Archive - Jun 2016

June 23rd

Hohe Auszeichnung für Erich Erber

Der Gründer der Erber Group, Erich Erber, wurde von Landeshauptmann Erwin Pröll mit dem „Silbernen Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ ausgezeichnet. Erber hat in den vergangenen 30 Jahren eine Unternehmensgruppe mit rund 1.400 Mitarbeitern aufgebaut.

 

1983 gründete Erich Erber die Firma Biomin – zunächst ein kleines Vertriebsunternehmen für Futtermittel. Doch bald stieß der Unternehmer auf eine Problematik, die damals noch wenig beachtet war: der oft unerkannte Gehalt von Futtermitteln an Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen). Auf der Basis eigener Forschung und in Zusammenarbeit der universitären Wissenschaft entwickelte Biomin ein Portfolio an Futtermitteladditiven, mit denen Mykotoxine gebunden oder entgiftet werden können – die Grundlage des weltweiten Erfolgs des Unternehmens.

 

Auf dem Weg zum Weltkonzern

Durch Zukauf der Firmen Romer Labs (die auf dem Gebiet der Lebensmitteldiagnostik tätig ist) und Sanphar (einem Hersteller von Tierarzneimitteln) wurde das Unternehmen schrittweise zur Gruppe erweitert. Früh betrieb Erich Erber auch die Internationalisierung des Geschäfts und erkannte vor allem Asien und Südamerika als bedeutende  Märkte. In der Division „Future Business“ werden heute zudem Biotechnologie-Projekte in Entwicklung und Produktion vorangetrieben.

Heute ist die Erber Group mit insgesamt 1.400 Mitarbeitern in mehr als 120 Ländern vertreten und erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von rund 280 Millionen Euro. Landeshauptmann Erwin Pröll würdigte in seinen Worten den „einzigartigen Weg“, den Erber gegangen sei und auf dem er "aus kleinsten Anfängen ganz Großes geschaffen“ habe. Erber betonte demgegenüber seine Erfolgsformel „Passion, People & Profit“: „Wenn die richtigen Leute leidenschaftlich einer gemeinsamen Vision folgen, stellt sich der Erfolg automatisch ein.“ 2014 zog sich Erber aus dem operativen Geschäft zurück, gestaltet die Zukunft des Unternehmens aber als Aufsichtsratsmitglied weiter mit.

 

 

 

June 21st

FTI-Strategie: Umsetzung mangelhaft

Es steht weiterhin schlecht um die Umsetzung der Forschungs- und Technologieentwicklungsstrategie (FTI-Strategie) des Bundes. Das betonten der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE), Hannes Androsch, sowie der stellvertretende Ratsvorsitzende Markus Hengstschläger, heute bei der Präsentation ihres Jahresberichts in Wien. Ihrer Ansicht nach bestehen vor allem fünf Probleme:

Erstens ist die „Performance“ des Bildungssystems nach wie vor schlecht. Auch die dringend notwendigen Reformen gehen „nur schleppend voran“.

Zweitens gibt es zu wenig Geld für die Grundlagenforschung. Zwar liegt der Anteil der Mittel am BIP mit 0,56 Prozent international gesehen „im vorderen Mittelfeld forschungsstarker Nationen“. Jedoch wird das Geld zu sehr über Basisfinanzierungen und zu wenig in kompetitiver Weise vergeben, also über den Wettbewerb zwischen den Forschungsstätten.

Drittens verläuft die Gründung innovativer Unternehmen schlechter als wünschenswert. Es fehlt an Risikokapital, auch die „bürokratischen, regulativen und steuerlichen“ Hürden für die Gründung einer GmbH sind zu hoch. Dazu kommen die „komplexen und unübersichtlichen“ Fördersysteme. Ein „Streamlining“ sei dringend zu empfehlen

Viertens ist die private Finanzierung von Forschung und Entwicklung unzureichend. So sollte laut FTI-Strategie der Anteil der privaten F&E-Finanzierung im Jahr 2020 mindestens 66 Prozent, wenn möglich sogar 70 Prozent, betragen. Laut dem aktuellen Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht liegt der Anteil heuer bei 47,8 Prozent. Auf den öffentlichen Sektor entfallen 36,1 Prozent, auf Finanzmittel aus dem Ausland rund 16 Prozent. 

Fünftens schließlich bestehen „Schwächen in der Governance des FTI-Systems“. Die Kompetenzen sind zersplittert, das Bundeskanzleramt und die zuständigen Ministerien (Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, Technologieministerium, Bildungsministerium sowie Finanzministerium) stimmen sich zu wenig ab. Auch die einschlägigen Abteilungen des Arbeits-, des Umwelt- und des Gesundheitsministeriums sind unzureichend eingebunden.

 

Gefahr des Zurückfallens

 

Angesichts dessen laufe Österreich Gefahr, sein Ziel laut der FTI-Strategie zu verfehlen, warnte Androsch. Dieser zufolge soll die Republik bis 2020 zu den europäischen „Innovation Leaders“ gehören. Androsch fügte hinzu, schon jetzt leide Österreich unter einer „unbefriedigenden Wirtschaftsentwicklung“. Diese sei zumindest teilweise durch die mangelhafte „Innovationsdynamik“ bedingt. Gehe die Regierung die ihr ja bekannten Probleme nicht an, „fallen wir weiter zurück. Das bedeutet weniger Wirtschaftsleistung, weniger Wohlstand und mehr Arbeitslosigkeit“.

 

Immerhin habe Bundeskanzler Christian Kern „rein verbalisiert“ ein besseres Verständnis für die Situation. „Auch die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid kennt sich aus. Von da her hat sich die Lage gebessert“. Weniger optimistisch äußerte sich Hengstschläger: Mit Beatrix Karl und Karlheinz Töchterle seien bereits Professoren an der Spitze des Wissenschaftsministeriums gestanden. Verbessert habe sich dadurch nichts. Und trotz der kürzlichen Änderungen in der Regierung „sehe ich nicht, dass sich etwas tut“. Hoffnungslos sei die Lage allerdings nicht, betonte Androsch: „Singapur war vor 30 Jahren ein Dritte-Welt-Land. Heute hat es zwei Universitäten von Weltrang“. 

June 20th

Schwerpunkt Oberflächentechnik in Niederösterreich

Das Land Niederösterreich hat im Rahmen seines FTI-Programms einen Call zum Thema „Intelligente Systeme und Oberflächen“ ausgeschrieben. Fünf an den Technopolen Wiener Neustadt und Krems angesiedelte Projekte erhielten den Zuschlag.

 

Aus acht eingereichten Projekten wählte eine international besetzte Fachjury fünf wissenschaftliche Vorhaben aus, die nun mit insgesamt 745.745 Euro unterstützt werden. Das Rennen machten dabei Projekte, die von Manfred Bammer (Austrian Institute of Technology), Helmut Loibl (Fotec GmbH, die Forschungsesellschaft der FH Wiener Neustadt), Volker Uhl (OFI) sowie Hubert Brückl (Zentrum für Integrierte Sensorsysteme der Donau-Universität Krems, ZISS) geleitet werden.

Die ausgewählten Forschungsprogramme erhalten durchschnittlich 50 Prozent Förderung, weisen eine Laufzeit von bis zu zwei Jahren auf und umfassen pro Projekt mindestens zwei Partner. Thematisch spannt sich der Bogen von funktionalen Oberflächen medizinischer Implantate bis hin zu intelligenten Steuerungen für die Straßenbeleuchtung.

 

 

 

EFPIA: Exportüberschuss stark gestiegen

Laut Schätzungen des europäischen Pharmaindustrieverbands EFPIA belief sich der Produktionswert der Branche im Jahr 2015 auf rund 225 Milliarden Euro. Gegenüber 2014 entspricht das einem Plus von 3,9 Milliarden Euro oder 1,8 Prozent. Das zeigt der vor wenigen Tagen erschienene statistische Bericht des Verbands. In den Zahlen inkludiert ist neben der Pharmaproduktion der EU-Mitglieder auch jene der Schweiz, Norwegens und der Türkei. Dem Bericht zufolge exportierten diese Staaten Medikamente im Wert von 361,5 Milliarden Euro und importierten solche im Wert von 275 Milliarden. Somit ergibt sich ein Ausfuhrüberschuss von 86,5 Milliarden Euro, im Vergleich zu 2014 ein Zuwachs von 13,5 Milliarden Euro oder 18,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs um lediglich 0,2 Prozent von 723.450 auf 725.000.

 

Von 30,9 auf 31,5 Milliarden Euro und somit um 1,9 Prozent angestiegen sind von 2014 auf 2015 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (R&D). Allerdings liegen die jährlichen R&D-Ausgaben der europäischen Pharmaindustrie schon seit rund anderthalb Jahrzehnten unter denen der USA. Im Jahr 2014 investierten die US-Amerikaner rund 40,7 Milliarden Euro in diesem Bereich, 2015 waren es rund 47 Milliarden. Immerhin gaben die europäischen Pharmaunternehmen in den vergangenen Jahren stets etwa doppelt so viel für R&D aus wie Japan, das 2014 etwa 14,9 Milliarden investierte.

 

Am Weltmarkt für Arzneimittel hat Europa einen Anteil von 22,2 Prozent. Es liegt damit an zweiter Stelle hinter Nordamerika (USA und Kanada) mit 48,7 Prozent. Die Nummer 3 bilden Australien sowie die Staaten Afrikas und Asiens mit Ausnahme Japans mit insgesamt 16,6 Prozent, gefolgt von Japan selbst mit 8,1 Prozent und Lateinamerika mit 4,4 Prozent. Klar ist laut EFPIA, dass die Entwicklungs- und Schwellenländer als Pharmamärkte immer bedeutender werden. Insbesondere trifft dies ihr zufolge auf China und Brasilien zu.

 

 

 

 

June 17th

„More than Moore“

In Graz findet von 27. bis 29. Juni zum zweiten Mal die Konferenz <a href= http://nanofis.net target=“_blank“>NanoFIS</a> statt, die mit renommierten Vortragenden aus den Bereichen nanostrukturierte Materialien, Nanoelektronik und Nanosensoren aufwarten kann.

 

Die Tagung, die vom Materials Center Leoben gemeinsam mit Techkonnex Hightech Promotion veranstaltet wird, fokussiert auf jene Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Materialforschung, Elektronik und Mikrosystemtechnik, die neue Horizonte für die europäische Industrie versprechen. Nach Jahrzehnten, in der die Mikroelektronik von zunehmender Miniaturisierung geprägt war und dabei dem Mooreschen Gesetz folgte (jener Voraussage des Intel-Gründers Gordon Moore, der zufolge sich die Integrationsdichte eines integrierten Schaltkreises alle zwei Jahre verdoppelt), heißt die Devise nun „More than Moore“. Durch Integration von Funktionalitäten, die mithilfe von neuartigen Nanomaterialien, aber auch aus Optik, Chemie, Biotechnologie und Mikrofluidik eingebracht werden können, sollen demnach neue Optionen für die Elektronik-Industrie entstehen.

 

Ganze Wertschöpfungskette im Blick

Dieser Thematik ist im Rahmen der NanoFIS auch eine Podiumsdiskussion gewidmet, an der Vertreter der Halbleiterindustrie, der akademischen Forschung und der Forschungsförderung teilnehmen werden. Die verschiedenen Vortragsstränge der Konferenz beleuchten die Konsequenzen dieser Entwicklung für die gesamte Wertschöpfungskette: So werden neuartige Eigenschaften nanostrukturierter Materialien ebenso zur Sprache kommen wie die Untersuchung der Verlässlichkeit der auf diese Weise entstehenden Systeme, Fragen der Systemintegration ebenso wie die neu erwachsenden Herausforderungen für industrielle Herstellungsprozesse.

Zwei Sessions sind ganz dem Thema Nanosensoren gewidmet und spannen den Bogen von Graphen-basierten Systemen über Anwendungen der Mikrofluidik bis hin zu plasmonischen Nanopartikeln. Unter den Keynote Speakers der NanoFIS sind Bernd Römer (Infineon), Jong Min Kim (Universität Cambridge), Liwe Lin (University of Califoria, Berkeley) und Juan Daniel Prades (Universität Barcelona).

 

 

 

 

BASF bietet 2,8 Milliarden Euro für Chemetall

Um 2,8 Milliarden Euro will der deutsche Chemiekonzern BASF das Oberflächentechnik-Unternehmen Chemetall übernehmen. Eine diesbezügliche Vereinbarung sieht vor, die Transaktion bis Ende des heurigen Jahres abzuschließen, teilte BASF mit.

 

Die Chemetall soll in den Geschäftsbereich Coatings der BASF eingegliedert werden. Sie hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main und gehört seit 2015 dem US-amerikanischen Albemarle-Konzern, der ihr Mutterunternehmen, den Spezialchemikalienhersteller Rockwood Holdings, erwarb. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Chemetall mit 2.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 751 Millionen Euro sowie ein EBITDA von 179,6 Millionen Euro. Für heuer werden ein Umsatz von 756,6 Millionen Euro sowie ein EBITDA von 192,9 Millionen Euro erwartet.

 

Zu den wichtigsten Kunden des Unternehmens gehören die Auto- und die Luftfahrtindustrie. Seitens der BASF hieß es, Chemetall ergänze das eigene Oberflächenbehandlungsgeschäft „hervorragend“. Mit der Übernahme könne die Position als „complete solutions provider“ in diesem Segment weiter gestärkt werden. 

June 16th

Weiter Debatten um endokrine Disruptoren

Kritik an den gestern von der EU-Kommission präsentierten Kriterien für endokrine Disruptoren (EDs) kommt nun auch vom europäischen Chemieindustrieverband CEFIC und vom deutschen Verband der Chemischen Industrie (VCI). In einer gemeinsamen Aussendung der CEFIC, des Kunststoffindustrieverbands Plastics Europe und des Verbandes der Pflanzenschutzmittelhersteller (ECPA) heißt es, die Vorschläge seien „nicht akzeptabel“. Faktisch würden keine Kriterien festgelegt. Statt dessen übernehme die Kommission lediglich die Definition der WHO, die unzureichend sei. CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink verlautete: „Nach etlichen Jahren haben wir nun nur eine neuerliche Bekräftigung der WHO-Kriterien. Das schafft zwar wenigstens mehr Klarheit, ist aber unzureichend. Wir müssen höchstmögliche Sicherheitsstandards festlegen, die gleichzeitig Innovationen ermöglichen.“ ECPA-Generaldirektor Jean-Jacques Bocquet bemängelte, aufgrund des Vorschlags der EU-Kommission müssten Pflanzenschutzmittel verboten werden, die Stoffe beinhalten, „wie sie auch in alltäglichen Produkten vorkommen, zum Beispiel Kaffee“. Dies sei sinnlos. Die Kriterien sollten ausschließlich auf wirklich bedenkliche Substanzen abstellen, nicht aber auf solche, die die Landwirtschaft zur Produktion sicherer, gesunder und erschwinglicher Nahrungsmittel benötige. Ähnlich argumentierte Karl Förster, der Exekutivdirektor von Plastics Europe.

 

Konzentration aufs Wesentliche

 

Auch der VCI sieht den Vorschlag der Kommission „kritisch“, betonte Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann: „Zwischen hormonell aktiven Stoffen, die sicher verwendet werden können, und denen, die schon bei niedrigen Mengen oder Dosierungen eine schädliche Wirkung haben, kann damit nicht unterschieden werden. Es darf nicht dazu kommen, dass eine Vielzahl von Stoffen, die wichtig für modernen Pflanzenschutz oder effiziente Materialien ist, verboten wird“. Tillmann zufolge unterliegen endokrine Disruptoren bereits einer Reihe von Vorschriften: „Im Rahmen der europäischen Chemikalienverordnung REACH können sie einer Zulassungspflicht unterworfen werden. Die Verordnungen für Pflanzenschutzmittel oder Biozid-Produkte schreiben sogar ein weitreichendes Verwendungsverbot vor“. Tillmann empfiehlt daher, neue Regulierungen für endokrine Disruptoren auf Stoffe zu beschränken, „die bereits in niedrigen Mengen oder Dosierungen eine schädliche Wirkung beim Menschen oder in der Umwelt auslösen. Die Entscheidung, ob ein Stoff reguliert werden muss, sollte die Schwere der schädlichen Effekte, die Reversibilität eines negativen Effekts sowie die Aussagekraft der wissenschaftlichen Daten berücksichtigen“.

 

 

 

June 15th

Endokrine Disruptoren: EU-Kommission präsentiert Kriterien

Die EU-Kommission präsentierte am 15. Juni die seit langem erwarteten Kriterien, nach denen Pestizide sowie Biozide als hormonell schädigende Stoffe (endokrine Disruptoren, EDs) einzustufen sind. Wie bereits im März angekündigt, stützt sich die Kommission dabei auf die Begriffsbestimmung von EDs durch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Dieser zufolge ist ein Stoff ein ED, wenn er die menschliche Gesundheit schädigt, auf das Hormonsystem wirkt sowie seine Wirkung auf das Hormonsystem der Grund für die Gesundheitsschädigung ist. Laut EU-Kommission erfolgt die Definition eines Stoffes als ED „unter Heranziehung aller relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse, mit einer Gewichtung der Erkenntnisse nach ihrer Beweiskraft („Weight-of-evidence“-Ansatz) und mit einer robusten systematischen Überprüfung“.

 

Ergänzend ersucht die EU-Kommission die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die Europäische Chemikalienagentur ECHA, zu prüfen, „ob einzelne zugelassene Stoffe, bei denen es Indizien dafür gibt, dass sie endokrine Disruptoren sind, nach den heute vorgelegten Kriterien als endokrine Disruptoren identifiziert werden können“. Damit können die beiden Behörden die neuen Kriterien anwenden, sobald sie in Kraft sind. Laut geltendem EU-Recht dürfen Biozide sowie Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen werden, wenn sie EDs sind. Ausgenommen sind Pflanzenschutzmittel, bei denen die Exposition vernachlässigbar ist, sowie Biozide, bei deren (sachgemäßer) Verwendung faktisch kaum Gesundheitsrisiken bestehen.

 

Die Vorschläge der Kommission müssen vom Europäischen Parlament und dem Rat im Rahmen regulärer Rechtssetzungsverfahren gebilligt werden. Die Kriterien gelten auch für Stoffe, die in die EU importiert werden. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission ihre Vorschläge an die Welthandelsorganisation WTO übermittelt. So haben Drittstaaten die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.

 

Vertane Chance“

 

Heftige Kritik kam vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Geschäftsführerin Sylvia Hofinger sprach von einer „vertanen Chance“. Die Kommission habe „mit ihrer unspezifischen Definition leider die Chance verpasst, die menschliche Gesundheit durch sinnvolle Kriterien und eine wissenschaftlich basierte Risikobewertung vor tatsächlich hormonell schädlichen Substanzen zu schützen. Diese breite Definition lässt keine Konzentration auf riskante Stoffe zu“. Ihr zufolge wird damit „der gefährliche und in der EU verbotene Weichmacher DEHP gleich behandelt wird wie zum Beispiel Kaffee, Bier oder Tofu“. Denn auch diese Lebensmittel enthielten Stoffe, die als EDs im Sinne der Vorschläge einzustufen wären. Das verunsichere die Bevölkerung und bringe für deren Gesundheit nichts. 

 

Hofinger zufolge sind generelle Kriterien, wie sie die EU-Kommission einführen will, sinnlos. Sie fordert statt dessen eine „stoffbezogene, wissenschaftliche Risikobewertung, bei der das Gefährdungspotenzial hormonaktiver Stoffe einzeln ermittelt wird“.

 

 

 

AIT sieht sich gut unterwegs

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 verzeichnete das Austrian Institute of Technology (AIT) ein Konzernergebnis von rund 3,1 Millionen Euro, etwa ebensoviel wie 2014. Auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) blieb mit rund 3,2 Millionen Euro stabil. Das berichteten die AIT-Geschäftsführer Anton Plimon, Alexander Svejkovsky und Wolfgang Knoll heute bei der Jahresbilanzpressekonferenz in Wien. Laut Plimon ist auch das heurige Jahr gut angelaufen. Setze sich der Trend des ersten Quartals fort, „liegen wir exakt so, wie es das Budget für heuer vorsieht“. Für das Gesamtjahr 2016 ist laut Finanzchef Svejkovsky ein Jahresergebnis von etwa zwei Millionen Euro zu erwarten. Der Rückgang gegenüber 2015 ergibt sich aus der Verdopplung der Investitionen von sechs auf rund 12,5 Millionen Euro. Plimon zufolge fließt das Geld zu jeweils etwa der Hälfte in die Modernisierung sowie in die Anschaffung von Geräten: „Damit haben wir eine saubere Basis für die Zukunft“. Unter anderem wird eine Kaltkammer-Druckgussmaschine für den Standort Ranshofen der Geschäftseinheit „Light Metals Technologies“ beschafft. Überdies entsteht ein neues Labor für die Entwicklung von Batteriematerialien. Den Auftragsstand im Jahr 2015 bezifferte Svejkovsky mit rund 152,0 Millionen Euro, um etwa 11,3 Millionen weniger als 2014. Ihm zufolge ist dies eine durch das Projektgeschäft bedingte Schwankung: „Langfristig geht der Trend nach oben.“

 

Ein wesentliches Thema der nächsten Aufsichtsratssitzung ist laut Plimon die Evaluierung der AIT-Unternehmensstrategie. Im Zuge ihrer Erarbeitung überprüfen fünf „Panels“, die von externen Experten geleitet werden, die „Performance“ des AIT und seiner Tochterunternehmen und geben Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung ab. Der Prozess ist im Wesentlichen abgeschlossen: „Dann beginnen wir mit der Umsetzung der kurzfristigen wie auch der langfristigen Maßnahmen, die sich aus den Empfehlungen ergeben“. Wie Plimon dem Chemiereport erläuterte, besteht eine der Empfehlungen darin, das jeweils relevante Umfeld von Forschungsfeldern zu untersuchen, um diese noch besser bearbeiten zu können.

 

Knoll, der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, ergänzte, dieses habe „Technologien zu entwickeln, die auf dem Markt tatsächlich nachgefragt werden“. Mit den geplanten Investitionen sei dies weiterhin gewährleistet. Aufgrund seiner Reputation werde das AIT mittlerweile auch eingeladen, in „Entscheidungs-, Definitions- und Designgremien“ für internationale Forschungsprogramme mitzuarbeiten, etwa im Rahmen von Horizon 2020 der EU und des nachfolgenden Vorhabens. Mit dem Complexity Science Hub habe das AIT eine Institution geschaffen, die sich unter anderem der Erarbeitung von Modellen für die zukünftige Entwicklung von Städten befasst. Dabei werden nicht nur die Infrastrukturnetze berücksichtigt, sondern auch die sozialen und die staatlichen Netze sowie deren wechselseitige Beeinflussung.

 

Im Steigflug“

 

Aufsichtsratschef Hannes Androsch resümierte, es sei seit 2007 gelungen, das AIT aus einem Sanierungsfall zu einer international ernstgenommenen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung zu machen: „Wir sind im Steigflug in Richtung Premier Ligue“. Dies sei nicht zuletzt den Eigentümern, dem Technologieministerium (BMVIT) und der Industriellenvereinigung (IV), zu danken. Androsch bestätigte dem Chemiereport, die vor wenigen Wochen angelaufene Aufsichtratsperiode werde definitiv seine letzte sein. Er sehe seine wichtigste Aufgabe darin, die Evaluierung der Strategie unter Dach und Fach zu bringen und sicherzustellen, „dass die Geschäftsführung die adaptierte Strategie umsetzen kann. Dann ist mission accomplished“. 

Biosimilarsverband fordert neues Erstattungsmodell

Der im April gegründete <a href=http://biosimilarsverband.at target=“_blank“>Biosimilarsverband Österreich</a> fordert ein neues  Erstattungsmodell für Nachahmerprodukte von Biopharmaka. Die derzeit gültige restriktive Regelung verhindere die Verfügbarkeit zahlreicher Produkte auf dem österreichischen Markt.

 

Derzeit werden Biosimilars (also Nachahmerpräparate zu Biopharmaka nach Ablauf von deren Patentschutz) bei der Erstattung gleich behandelt wie Generika: Der erste Biosimilar-Anbieter auf dem Markt muss seinen Preis gegenüber dem Originator um 48 Prozent absenken, der zweite  um 15 Prozent gegenüber dem ersten, der dritte um 10 Prozent gegenüber dem zweiten. Nach Ansicht von Sabine Möritz-Kaisergruber, Geschäftsführerin von Astro-Pharma und Präsidentin des Biosimilarsverband Österreich (BiVÖ) verhindere dieses Modell den Eintritt zahlreicher Produkte in den Österreichischen Markt. „Österreich ist das einzige EU-Land, das kein auf Biosimilars zugeschnittenes Erstattungsmodell hat“, so Möritz-Kaisergruber. Viele Anbieter würden sich auf einen solchen Preisnachlass nicht einlassen, nach Angaben des BiVÖ sind von 23 in Europa zugelassenen Biosimilars nur acht im österreichischen Erstattungskodex gelandet.

 

Hohes Einsparungspotenzial bei neuem Modell erwartet

Nach Ansicht des Verbands seien Generika und Biosimilar aber schwer zu vergleichen, weil der Entwicklungsaufwand für ein biologisches Nachahmerpräparat ungleich größer sei als für ein durch chemische Synthese erzeugtes Generikum – nicht nur, weil ein Produktionsprozess mithilfe von Mikroorganismen oder Zellkulturen etabliert werden muss, sondern auch, weil die für ein Zulassung erforderlichen Daten ungleich komplexer sind. Denn im Unterschied zu Generika reicht es für die Zulassung eines Biosimilars nicht zu zeigen, dass ein mit dem Original vergleichbares Wirkungsprofil (Bioäquivalenz) vorliegt, es müssen auch möglichst große Übereinstimmungen in der Molekülstruktur und im Herstellungsprozess nachgewiesen und klinische Daten zur Wirksamkeit (Vergleichsstudie mit dem Referenz-Biologikum) vorgelegt werden.

Zur Untermauerung seiner Argumentation gab der BiVÖ eine Studie beim Marktforschungsunternehmen IMS Health in Auftrag. Dabei wurde eingeschätzt, welche Patentabläufe in den nächsten Jahren zu erwarten sind und davon ausgegangen aus, dass bei einem Preisnachlass von 30 anstatt der derzeit geforderten 48 Prozent der österreichische Markt so attraktiv für die Anbieter würde, dass alle zugelassenen Biosimilars auch gelauncht werden. Unter diesen Annahmen errechnete IMS Health ein Einsparungspotenzial von 300 Millionen Euro bis zum Jahr 2020, das ohne Eintritt neuer Biosimilars in den heimischen Markt nicht abgerufen werden könne.

 

Der Biosimilarsverband

Der Biosimilarsverband Österreich (BiVÖ) wurde im April von den fünf Anbietern A-med, Astro-Pharma, Ratiopharm, Sandoz und Stada als Zweigverband des Österreichischen Generikaverbands gegründet. Laut Aussage eines Branchenvertreters wolle man damit nicht nur die öffentliche Sichtbarkeit der für Biosimilars bestehenden spezielle Situation erhöhen, sondern sich auch gegenüber Unternehmen wie Boehringer Ingelheim oder Pfizer öffnen, die nicht auf den Generika-, wohl aber auf den Biosimilars-Markt abzielen.

 

 

 

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