der Analyse der GPS-Daten plant Prankl auch international zu vermarkten.

 

Treibstoff für Innovationen“

 

Wertschöpfung durch Technologieführerschaft sowie durch die Vermarktung neuer Technologien im In- und Ausland zu unterstützen, ist eine der Aufgaben der Ecoplus, erläuterte deren Bereichsleiter Unternehmen & Technologie, Claus Zeppelzauer. Dabei gehe insbesondere um das Zusammenbringen von Unternehmen und Personen mit innovativen Ideen. Aufgabe der Technopole sei es, Projekte zur Marktreife zu bringen. Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki betonte die Bedeutung von Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen als „Treibstoff für Innovationen in Niederösterreich“. Die Ecoplus wolle gerade auch kleine und mittelgroße Unternehmen „dazu motivieren, sich mit Forschung und Entwicklung auseinanderzusetzen. Wir dürfen die Innovationen nicht nur den Big Playern überlassen“.

 

Offen kommunizieren

 

Dass die „Landwirtschaft 4.0“ kommt, ist unausweichlich“, konstatierte Josef Plank, der Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes und stellvertretende Generalsekretär der Landwirtschaftskammern Österreich. Die jüngere Generation der Landwirte sei „mit Begeisterung dabei, die Älteren sind oft maßlos überfordert“. Immer wieder träten auch Ängste zutage, „fremdgesteuert“ zu sein und als bloßer Lieferant von Daten zu dienen, mit denen andere Akteure wirtschaftlichen Nutzen generieren. „Starke schaffen Fakten. Die anderen hinken permanent hinterdrein“, beschrieb Plank die Gefühlslage. Ihm zufolge ist es notwendig, diese Bedenken ernst zu nehmen und die Herausforderungen ebenso wie die Chancen für die Landwirtschaft im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt offen zu kommunizieren. Auch gelte es, die Voraussetzungen für die Nutzung neuer Technologien im ländlichen Raum zu schaffen. „Der Breitbandausbau ist einfach ein Muss“, betonte Plank.

 

Ähnlich argumentierte Michaela Hinterholzer, Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Ecoplus. Die Landwirtschaft müsse sich für die Digitalisierung „frühzeitig wappnen. Hier am Technopol Wieselburg ist dieses Thema gut verankert“. Wieselburg, das „jüngste“ der vier Ecoplus-Technopole, habe sich gut entwickelt. Außerdem gebe es in der Region „viel Platz, um Spin-offs anzusiedeln“.

 

 

 

CEFIC: Chemikalienproduktion stagniert weiter

 

 

Die Produktion der europäischen Chemieindustrie lag im ersten Quartal 2016 um 0,2 Prozent unter dem Vergleichswert 2015. Das teilte der Branchenverband CEFIC in seinem neuesten Trend Report mit. Positiv entwickelten sich Farbstoffe und Pigmente (plus 5,1 Prozent), Primärkunststoffe (plus 4,0 Prozent) sowie Parfums und Körperpflegemittel (plus 2,9 Prozent). Gesunken ist dagegen die Erzeugung von anorganischen Basischemikalien (minus 0,8 Prozent), Seifen und Detergenzien (minus 1,3 Prozent) sowie Agrochemikalien.

 

Einen Rückgang um 3,3 Prozent verzeichnete die CEFIC bei den Erzeugerpreisen. Ausschlaggebend dafür war vor allem das Sinken der Preise für Petrochemikalien um 8,1 Prozent und für Polymere um 1,5 Prozent. Im Gegensatz dazu stiegen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent. Die Umsatzerlöse der Branche fielen in den ersten zwei Monaten 2016 gegenüber 2015 um 2,2 Prozent.

 

Wie die CEFIC warnt, ist zumindest für die kommenden sechs Monate keine Erholung in Sicht. Nach wie vor liegt der EU Chemical Industry Confidence Indicator (CCI) leicht unter dem langjährigen Durchschnitt.

 

Exportüberschuss gestiegen

 

Positiv entwickelten sich im Gesamtjahr 2015 die Exporte. Der damit erzielte Überschuss belief sich auf rund 44,7 Milliarden Euro, um 1,5 Milliarden mehr als 2014. Zurückzuführen ist dies laut CEFIC vor allem auf den US-amerikanischen Markt sowie auf den Mittleren Osten. Der Exportüberschuss in die USA erhöhte sich um 3,1 Milliarden Euro auf 8,1 Milliarden Euro. Laut CEFIC zeigt das die Bedeutung des geplanten Handelsabkommens TTIP. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe mit Großunternehmen als Kunden würden davon ihr zufolge profitieren. Gegenüber China, Indien und Japan erwirtschaftete die europäische Chemieindustrie dagegen ein Außenhandelsdefizit von 1,02 Milliarden Euro. Die Exporte in die Russländische Förderation brachen um 14,9 Prozent bzw. 1,4 Milliarden Euro ein. Die Importe aus Russland sanken um 13,8 Prozent bzw. 1,2 Milliarden Euro.